Schweizer Tourist«Alles sah gebastelt aus, Schwimmwesten gab es keine»
In Hurghada ist ein Touristen-U-Boot gesunken. Beat L.* war erst im Dezember auf genau dem U-Boot. Dieses habe einen desolaten Eindruck gemacht, Sicherheitsanweisungen habe er keine erhalten.
Darum gehts
In dem ägyptischen Ferienort Hurghada kam es zu einem Unglück mit einem Touristen-U-Boot.
Gemäss bisherigen Erkenntnissen ist das U-Boot mit 44 Menschen an Bord gesunken, sechs sind gestorben.
Beat L. war als Tourist vor wenigen Monaten genau auf dem U-Boot, das jetzt gesunken ist.
Schon damals sei ihm aufgefallen, dass das Boot nicht sonderlich sicher gewirkt habe, ausserdem hätten er und die anderen Passagiere keine Sicherheitsanweisungen erhalten.
Morgen früh geht es für Beat L.* wieder in den Flieger: Der 38-jährige Schweizer fliegt in den ägyptischen Badeort Hurghada. Mit einem mulmigen Gefühl, wie er sagt. Denn am Donnerstag sank in Hurghada ein U-Boot mit 44 Touristen an Bord, mindestens sechs sind nach aktuellen Erkenntnissen ums Leben gekommen.
«Das U-Boot gehört genau zu dem Hotel, in dem ich schon im Dezember 2024 gewesen bin. Ich bin damals sogar mit genau dem U-Boot getaucht, das jetzt offenbar untergegangen ist», sagt L. zu 20 Minuten.
«Wirkte, als sei das Boot in der Garage gebastelt worden»
Schon damals sei ihm beim Betreten des U-Boots sofort aufgefallen, dass vieles nicht sehr sicher wirkt: «Von aussen machte das U-Boot noch einen soliden Eindruck. Doch im Inneren war vieles schlecht verbaut, die Schalter sahen sehr selfmade aus, alles wirkte irgendwie zusammengewürfelt. Als hätten ein paar Kollegen das U-Boot in der Garage gebastelt.»
Auch das Abtauchen sei L.* merkwürdig vorgekommen: «Mir ist aufgefallen, dass man das Boot einfach hat absinken lassen, bis es auf dem Boden aufprallte. Natürlich war das Boot aussen herum durch einen Stahlrahmen geschützt, das schien mir trotzdem ziemlich ruppig.» Der Kapitän habe während der Fahrt auch laufend Passagiere auf den Beifahrersitz geholt.
Besteigen mussten die Touristen das U-Boot auf offenem Meer: «Wir wurden mit einem Boot einige Kilometer ins Meer hinausgefahren, dort hatte es eine Art Plattform. Über die stiegen wir dann aufs U-Boot um. Das zweite U-Boot der Firma befand sich immer im hoteleigenen Hafen.»
«Mit der Sicherheit nimmt man es wohl nicht so ernst»
Weil auch viele Familien mit kleinen Kindern und andere Touristen sich auf das Boot getraut hätten, habe L. sich allerdings nicht allzu viele Gedanken über die Sicherheit gemacht. «In der Schweiz würde so ein Boot zwar niemals durch irgendeine Kontrolle gehen. Trotzdem geht man ja davon aus, dass die Leute wissen, was sie tun.»
Jetzt sei ihm klar, dass man es in Hurghada wohl nicht ganz so ernst nehme mit der Sicherheit. «Rückblickend fällt mir auch auf, dass niemand irgendwelche Sicherheitsanweisungen gegeben hat. Man erhielt das Ticket mit der Sitzplatznummer, setzte sich, dann tauchte das Boot ab. Niemand sagte uns, was im Notfall zu tun ist, auch Schwimmwesten wurden nicht verteilt.»
Trotz der jüngsten Nachrichten will L. seine Ferien morgen antreten. «Aber jetzt ist für mich klar: Das wird vorerst der letzte Trip nach Ägypten. Da mache ich doch lieber Ferien in der Schweiz, wo die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher höher gewichtet wird.»
*Name der Redaktion bekannt
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