Wut ist grossNach Mega-Eklat bei Skisprung-WM: Wird jetzt alles annulliert?
Nach einem anonymen Video und manipulierten Anzügen verliert Norwegen WM-Silber. Die Verantwortlichen sprechen von einem Regelverstoss, aber keinem Betrug.
Darum gehts
Ein Skandal um manipulierte Anzüge überschattet die Skisprung-WM in Trondheim.
Norwegens Marius Lindvik und Johann André Forfang wurden disqualifiziert.
Ein anonymes Video zeigt die angeblich manipulierten Anzüge der Norweger.
Die Norweger wehren sich und widersprechen dem Vorwurf des Betrugs.
Gemäss des FIS-Rennleiters ist eine vollständige Annullierung aller norwegischer Ergebnisse bei der WM unrealistisch.
Der Skandal bei der letzten WM-Entscheidung ist riesig. Das norwegische Sprungteam um Marius Lindvik, der beim Springen auf der Grossschanze Zweiter wurde, wurde im Nachhinein von der FIS disqualifiziert. Damit machte Jan Hörl einen Platz gut und gewann Silber. Ryoyu Kobayashi durfte sich nachträglich über die Bronze-Medaille freuen. Der Schweizer Gregor Deschwanden flog auf den neunten Rang und gewann nach der Disqualifikation der Norweger zwei weitere Ränge.
Doch was war passiert? Hintergrund ist ein anonym aufgenommenes und verbreitetes Video, das offenbar eine zweifelhafte Bearbeitung der norwegischen Anzüge zeigen soll. Es folgte eben die Disqualifikation. Und mehr noch: Die drei Topnationen Österreich, Slowenien und Polen fordern drastische Konsequenzen.
Das sagt FIS-Rennleiter Sandro Pertile
Das Trio beantragt offenbar auch eine Annullierung aller WM-Ergebnisse in Trondheim. Das würde beispielsweise bedeuten, dass Andreas Wellinger nachträglich zum Weltmeister von der Normalschanze erklärt würde. Der Olympiasieger hatte vor knapp einer Woche Rang zwei hinter Lindvik belegt. Doch kommt es soweit?
FIS-Rennleiter Sandro Pertile geht nicht davon aus, dass es nach dem Anzug-Chaos von Trondheim weitere Disqualifikationen für die Skisprung-Wettbewerbe bei der WM gibt. «Im Prinzip nicht. Wir haben ein System – wenn die Kontrolle fertig ist, ist sie fertig», sagte Pertile in Trondheim. Die Norweger Marius Lindvik und Johann André Forfang waren wegen Anzug-Manipulation im WM-Einzel nachträglich disqualifiziert worden.
Sollten Athleten für Regelverstösse ihrer Teams verantwortlich gemacht werden?
Über die Disqualifikation sagte Pertile: «Wir wissen nicht, wann das passiert ist. Wir haben einige Bilder bekommen. Die Bilder waren von der letzten Nacht. Ich glaube, am Ende sollte das nur für heute sein.» Auf die Frage, ob eine vorsätzliche Manipulation auch Sperren nach sich ziehen könne, sagte der Italiener, es sei zu früh für eine Antwort. «Wir müssen in Ruhe die Situation klären. Das ist ein Thema für die ganze Skisprung-Familie, nicht nur für eine Mannschaft», so Pertile. Die Norweger hatten offenbar ein nicht zulässiges steifes Band in den Anzug eingenäht.

Nachdenkliche Gesichter im Team Norwegen.
IMAGO/NTB«Die Athleten tragen überhaupt keine Verantwortung»
Die disqualifizierten Norweger können es derweil nicht fassen. Der Sportdirektor der norwegischen Skisprung-Nationalmannschaft, Jan-Erik Aalbu, übernimmt zudem nach eigener Aussage die Verantwortung für die Disqualifikation der Athleten. Gegenüber NRK sagt er: «Für mich ist es sehr wichtig, Verantwortung zu übernehmen. Die Athleten tragen überhaupt keine Verantwortung.»
Nationaltrainer Magnus Brevig sagte, die Kontrolleure hätten festgestellt, dass die Naht im Schritt der Anzüge nicht elastisch genug sei: «Es sollte im Schritt elastisch sein, war aber zu unelastisch und wurde daher als Regelverstoss angesehen.» Man müsse nun herausfinden, was genau passiert sei. «Aber ich denke, es ist sehr einfach, in Zukunft etwas dagegen zu tun.» Auch hielt er fest, dass es kein Betrug gewesen sei, «sondern ein Regelverstoss».
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