SP-Ständerat«Finde es schade, dass Simon Stocker den Sitz abgeben muss»
Was sagen die Schaffhauserinnen und Schaffhauser zur Absetzung ihres Ständerats? Wir haben auf der Strasse nachgefragt: Alle mochten Simon Stocker, den sie als einen der ihren bezeichnen.
Darum gehts
Simon Stocker verliert seinen Sitz im Ständerat nach einem Bundesgerichtsentscheid.
Grund: Stocker hatte bei seiner Wahl keinen Wohnsitz im Kanton Schaffhausen.
Viele Schaffhauser sind enttäuscht, da Stocker als beliebter Politiker gilt.
Die Entscheidung wird als formalistisch und veraltet kritisiert.
Nach über einem Jahr im Amt fliegt Simon Stocker (SP) aus dem Ständerat. Das Bundesgericht in Lausanne hiess eine Beschwerde gegen seine Wahl gut. Denn: Stocker hatte seinen Wohnsitz zum Zeitpunkt seiner Wahl nicht im Kanton Schaffhausen. Die Annullierung gilt per sofort.
Die Schaffhauser sind überrascht über den Bundesgerichtsentscheid. Stocker gehört zu ihren Lieblingen: Der 42-Jährige war früher Stadtrat in Schaffhausen, er politisierte erst für die Alternative Liste, später für die SP.
«Er ist ein waschechter Schaffhauser»

Luca Tissi (43) ist bestürzt über den Bundesgerichtsentscheid, denn für ihn ist Simon Stocker ein echter Schaffhauser. «Man sieht ihn in der Migros oder im Ausgang.»
20min/Chiara PanicoLuca Tissi (43) aus Schaffhausen ist entsetzt über Stockers Absetzung. «Er ist seit Jugendjahren politisch aktiv und gut vernetzt – ich halte ihn für eine sehr integre Person.» Den Entscheid des Bundesgerichts nennt Tissi Haarspalterei. «Das basiert auf einem veralteten Familienbild. Aber klar, der Lebensmittelpunkt zählt.»
Für die Neuwahlen ist er motiviert: «Ich werde Stocker wieder wählen – er ist ein echter Schaffhauser, den man in der Migros oder im Ausgang trifft.»
«Er ist durchs Band bei allen beliebt»

Devi Burkhard (20) aus Lohn und Lynn Meister (20) aus Merishausen finden es schade, dass Stocker «wegen einer solch kleinen Sache» den Sitz abgeben muss.
20min/Chiara Panico«Ich finde es schade, dass Simon Stocker wegen einer solch kleinen Sache den Sitz abgeben muss», sagt Devi Burkhard (20) aus Lohn. Sie findet den SP-Politiker «super sympathisch». «Man sieht ihn im Sommer auch in der Badi und auch sonst ist er oft in Schaffhausen unterwegs.»
«Er ist unter den Jugendlichen beliebt, aber auch bei den Älteren», findet Lynn Meister (20) aus Merishausen, «eigentlich ist er durchs Band bei der Stimmbevölkerung beliebt.» Sie findet es gut, dass er wieder antritt.
Was hältst du vom Entscheid des Bundesgerichts, Simon Stocker aus dem Ständerat zu entfernen?
«Ich bin pro-Stocker»

Fritz Baumann aus Herblingen.
20min/Chiara PanicoFritz Baumann aus Herblingen ist empört über das Bundesgerichtsurteil. Er fühlt mit Stocker mit und meint, der Schaffhauser Ständerat mache seine Sache «schon recht». Er sei «pro-Stocker».
Dabei nervt er sich vor allem über die Kläger, die bis vors Bundesgericht gingen: «Wer schon klagt, soll sich auch stellen», meint Fritz Baumann.
«Ich habe für ihn Flyer verteilt»

Die drei Mitglieder der Schaffhauser Juso, Bianca, Natalie und Maxim (von links) hatten sich vor zwei Jahren für die Wahl von Stocker in den Ständerat eingesetzt.
20min/Chiara PanicoBianca Kyburtz (19) aus dem Zürcher Weinland verteilte für Stocker Flyer. «Ich durfte damals noch nicht wählen, aber ich habe mein Umfeld überzeugt, ihn aufzuschreiben – er ist super sympathisch.»
Natalie Linsi (18) ist im Juso-Vorstand in Schaffhausen. Sie kritisiert die Absetzung durch das Bundesgericht, auch wenn sie das Urteil akzeptiert. «Dass der Lebensmittelpunkt an Frau und Kinder geknüpft wird, ist ein veraltetes Bild. Die Schaffhauser wollten ihn und meiner Meinung nach hatte er zum Zeitpunkt der Wahl seinen Lebensmittelpunkt in Schaffhausen.»
Maxim Mäder (19) ebenfalls auch aus dem Juso-Vorstand findet das Urteil unfair. «Stocker war 13 Jahre in der Schaffhauser Politik aktiv. Dass die Gegner mit ihrer Beschwerde bis vors Bundesgericht gingen, wirkt persönlich motiviert. Für mich bleibt er klar ein Schaffhauser.»
«Nichts daran zu rütteln, dass er nicht hier wohnte»
Zur Ausgewogenheit hat 20 Minuten versucht, bei der Strassenumfrage auch Gegenstimmen zu suchen – unmöglich. Die angetroffenen Schaffhauserinnen und Schaffhauser stehen allesamt hinter «ihrem» Ständerat.
Nur eine einzige Passantin, die anonym bleiben wollte, findet es in Ordnung, dass die Umstände seiner Wahl untersucht wurden. «Zu diesem Zeitpunkt war er nicht hier wohnhaft, daran ist nichts zu rütteln.»
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