Schweizer ArbeitsmarktFachkräftemangel spitzt sich zu – hier fehlt am meisten Personal
Schon 2022 verzeichnete die Schweiz einen akuten Fachkräftemangel, der sich seither weiter zuspitzt. Besonders gesucht sind Personen im Gesundheitsbereich und in der IT-Branche.
Darum gehts
Der Fachkräftemangel in der Schweiz erreicht erneut einen neuen Rekordwert.
Besonders knapp sind Fachkräfte in der Gesundheits-, IT- und Technikbranche.
Hilfskräfte, allgemeine Büro- und Sekretariatsangestellte und Führungspersonen sind nicht sehr gesucht.
Bereits 2022 erreichte der Fachkräftemangel in der Schweiz einen Höchststand. Nun stieg er erneut um 24 Prozent – ein weiterer Rekordwert, wie die neueste Ausgabe des jährlichen Fachkräftemangel-Index von Adecco und der Universität Zürich zeigt.
Denn während es vergleichsweise wenig Stellensuchende gibt – die Arbeitslosenquote beträgt derzeit nur zwei Prozent – sind die offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gestiegen. «Der derzeitig überhitzte Arbeitsmarkt resultiert hauptsächlich aus der starken wirtschaftlichen Erholung, die nach der Aufhebung der Corona-Massnahmen einsetzte und die Fachkräftenachfrage deutlich antrieb», sagt Marcel Keller, Country President Adecco Gruppe Schweiz.
Insgesamt hat sich das Wachstum des Fachkräftemangels aber verlangsamt. Die Gründe sieht der Index in der Inflation und einem starken Franken, aber auch eine sich allgemein abschwächenden Weltwirtschaft und wachsenden globalen Unsicherheiten. So zeigt die Erhebung auch, dass es insbesondere exportorientierte Wirtschaftszweige schwer haben. Sie haben mit der sinkenden globalen Nachfrage zu kämpfen. Die Binnenwirtschaft hingegen nicht, weshalb sie weiterhin Stellen aufbauen.
Gesundheitsangestellte sind gefragt
Wie bereits im Vorjahr herrscht der akuteste Fachkräftemangel in der Gesundheitsbranche – besonders gefragt sind etwa diplomierte Pflegefachpersonen, Endokrinologen oder Apotheker. Entspannt hat sich gegenüber 2022 der Mangel an IT- und Software-Spezialisten. Trotzdem nimmt diese Berufsgruppe den zweiten Platz ein. «Nicht nur die Zahl der offenen Stellen ist deutlich zurückgegangen, sondern auch die Zahl der Arbeitssuchenden hat stark zugenommen», erklärt Yanik Kipfer vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz der Universität Zürich. Aufs Siegertreppchen der meistgesuchten Fachkräfte schaffen es auch ingenieurtechnische Berufe wie Maschinentechniker und Heizungsplaner.
In den Top 10 des Fachkräftemangel-Rankings sind vor allem technische Berufe vertreten. Der Mangel beschränkt sich nicht nur auf Berufsgruppen mit Hochschulabschluss, sondern auch auf jene Berufe mit Lehrabschluss. Dringend gesucht werden etwa Elektriker, Polymechaniker, Produktionsmechaniker, Maschinenmechaniker und Maschinenschlosser.
Eigentlich ein Arbeitskräftemangel
Bei gewissen Berufsgruppen gibt es laut dem Index aber auch ein Überangebot an Bewerbern. Dazu gehören Hilfsarbeitskräfte, allgemeine Büro- und Sekretariatskräfte sowie Führungskräfte. Doch auch hier zeige die Erhebung, dass sich das Fachkräfteüberangebot stark reduziert hat.
«Was wir heute auf dem Schweizer Arbeitsmarkt erleben, ist ein eigentlicher Arbeitskräftemangel. Auch in Berufsgruppen, in denen kein akuter Fachkräftemangel herrscht, wird es immer schwieriger, neue Mitarbeitende zu rekrutieren», sagt Martin Meyer, Leiter Adecco Deutschschweiz.
Bist du derzeit auf Arbeitssuche?
Ähnlich sieht es Keller. In Bezug auf den Fachkräftemangel schätzt er, dass sich dieser das kommende Jahr aufgrund der gedämpften Wirtschaftsaussichten entspannen könnte. Aber: «Einflussfaktoren wie die alternde Bevölkerung, die fortschreitende Digitalisierung und der Übergang zu einer Green Economy werden diese Entwicklung auch in Zukunft weiter antreiben.» Daher werden sich Schweizer Unternehmen auch langfristig mit einem Fachkräftemangel beschäftigen müssen.
Folgst du 20 Minuten schon auf Whatsapp?
Bleib informiert und abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten: Dann bekommst du morgens und abends ein Update mit unseren bewegendsten Geschichten direkt auf dein Handy – handverlesen, informativ und inspirierend.