Migration: Schweiz meldet 64 Prozent mehr Asylgesuche als im Vorjahr

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MigrationSchweiz meldet 64 Prozent mehr Asylgesuche als im Vorjahr

2022 wurden in der Schweiz 24’511 Asylgesuche gestellt, 9583 mehr als im Vorjahr. Für 2023 rechnet das Staatssekretariat für Migration in seinem wahrscheinlichsten Szenario mit 27’000 neuen Asylgesuchen.

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job
Die Zahl der Asylgesuche haben in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um über 64 Prozent zugenommen.
2022 habe das SEM 17’599 Asylgesuche erstinstanzlich erledigt.
4816 Personen hätten Asyl erhalten, die Anerkennungsquote (Asylgewährung) sei bei 30,6 Prozent (2021: 37,0 Prozent) gelegen.
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Die Zahl der Asylgesuche haben in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um über 64 Prozent zugenommen.

20min/Anna Bila

Darum gehts

  • 2022 wurden in der Schweiz 24’511 Asylgesuche gestellt.

  • Das wichtigste Herkunftsland von Asylsuchenden 2022 war Afghanistan mit 7054 Gesuchen.

  • Stark geprägt wurde das Migrationswesen in der Schweiz während des letzten Jahres auch durch die Fluchtbewegungen, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurden.

2022 haben 24’511 Personen in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt, 9583 mehr als 2021. Der Anstieg der Asylgesuche um über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sei laut dem Staatssekretariat für Migration (SEM) primär auf folgende Gründe zurückzuführen:
■ Das Reisen wurde mit dem Ende der meisten einschränkenden pandemiebedingten Massnahmen im Frühjahr 2022 generell wieder einfacher.
■ Die Pandemie hat viele Volkswirtschaften in traditionellen Herkunfts- und Transitländern von Asylsuchenden geschwächt. Steigende Preise als Folge des Ukraine-Krieges haben die Situation zusätzlich verschärft. Damit erhöhte sich der Abwanderungsdruck in den betroffenen Ländern, sowohl bei Staatsangehörigen wie auch bei Migrantinnen und Migranten, die sich dort – teilweise seit längerem – aufhielten.
■ Insbesondere die Türkei hat vor diesem Hintergrund im Verlauf des vergangenen Jahres den Druck auf die 3,5 Millionen syrischen und geschätzt 200’000 bis 300’000 afghanischen Staatsangehörigen, die sich im Land aufhalten, erhöht, in ihre Heimat zurückzukehren. Dies hat im Verlauf des Sommers 2022 zu einer deutlichen Zunahme der Migration in Richtung Europa geführt.
■ Schliesslich erleichterten liberale Visumsbestimmungen einzelner Staaten die Reise nach Europa.

Meiste Asylsuchende aus Afghanistan

Das wichtigste Herkunftsland von Asylsuchenden 2022 war Afghanistan mit 7054 Gesuchen. Davon seien 95 auf Familienzusammenführungen, 168 auf Geburten und 73 auf Mehrfachgesuche zurückzuführen. Somit seien 6718 neue Asylgesuche von Personen afghanischer Herkunft verzeichnet worden.

Weitere wichtige Herkunftsländer waren 2022 die Türkei (3788 Primär- und 1003 Sekundärgesuche), Eritrea (426 Primär- und 1404 Sekundärgesuche), Algerien (1341 Primär- und 21 Sekundärgesuche) sowie Syrien (725 Primär- und 527 Sekundärgesuche).

Erstinstanzlich erledigte Asylgesuche

2022 habe das SEM 17’599 Asylgesuche erstinstanzlich erledigt. 4816 Personen hätten Asyl erhalten, die Anerkennungsquote (Asylgewährung) sei bei 30,6 Prozent (2021: 37,0 Prozent) gelegen. Die Schutzquote (Anteil Asylgewährungen plus vorläufige Aufnahmen aufgrund erstinstanzlicher Entscheide) sei bei 59,0 Prozent (gegenüber 60,7 Prozent im Jahr 2021) gelegen. Die Zahl der erstinstanzlich hängigen Fälle habe im Vergleich zum Vorjahr um 7801 auf 12’239 zugenommen.

Krieg in der Ukraine: Status S

Stark geprägt wurde das Migrationswesen in der Schweiz während des letzten Jahres auch durch die Millionen von Menschen, die wegen des Krieges in der Ukraine nach Mitteleuropa und in die Schweiz flohen. Am 12. März 2022 aktivierte der Bundesrat deshalb angesichts der grössten Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg den Schutzstatus S. Damit erhielten die Geflüchteten aus der Ukraine rasch ein Aufenthaltsrecht, ohne dass sie ein ordentliches Asylverfahren durchlaufen mussten.

Allein in den ersten sechs Wochen nach Aktivierung des Schutzstatus S wurden über 40’000 schutzsuchende Personen, welche die Ukraine aufgrund des Krieges verlassen haben, in der Schweiz registriert. Bis Ende 2022 haben 74’959 Schutzsuchende den Status S beantragt; er wurde in 72’611 Fällen gewährt. 7621 Personen haben im letzten Jahr den Schutzstatus wieder beendet; bei 1542 Personen war dessen Beendigung Ende 2022 in Prüfung.

Anfang November 2022 hat der Bundesrat entschieden, den Schutzstatus S für Schutzsuchende aus der Ukraine nicht vor dem 4. März 2024 aufzuheben, sofern sich die Lage in der Ukraine bis dahin nicht grundlegend verändert haben sollte.

Ausblick Asylgesuche 2023

Für 2023 rechnet das SEM gemäss dem wahrscheinlichsten Szenario mit 27’000 (±3000 Gesuche) neuen Asylgesuchen. Für die Zahl der in der Schweiz gestellten primären Asylgesuche sei zentral, wie sich die Migration aus der Türkei nach Griechenland und Bulgarien, die Weiterwanderung aus Griechenland und Bulgarien sowie die Migration aus der Türkei nach Italien entwickeln würden.

Mitentscheidend seien zudem der Umfang der Migration aus Nordafrika sowie den visumsbefreiten Staaten in Richtung Europa, und die Asyl- und Rückführungspraxis unserer vier Nachbarstaaten; auch deren Grenzkontrollmassnahmen könnten einen Einfluss haben.

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