Schweizerische NationalbankKommt die nächste Leitzinserhöhung? Zwei Ökonomen sind sich uneins
Die Schweizerische Nationalbank entscheidet nächste Woche über eine weitere Leitzinserhöhung. Es gibt gute Argumente dafür und dagegen.
Leitzinserhöhung: Darum gehts
Die meisten Ökonominnen und Ökonomen gehen davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank den Leitzins nächste Woche nochmals erhöhen wird.
Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, sieht das anders.
Eine weitere Schwächung der Schweizer Wirtschaft könne nicht im Interesse der Schweizerinnen und Schweizer sein, sagt Junius.
Wird die Schweizerische Nationalbank nächste Woche der Europäischen Zentralbank folgen und den Leitzins anheben? Was hätte das für Auswirkungen? Zwei Chefökonomen sind sich auf Anfrage von 20 Minuten uneins.
Leitzinserhöhung könnte Wirtschaft schaden
«Ich gehe davon aus, dass die SNB den Leitzins am 21. September nicht erhöhen wird», sagt Karsten Junius. Es gebe keine dringende Notwendigkeit dafür, so der Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin. Eine Leitzinserhöhung würde die Schweizer Wirtschaft, die bereits im letzten Quartal stagnierte, bloss weiter schwächen.
Ein zu hoher Leitzins erhöhe die Gefahr einer Rezession, darum sei es nicht sinnvoll, nun geldpolitisch auf die Bremse zu steigen. Gleichzeitig sei der Franken gegenüber dem US-Dollar und dem Euro stark, das senke den Inflationsdruck durch importierte Güter. Und die Teuerung habe sich in der Schweiz ja bereits abgeschwächt.
SNB kann Inflation nur beschränkt kontrollieren
Die SNB könne mit höheren Leitzinsen nicht verhindern, dass die Mieten, die Mehrwertsteuer und die Elektrizitätspreise steigen. Die beste Strategie sei daher, den Leitzins vorerst nicht zu erhöhen, Wachsamkeit zu signalisieren und abzuwarten. Stelle sich heraus, dass der Inflationsdruck doch höher ist, könnte die SNB die Leitzinsen im Dezember immer noch erhöhen.
Auch für die Konsumentinnen und Konsumenten sei es am besten, wenn die SNB vorläufig mit weiteren Leitzinserhöhungen abwarte. Denn eine weitere Schwächung der Schweizer Wirtschaft könne nicht im Interesse der Schweizerinnen und Schweizer sein, sagt Junius.
Sein Fazit: Aktuell gebe es für die SNB keinen Anlass, den Frankenkurs durch geldpolitische Massnahmen zu stützen. Und es gebe eine Alternative: Die SNB sitze auf Milliarden von Devisenreserven, mit diesen könnte sie immer noch Franken kaufen, falls es doch noch einen Abwärtsdruck auf den Franken gebe.
«Wir erwarten einen letzten Zinsschritt»
Die meisten Ökonominnen und Ökonomen sehen das anders. Sie gehen davon aus, dass die SNB den Leitzins am 21. September erhöhen wird. So auch Martin Eichler, Chefökonom von BAK Economics: «Wir erwarten einen letzten Zinsschritt.»
Wird die SNB den Leitzins am 21. September nochmals erhöhen?
Die Inflation sei in der Schweiz zwar deutlich zurückgegangen, es gebe aber Anzeichen dafür, dass sie im nächsten Jahr nochmals anziehe. Die Kosten im Gesundheitswesen stiegen weiter, wie die Krankenkassenprämien zeigen oder die Medikamentenpreise, und die Strompreise ziehen an. Auch die Entspannung beim Ölpreis habe sich abgeschwächt, womöglich drehe der Wind nun in die andere Richtung.
Wer Vermögen auf dem Sparkonto angespart habe, würde von einer weiteren Anhebung des Leitzinses profitieren, sagt Eichler. Im Gegensatz zu Menschen, die eine Hypothek aufnehmen oder ein Haus kaufen wollen. Wichtig sei nun vor allem, dass die SNB den Inflationsdruck in den Griff kriege. Dafür brauche es eine weitere Leitzinserhöhung, von der langfristig alle Konsumentinnen und Konsumenten profitieren würden.
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