Simplon: Sprachwissenschaftlerin Linda Steiner erklärt wieso alle Arnold heissen

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StatistikBei den Nachnamen ist Simplon ein Schweizer Spezialfall

In Simplon heissen 38 Prozent der Menschen «Arnold» zum Nachnamen. Das sagt das Bundesamt für Statistik. Wir waren vor Ort, um herauszufinden, woran das liegt.

Moderatorin Vanessa hat in Simplon nachgefragt, warum es denn da so viele Arnolds gibt. «Es fehlen hier die Frauen», ist die Theorie dieser Passantin.
Die «Arnolds» in Simplon gehören nicht alle zum selben Stammbaum, meint dieser Herr, der zufällig vorbeifährt.
Dieser Herr Arnold (links), veranstaltet in Simplon mit seinen vier Geschwistern gerade ein Geschwistertreffen. Von der Gruppe sei er jedoch der einzige, der noch in Simplon wohnt.
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Moderatorin Vanessa hat in Simplon nachgefragt, warum es denn da so viele Arnolds gibt. «Es fehlen hier die Frauen», ist die Theorie dieser Passantin.

Giulia Buchli

Darum gehts

  • Müller, Meier und Schmid sind die häufigsten Nachnamen in der Schweiz.

  • Laut Bundesamt für Statistik gibt es in vielen Gemeinden Familiennamen, die besonders herausstechen. In Simplon heissen 38 Prozent «Arnold» zum Nachnamen.

  • Die Herkunft von Nachnamen hat unterschiedliche Gründe, wie Beruf, Wohnort oder körperliche Merkmale, sagt Sprachwissenschaftlerin Linda Steiner von der Universität Bern.

Heissen da alle Arnold?

In der Schweiz gibt es über eine halbe Million unterschiedliche Familiennamen. Trotzdem ist wohl jeder schon einmal einem Meier, Müller oder Schmid begegnet. Kein Wunder – schliesslich sind dies die drei häufigsten Nachnamen in der Schweiz.

Nicht aber in Simplon. Dort heissen 38 Prozent der Menschen Arnold. Aber warum? 20-Minuten-Moderatorin Vanessa ist hingereist, hat sich umgehört und eine Expertin befragt.

Aktuelle Zahlen vom Bundesamt für Statistik zeigen, welches die drei häufigsten Familiennamen sind pro Gemeinde. Findest du deinen?

BFS/GEOSTAT

Auf nach Simplon

«Die Arnolds sind hier sehr präsent», sagt ein Herr Arnold, der in Simplon mit seinen vier Geschwistern gerade ein Geschwistertreffen veranstaltet hatte. Von der Gruppe sei er jedoch der einzige, der noch in Simplon wohnt, erklärt eine seiner Schwestern. Weiter seien die Arnolds auch in der Innerschweiz verbreitet, fährt der Simploner fort. «Eine Valser-Kolonie zog dahin», sagt er. Vanessa schaut auf der Karte vom Bundesamt für Statistik nach und tatsächlich: Auch in Unterschächen im Kanton Uri ist Arnold der meistverbreitete Nachname.

Eine ältere Frau Arnold aus Simplon erinnert sich: «Früher sind die Leute nicht so weggezogen, wie dies heute geschieht. Da blieb man mehr zusammen», wie sie im Interview sagt. Auf die Frage, warum es denn so viele Arnolds hat, meint sie: «Früher gab es auch Inzucht, aber das ist nicht mehr der Fall». Nur gäbe es etwas zu wenig Frauen im Dorf, fügt die Frau lachend hinzu.

Ein Mann, der für die Gemeinde arbeitet, ergänzt: «Nicht alle Arnolds sind mit allen Arnolds verwandt». Das seien verschiedene Stammbäume. Ist dem so? Vanessa spricht dazu mit einer Expertin.

Nachnamen haben ganz unterschiedliche Herkünfte

«Das, was die Bewohnerinnen und Bewohner von Simplon sagen, ist plausibel», sagt Sprachwissenschaftlerin Linda Steiner. Sie forscht an der Universität Bern zu Familiennamen in der Schweiz. «Erst im Mittelalter begann man damit, Vor- und Nachnamen zu haben. Vorher reichte der Rufname», so Steiner. Die Kirche habe jedoch nach und nach begonnen, die Menschen zu registrieren, um beispielsweise deren Besitztümer zu dokumentieren, oder Inzest zu vermeiden.

Weisst du, von wo dein Nachname stammt?

Wie die Nachnamen zustande kamen, sei ganz unterschiedlich. «Es lässt sich grundsätzlich in fünf Gruppen unterteilen», sagt Steiner. So gebe es Namen, die auf den Beruf zurückzuführen waren wie Müller, Bäcker und Metzger. Aber auch Ortschaften (Zürcher, Glarner, Schweizer) oder Wohnstättenamen (Thaler, Bächler, Felder) seien entscheidend gewesen. «Weiter spielten Körpermerkmale oder persönliche Eigenschaften eine Rolle, woraus die Namen Kleiner, Süess oder Angst entstanden», so die Expertin.

Dabei seien Familien mit dem gleichen Nachnamen nicht zwangsläufig miteinander verwandt. «Hier kann auch die Popularität eines Namens oder Zufall eine Rolle spielen», fügt die Wissenschafterin an. Klar ist: Oft wurden die Namen durch den Vater weitergegeben. Ganz selten jedoch über die Mutter. «Zum Beispiel entstand der Nachname Gredig aus dem Rufnamen Margareta», sagt Steiner.

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