Schweizer LuftwaffeArmeeübung in Bern: «Haben verlernt, uns auf Krieg einzustellen»
Von Montag bis Mittwoch übt die Schweizer Armee den Ernstfall: Auf dem Flughafen Bern-Belp landeten zur Dezentralisierung der Luftwaffe F/A-18 Kampfjets.
Vier F/A-18 Kampfjets landeten am Montag am Flughafen Bern-Belp.
20minDarum gehts
Die Schweizer Armee führt eine dreitägige Übung zur Dezentralisierung der Luftwaffe durch.
F/A-18 Kampfjets landen auf dem Flughafen Bern-Belp, um die Verteilung von Material und Truppen zu testen.
Kommandant Peter Merz betont die Notwendigkeit, die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz zu stärken.
Seit dem Ukraine-Krieg ist das Szenario eines Angriffs auf die Schweiz realistischer geworden.
Die nächste grosse Dezentralisierungsübung ist für 2028 geplant, mit Landungen auf einem Autobahnabschnitt.
Bern, Flughafen Belp: Kaum betritt man das Areal, wird deutlich: Am Montag landen hier nicht nur gewöhnliche Zivilflugzeuge. Männer in grünen Tarnanzügen, bewaffnet mit Sturmgewehren, stehen an verschiedenen Checkpoints, kontrollieren Autos und Fussgänger. Dutzende Zuschauer haben sich gespannt um die Landebahn versammelt. Am Flughafen Bern-Belp landen am Montag vier F/A-18-Kampfjets der Schweizer Luftwaffe – Teil einer dreitägigen Dezentralisierungsübung.
Bereits im vergangenen Jahr fand auf der Autobahn bei Payerne eine ähnliche Übung statt. Damals setzten die Jets auf der gesperrten A1 auf. Doch das Militär führt diese Übungen nicht zum Spass durch, erklärt Peter Merz, Kommandant der Luftwaffe: «Bei der Dezentralisierung geht es darum, Material und Truppen im Ernstfall so zu verteilen, dass ein Gegner nicht alles auf einmal zerstören könnte.» Aktuell sind alle Mittel der Luftwaffe auf die drei Militärflugplätze Payerne, Meiringen und Emmen konzentriert.
Kriegsszenario ist realer geworden
Seit dem Krieg in der Ukraine sei dieses Szenario realer geworden, sagt Merz in seiner Ansprache und betont schnell, dass die Armee derzeit nicht verteidigungsfähig sei. «Unsere Aufgabe ist es, die Schweiz wieder verteidigungsfähig zu machen. Wenn der Krieg eintreten würde, müssen wir bereit sein.»
Innerhalb der Armee brauche es jetzt ein Umdenken: «Wir müssen uns auf Krieg einstellen – das haben wir in den letzten Jahrzehnten verlernt», sagt Merz. Er merke deutlich, wie schlecht die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern ausgerüstet sei – sei es in Bezug auf Material oder Fähigkeiten. «Wir haben aktuell nur einen Bruchteil von dem, was wir im Kriegsfall benötigen würden.»
Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, dass die Schweiz ihre Verteidigungsfähigkeit stärkt?
Grund zur Panik sieht Merz dennoch nicht: «Ich glaube, die Ernsthaftigkeit der Lage ist bei der Bevölkerung, aber auch in der Politik, langsam angekommen. Wenn wir Krieg in Europa haben, kann die Schweiz nicht einfach davonlaufen.» Wie wahrscheinlich ein Angriff auf die Schweiz aktuell sei, könne er nicht sagen. «Die Welt ist momentan unvorhersehbar und wir müssen uns auf das schlimmste Szenario vorbereiten», betont Merz.
Pilot «Gollum» ist mit der Landung zufrieden
Trotz düsterer Prognosen sind die Bedingungen für den Anflug ideal. Punkt 14.30 Uhr erscheinen die ersten beiden Lichtpunkte am Horizont. Die Kampfjets setzen überraschend leise auf der Landebahn auf. Kurz darauf landen auch die nächsten beiden F/A-18. Die Bodentruppen sind bereit und sofort zur Stelle, sobald die Maschinen ihre Parkposition erreicht haben.
Einen ersten Erfolg der Mission bestätigt auch einer der Piloten mit dem Rufnamen «Gollum» (34) – siehe Video oben: «Der Anflug verlief ruhig. Wir mussten etwas stärker bremsen, da die Piste hier kürzer ist als in Meiringen, aber ansonsten hat alles gut funktioniert.»
Nächste grosse Dezentralisierung 2028
Im Jet sei «Gollum» vollkommen auf seine Mission konzentriert – der Gedanke an einen möglichen Krieg trete in diesem Moment in den Hintergrund. Dennoch bleibe die potenzielle Gefahr auch für ihn spürbar: «Man macht sich sicherlich mehr Gedanken als noch vor ein paar Jahren. Der Krieg rückt näher. Es gibt weltweit grosse Konflikte, und man stellt sich mental anders darauf ein, was es bedeutete, wenn tatsächlich Krieg ausbrechen würde.»
Wie es im Ernstfall wäre, in einem Kampfjet zu sitzen, könne er nicht sagen. «Es wäre aber sicher anders als beim Training», meint der Pilot. «Gollum» blickt nun gespannt auf die kommenden Flüge hier in Bern. Bis Mittwoch landen die Jets noch in Bern. Die nächste grosse Dezentralisierungsübung ist für 2028 geplant. Dann sollen die Jets erneut auf einem Autobahnabschnitt landen – wo genau, ist aber noch unklar.
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.