Pssst ...!Ohne Small Talk: Schweizer wollen Stille bei Coiffeur und Massage
Ob im Coiffeursalon oder bei einer Massage: Der obligatorische Small Talk ist für manche eine echte Herausforderung. Sich anzuschweigen, wird deshalb öfter dazu gebucht.
Nach einem stressigen Tag willst du bei einer Massage entspannen – doch einmal auf der Liege musst du Small Talk führen? Obwohl du tief ins Klatschheftli versunken bist, redet dein Coiffeur munter mit dir? Diesem Problem wollen Silent Treatments (stille Behandlungen) entgegenwirken. Den Wunsch nach Ruhe kann man schon bei der Buchung hinzufügen. Immer mehr nehmen die Option dankend an.

Massagen ohne Small Talk erleben einen Anstieg der Nachfrage um 51 Prozent.
Pexels/Andrea PiacquadioLaut einer Untersuchung von Spa Seekers ist die Anfrage nach stillen Haarbehandlungen in den vergangenen drei Jahren um 600 Prozent angestiegen. Komplett stille Coiffeursalons werden doppelt so häufig gesucht wie 2021. Massagen ohne Small Talk erleben einen Anstieg um 51 Prozent. Das macht sich auch hierzulande bemerkbar: Salons wie Fresh Style in Volketswil, die Filialen von Haar-Werk oder der Zürcher Salon Curl-ish bieten den Service bei Onlinebuchungen bereits an.
Lies auch: «Dein Coiffeur ist doch wie dein Therapeut!»
Kannst du den Wunsch nachempfinden oder wäre Stille für dich undenkbar? Wir haben auf der Strasse nachgefragt – manche lieben das Quatschen im Salon, manche wünschen sich Ruhe. Das sind eure Antworten.
Was sagen Schweizer Coiffeursalons?

Der Salon Curl-ish bietet bereits No-Talk-Appointments an, bei denen lediglich bei der Beratung gesprochen wird. Coiffeuse Dania gefällt das Konzept.
20min/Michael ScherrerTina Berner-Azigbo, Co-Gründerin des Zürcher Salons Curl-ish, erklärt: «Unser No-Talk-Service wird immer beliebter. Inklusion ist ein grosses Thema bei uns, und es war uns wichtig, einen Raum für alle Bedürfnisse zu schaffen.» Dass das Konzept Erfolg hat, zeigt sich: «Wir haben damit auch andere Salons inspiriert, ähnliche Angebote einzuführen.» Coiffeuse Dania von Curl-ish fügt an: «Der Service sorgt dafür, dass sich wirklich alle willkommen fühlen. Kein sozialer Druck, einfach entspannen und den Moment geniessen. Ausserdem setzen wir damit ein Zeichen für Inklusion und Neurodiversität.» Damit gemeint sind etwa Personen auf dem Autismus-Spektrum.
Würdest du einen «Silent Cut» buchen?
Thomas Neidhart, Inhaber und Hairstylist bei The Colorist in Meilen, hat schon darüber nachgedacht, Silent Cuts anzubieten. «Dann würde nur während der Beratung gesprochen, danach bliebe es ruhig. Wir achten aber schon jetzt darauf, dass kein unnötiger Small Talk geführt wird.» Laut ihm merke sein Team in der Regel, wenn Kundinnen oder Kunden nicht reden möchten, und respektiert das. «Auch für uns ist es zwischendurch ganz angenehm, wenn wir mal nicht reden müssen und uns auf unsere Arbeit konzentrieren können.»
Stille Massagen schon immer beliebt
Das Zürcher Labo Spa setzt seit Beginn auf Stille. Carole Nicolas, Co-Founderin und CEO, erklärt: «Als wir vor 20 Jahren eröffneten, suchten wir nach Studien zu dem Thema. Eine Untersuchung mit 2000 Spas zeigte, dass Menschen, die in Stille massiert wurden, besser entspannen können. Deswegen haben wir uns entschieden, ebenfalls so zu arbeiten.» Das sei nicht immer einfach, da einige Kunden unbedingt sprechen möchten. «Hier müssen wir kreativ sein, um sie zur Entspannung zu bringen.»

Im Zürcher Labo Spa setzt man seit der Eröffnung auf Stille. Dennoch wollen manche Kunden bei der Massage gern reden.
Labospa.chIm Zürcher House of Eden sieht es ähnlich aus. Inhaberin Vanessa Kaelin erklärt: «Wir wurden noch nie nach einer stillen Behandlung gefragt, aber bei uns herrscht ohnehin eine sehr ruhige Atmosphäre. Wir bitten darum, Telefone auszuschalten und in gedämpfter Tonlage zu sprechen.» Dies würde von der Kundschaft geschätzt und fast schon erwartet.
Im Berner Studio Jenni Wellbeing wünschen sich laut Inhaberin Gabriela Jenni 80 bis 90 Prozent der Kundinnen und Kunden Stille. «Damit beruhigen sich auch die Gedanken, die Körperwahrnehmung wird gefördert und das Nervensystem ausbalanciert.»
Kein Konzept für überall

Simone Rigliaco fährt in seinen Salons ein anderes Konzept und sagt, dass die Kundschaft dieses schätzt.
LiquidDass Stille nicht für alle ein Bedürfnis ist, sieht man etwa in den Zürcher Liquid Hair Salons: «Bei uns läuft immer Musik, es ist viel los und wird viel geredet. Unsere Kundschaft schätzt es, in diese bunte Welt einzutauchen», so Hairstylist Simone Rigliaco. Auch Coiffeuse Larissa Ott von Blush Blond sagt: «Ich und viele meiner Kundinnen sind eher extrovertiert und reden gern. Oft werde ich während des Schneidens auch nach Stylingtipps gefragt.»
Redest du gern bei deinem Coiffeur-Termin oder würdest du einen Silent Cut buchen?
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.