«Extrem bedauerlich»: Gefährdet Mondelez gerade Toblerone?

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Milch aus Ausland?Macht Mondelez die Toblerone kaputt, Herr Van de Put?

Toblerone drohe ein ähnliches Schicksal wie Milka, warnen Marketingexperten und Chocolatiers. Die Schokolade verliere zunehmend ihre Swissness.

Bei Toblerone ist das Matterhorn weg, seit die Produktion nicht mehr nur in Bern, sondern auch in der Slowakei ist.
Früher war auf der Toblerone-Verpackung noch mit der berühmteste Schweizer Berg abgebildet.
Nun könnte die fürs Ausland bestimmte Toblerone bald auch ausländisches Milchpulver enthalten.
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Bei Toblerone ist das Matterhorn weg, seit die Produktion nicht mehr nur in Bern, sondern auch in der Slowakei ist.

20min/Taddeo Cerletti

Milchpulver für Toblerone: Darum gehts

  • Toblerone-Hersteller Mondelez könnte für die Schoggi bald auf ausländisches Milchpulver setzen.

  • Das legt ein Bericht nahe.

  • Die Firma will den Bericht weder bestätigen noch dementieren.

Die Schweiz hat einen exzellenten Ruf im Ausland. Swissness ist ein Kassenschlager. Viele Firmen wollen davon profitieren, mit dem Schweizer Kreuz im Logo und Symbolbildern wie dem Matterhorn. Eines der bekanntesten Beispiele ist die mehr als 100-jährige Toblerone.

Doch seit die dreieckige Schoggi zum US-Nahrungsmittelkonzern Mondelez gehört, ist immer weniger Schweiz drin. Weil die Toblerone nicht mehr nur in Bern, sondern auch in der Slowakei hergestellt wird, verlor die Kult-Schoggi das «Swissness»-Label. Im vergangenen Jahr kam das Matterhorn von der Verpackung weg.

Nun droht der nächste Schritt. Laut Branchenkennern gibt es Hinweise darauf, dass Mondelez zum Jahresende für die fürs Ausland bestimmte Toblerone von Schweizer auf ausländisches Milchpulver umsteigen will, wie der «Blick» schreibt.

Toblerone bald wie Milka?

Die Milchbranche ist alarmiert. «Mondelez ist der grösste Abnehmer unter den Schokoladenherstellern», sagt Stefan Kohler, Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch auf Anfrage. Knapp 40 Millionen Liter Milch pro Jahr hätten keinen Abnehmer mehr, das entspreche der Menge von 6300 Kühen. Die Firma habe deshalb auch eine entsprechend grosse Marktmacht und seit das Matterhorn und damit der Schweiz-Bezug weg ist, sei sie noch grösser.

Wegen der hohen Kakaopreise seien die Hersteller unter Druck und kämpften um jeden Rappen. Kohler befürchtet bei Toblerone denselben Weg wie bei Milka. Die über 100-jährige Schoggi war ursprünglich auch schweizerisch, gehört ebenfalls zu Mondelez und wird mittlerweile in Deutschland hergestellt. «Für die Schweiz ist es traurig, aber für den Weltkonzern spielt Swissness keine Rolle», so Kohler.

Swissmilk, der Verband der Schweizer Milchproduzenten, will eine Diskussion mit Mondelez führen, wie Sprecherin Christa Brügger auf Anfrage sagt. «Wir setzen uns auch als Milchproduzenten für echte Schweizer Schokolade ein und für uns gehört, wo aufgrund der Rezeptur notwendig, Schweizer Milch dazu, damit die Konsumentinnen und Konsumenten nicht getäuscht werden», so Brügger

«Extrem bedaurlich»

Aus wirtschaftlicher Sicht sei ein Wechsel auf ausländisches Milchpulver vielleicht sinnvoll, doch aus Marketingsicht extrem bedauerlich, sagt Marketingexperte Felix Murbach. Die Marke sei über Jahre aufgebaut worden und wie Ricola typisch schweizerisch. «Touristen kaufen am Flughafen Zürich als Erstes Toblerone ein. Allerdings besteht die Gefahr, dass durch solche Veränderungen das Image von Toblerone allmählich an Strahlkraft verliert», so Murbach.

Toblerone könnte an Strahlkraft verlieren, sagt Marketingexperte Felix Murbach.

Toblerone könnte an Strahlkraft verlieren, sagt Marketingexperte Felix Murbach.

Felix Murbach Marketing™

Ähnlich sieht es Sarah Grgić, Geschäftsführerin der Schweizer Schokoladen-Manufaktur Max Chocolatier. Es würde uns nicht überraschen, wenn der Industriebetrieb nicht mehr auf Schweizer Zutaten setzt. Andere Industrieschokolade von höherwertigen Marken werde mittlerweile ohnehin eher als Schweizer Schoggi wahrgenommen.

Mondelez will an Bern festhalten

Macht Mondelez mit dem belgischen CEO Dirk Van de Put also gerade die geliebte Toblerone kaputt? Für ein Interview mit dem Chef blockt der Konzern ab – widerspricht dem Bericht aber nicht. Eine Sprecherin bekräftigt auf Anfrage, dass sich die Firma dem Standort Bern verbunden fühle und laufend in die dortigen Produktionsanlagen zur Modernisierung investiere.

Mondelez sei auch stolz auf die langjährigen Beziehungen mit den Schweizer Lieferanten. Aber als multinationales Unternehmen evaluiere Mondelez laufend Lieferanten aus dem In- und Ausland.

Sollte Toblerone an den Schweizer Zutaten festhalten?

Zum Vorwurf, dass Mondelez die Marke Toblerone gefährdet, entgegnet die Sprecherin: «Toblerone ist eine der bekanntesten Schokoladenmarken der Welt, die 1908 in der Schweiz erfunden und gegründet wurde. Sie hat eine lange Geschichte und viele treue Fans auf der ganzen Welt. Mondelez war schon immer und wird auch weiterhin stolz auf diese einzigartige Marke sein.»

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