Seltene Krankheit«Wollte surfen – dann hiess es, ich werde nie mehr laufen können»
Marc (22) träumte von perfekten Wellen in Hawaii – doch sein Surfurlaub endete im Rollstuhl. Eine seltene Surferkrankheit führte zur Lähmung, in der Schweiz kämpft er sich zurück ins Leben.
Darum gehts
Marc (22) wollte in Hawaii surfen, erlitt jedoch eine seltene Rückenmarkserkrankung, die ihn lähmte.
Die Krankheit «Surfer's Myelopathy» entsteht durch eine langanhaltende überstreckte Haltung der Wirbelsäule.
Sie ist bei Surfern typisch, da sie oft in Bauchlage auf dem Surfbrett paddeln.
Der Engadiner möchte andere Surfer warnen und auf die Risiken der Paddel-Position aufmerksam machen.
Er träumt davon, eines Tages wieder an dem Strand in Hawaii zu surfen.
Um seine Englischkenntnisse zu verbessern, reiste der Schweizer Marc (22) vor zwei Jahren nach Hawaii – vor allem aber, um zu surfen. «Das war mein grosser Traum», erinnert er sich. Doch nur zwei Tage nach seiner Ankunft nahm sein Abenteuer eine abrupte Wendung.
«Während des Surfens spürte ich plötzlich starke Schmerzen im unteren Rücken», erinnert sich Marc. Er wollte ans Ufer paddeln, doch als er aus dem Wasser steigen wollte, versagten seine Beine. «Ich fiel ins Wasser, war im Schockzustand und konnte mich kaum über Wasser halten.» Glücklicherweise befanden sich in der Nähe Rettungsschwimmer, die ihn sofort aus dem Wasser zogen und schliesslich den Notruf alarmierten.
«Mir wurde gesagt, ich werde nie mehr laufen können»
Dann die Schockdiagnose: Surfer’s Myelopathy – eine seltene Rückenmarkserkrankung, die durch eine Überstreckung des Rückens ausgelöst wird. «Der Arzt sagte mir, ich sei von den Füssen bis zur Brust gelähmt – und werde wohl nie wieder laufen können.» In der Schweiz sei die Diagnose bisher nur einmal gestellt worden. Zwei Wochen verbrachte er im Krankenhaus auf Hawaii, bevor er für eine intensive Rehabilitation ins Paraplegiker-Zentrum nach Nottwil (LU) verlegt wurde.
Hast du schon einmal von Surfer's Myelopathy gehört?
Kampf zurück ins Leben
«Diese Nachricht zog mir den Boden unter den Füssen weg. Ich brauchte lange, um die Krankheit zu akzeptieren», sagt Marc. Doch Aufgeben sei keine Option gewesen. Mit der Unterstützung seiner Familie und Freunde kämpfte er sich Schritt für Schritt zurück ins Leben. «Nach drei Monaten konnte ich zum ersten Mal wieder meinen Fuss bewegen – ein unbeschreiblicher Moment, ich hatte Freudentränen in den Augen.» Es gab ihm auch Hoffnung und Motivation, dranzubleiben.
Heute fällt ihm das Gehen zwar noch schwer, doch er kann zeitweise wieder stehen und ist nicht mehr vollständig auf den Rollstuhl angewiesen. «Ich bin dankbar, dass ich mich für kurze Strecken mit Krücken fortbewegen kann – und vor ein paar Wochen sogar mit etwas Hilfe snowboarden durfte.» Nach seiner Entlassung aus der Klinik zog der gebürtige Engadiner in eine Wohnung in Nottwil (LU), um neben seinem Bürojob in der Gebäudeautomation weiterhin regelmässig an Therapien teilzunehmen.
«Ich will andere Surfer warnen»
Mit seiner Geschichte möchte Marc andere Surfer sensibilisieren: «In der Schweiz ist diese Krankheit unbekannt, in Hawaii kennt sie fast jeder.» Dort warten Surfer oft lange auf Wellen und liegen dabei in Bauchlage auf dem Brett und paddeln. «Bleibt man zu lange in dieser Paddel-Position, kann einem dasselbe passieren wie mir», erklärt er. Um dem vorzubeugen, sollte man beim Warten auf die Welle stattdessen auf dem Brett sitzen.
Das ist Surfer’s Myelopathy
Der Traum vom Surfen bleibt
Seine Krankheit habe dem gebürtigen Engadiner gezeigt, wie schnell sich das Leben ändern kann: «Heute lebe ich bewusster und misse keine Minute in der Klinik. Ich bin dankbar für die Menschen, die ich dort kennen lernen durfte.» Er hat ein grosses Ziel: «Eines Tages will ich genau an dem Strand in Hawaii wieder surfen.»
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