Steinwerfer: Exklusiv: Serientäter will 7 Opfer töten – auch in Bern

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SteinwerferExklusiv: Serientäter will 7 Opfer töten – auch in Bern

Ein Kameruner (27) steht im Verdacht, an mindestens sieben Orten in Europa versucht zu haben, Menschen mit Steinen zu erschlagen. Mindestens ein Opfer kam ums Leben. Auch in Bern schlug der Serientäter zu.

Soll mehrfach mit Steinen und Betonklötzen zugeschlagen haben: Levis E.
Der 27-Jährige wurde im November im französischen Toulon festgenommen, als er eine Frau in einem Zug mit seinen Fäusten angegriffen hatte.
Der 27-Jährige wurde im November im französischen Toulon festgenommen, als er eine Frau in einem Zug mit seinen Fäusten angegriffen hatte.
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Soll mehrfach mit Steinen und Betonklötzen zugeschlagen haben: Levis E.

Screenshot Opsporing Verzocht

Darum gehts

  • Am 12. November 2024 wird ein Mann namens Levis E. im südfranzösischen Toulon verhaftet.

  • Die anschliessend erhobene DNA-Probe deckt eine blutige Spur des mutmasslichen Serientäters auf.

  • Eine Verbindung gibt es auch zu einem Fall in Bern, wo ein 30-Jähriger im Oktober 2024 lebensbedrohlich verletzt worden war.

Als die Polizei den 27-jährigen Levis E.* aus Kamerun am 12. November 2024 im südfranzösischen Toulon verhaftet, weiss sie noch nicht, was für ein spektakulärer Fall sich hinter dem Angriff im öffentlichen Verkehr versteckte. Wie aus lokalen Zeitungen zu entnehmen ist, hat er an jenem Tag eine Frau in einem Zug mit Fäusten traktiert, woraufhin ihn die Bahnpolizei verhaftete.

Erst die anschliessend erhobene DNA-Probe bringt Licht in eine der brutalsten und rätselhaftesten Gewaltorgien der letzten Jahre: Levis E. ist der «Tueur au Parpaing» («Der Mörder mit dem Pflasterstein»), wie ihn die französischen Medien mittlerweile nennen. Er soll in drei europäischen Ländern mindestens sieben Menschen mit schweren Steinen oder Betonklötzen attackiert haben. Sein Ziel war es jedes Mal, seine Opfer zu erschlagen.

Todes-Tour durch Westeuropa

Erst, als alle Informationen aus Verfahrensakten und einer Vielzahl von Medienberichten aus Frankreich und den Niederlanden zusammengetragen sind, wird klar: Levis E. ist durch halb Westeuropa getourt und hat immer wieder zugeschlagen. Seine Opfer sind oft Randständige oder Obdachlose. Doch auch Passanten, die wahrscheinlich rein zufällig in den Fokus des Mannes geraten sind.

Die Gewaltakte des mutmasslichen Täters Levis E. im vergangenen Jahr.

Die Gewaltakte des mutmasslichen Täters Levis E. im vergangenen Jahr.

20 Minuten Visual

25. Juli 2024: Stein-Attacke auf Krankenschwester

Im französischen Dijon wirft ein Mann einer Krankenschwester einen Stein auf den Kopf. Diese eilt ihm im Anschluss an die Attacke nach und kann den Täter deswegen ein erstes Mal identifizieren: Es soll sich um Levis E. handeln, der bereits seit Anfang 2024 in Dijon mit einer sogenannten «Obligation de quitter le territoire» (OQTF) des Landes verwiesen worden war. Er hätte sich also gar nicht mehr im Dublin-Raum aufhalten dürfen.

8. Oktober 2024: In Bern schlägt er wieder zu

Ein 30-jähriger Schweizer wird am Ausgang einer Unterführung an der Schwarzburgstrasse aus heiterem Himmel von einem zehn Kilo schweren Stein am Kopf getroffen und lebensbedrohlich verletzt. Marco* bekommt lange keine Hilfe und überlebt nur knapp. Im Frühling kommt dann plötzlich der DNA-Hit: Auf dem sichergestellten Tat-Stein wird Levis' DNA gefunden.

23. Oktober 2024: Versuchter Mord in Pariser Vorort

Im Pariser Vorort Évry wird ein schlafender Obdachloser verletzt. Die Tatwaffe: ein Betonblock. Aufgrund eines DNA-Treffers wird Levis E. wegen versuchten Mordes angeklagt. «Er hat den Teufel und Dämonen gesehen», lassen sich Personen zitieren, die mit ihm in Kontakt standen.

30. Oktober 2024: Betonblock in Strassburg

Eine Woche später soll Levis E. in Strassburg erneut zugeschlagen haben: eine Attacke mit einem Betonblock auf einen 60-jährigen Obdachlosen. Auch zu jenem Vorfall gibt es eine DNA-Verbindung. Der mutmassliche Täter wird zusätzlich auf Überwachungskameras entdeckt. Anklage: versuchter Mord.

5. November 2024: Täter taucht in Rotterdam auf

Anfang November widerfährt einem Obdachlosen in den Niederlanden ein ähnliches Schicksal wie seinen Leidensgenossen zuvor in Frankreich: Er wird von einem Fremden brutal mit einem Stein angegriffen. Video-Aufzeichnungen lassen auf Levis E. schliessen – das DNA-Sample aus Toulon bringt schliesslich noch einmal eine Anklage wegen versuchten Mordes.

10. November 2024: Horror-Mord in Lyon

In der Nacht vom zehnten auf den elften November wird der moldawische Obdachlose Emil (39) mit einem Betonklotz erschlagen, als er auf der Veranda der katholischen Universität schlief. Es ist praktisch 1:1 die gleiche Tat wie Tage zuvor in Rotterdam – nur mit einem wesentlich tragischeren Ausgang. Auch dort werden DNA-Spuren von Levis E. sichergestellt. Der mutmassliche «Mörder mit dem Pflasterstein» wird wegen Mordes angeklagt.

26. Juli 2020: Kalter Mord-Case in Colmar

Ausserdem, so schreiben diverse französische Zeitungen, führe die DNA-Spur von Levis E. ebenfalls zu einem mittlerweile kalten Fall vom Sommer 2020, als im elsässischen Colmar ein 80-jähriger Obdachloser mit einem Stein erschlagen worden war.

*Name der Redaktion bekannt

Alle Verfahren in Frankreich, Niederlande und der Schweiz gegen Levis E. laufen noch. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Ein DNA-Treffer führt nach Bern

Brisant: Ein DNA-Treffer zieht die Verbindung auch zu einem Fall in Bern, wo der 30-jährige Marco am 8. Oktober 2024 mit einem zehn Kilogramm schweren Stein aus sechseinhalb Metern Höhe lebensbedrohlich am Kopf verletzt wurde.

Als der rekonvaleszente Ostschweizer vergangene Woche die Verfahrensakten der Staatsanwaltschaft ausgehändigt bekommt, läuft es ihm kalt den Rücken hinunter. Daraus ist nicht nur der Name des mutmasslichen Täters zu entnehmen, sondern auch, dass Marco unverhofft Teil einer internationalen und vor allem tödlichen Gewaltserie geworden ist.

Oder, wie er selbst sagt, «einer Mischung aus Psycho-Thriller und Horror-Film». Schliesslich, so Marco, werde spätestens aus den Folgetaten klar, dass der mutmassliche Täter ihn tatsächlich umbringen wollte.

20 Minuten hat mit Marco den Ort des Geschehens besucht und mit ihm über sein Nahtoderlebnis gesprochen.

Die Tatwaffe: Dieser Stein wurde Marco aus sechseinhalb Metern Höhe auf den Kopf geworfen.

Die Tatwaffe: Dieser Stein wurde Marco aus sechseinhalb Metern Höhe auf den Kopf geworfen.

Privat

Zahlreiche Identitäten: Levis E. hätte nicht im Dublin-Raum sein dürfen

Weder das Bundesamt für Migration SEM noch die Berner Polizei geben darüber Auskunft, wie lange sich Levis E. in der Schweiz aufgehalten hatte. Auch wird – ebenfalls mit Verweis auf das Persönlichkeits- und Datenschutzrecht – nicht bestätigt, ob der 27-Jährige in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt hat.

Allerdings fehlt in den Verfahrensakten jeglicher Hinweis auf Asyl-administrative Vorgänge rund um Levis E. oder eines seiner vielen Aliasse, unter denen er teils in Frankreich aufgetaucht war. Dies lässt den Schluss zu, dass sich der mutmassliche Serientäter ziemlich sicher illegal in der Schweiz aufgehalten haben muss.

Die französische Zeitung «Le Progrès» schreibt: Levis E. wurde Anfang 2024 in Dijon mit einer sogenannten «Obligation de quitter le territoire» (OQTF) des Landes und somit des Dublin-Raums verwiesen. Die Behörden in Frankreich und Interpol wollen dies auf Anfrage von 20 Minuten nicht bestätigen – der Grund: Datenschutz.

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