Burgholzhausen: Gigi d'Agostinos Hit «L'amour toujours» rassistisch interpretiert

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Skandal in HessenDJ spielt «L'amour toujours» und gibt sich danach ahnungslos

Gigi D'Agostinos Hit «L'amour toujours» ist wegen seiner rassistischen Umdeutung mittlerweile quasi unspielbar geworden. Auf der Kirchweih in Burgholzhausen wurde es erneut «zweckentfremdet».

Die rassistischen Parolen sind eindeutig zu hören.

20min

Darum gehts

  • Im deutschen Burgholzhausen grölten Partygäste zum Song «L'amour toujours» ausländerfeindliche Parolen.

  • Ein Techniker meldete den Fall, der Veranstalter distanziert sich.

  • Auch die DJs geben sich unbehelligt. Die Polizei ermittelt.

Im Juni dieses Jahres sorgten junge Menschen auf Sylt für Schlagzeilen, als sie auf einer Party «L'amour toujours» rassistisch umdeuteten. Der abgeänderte Text des Liedes lautete in der Version der Sylt-Touristen fortan «Deutschland den Deutschen, Ausländer raus». Der Vorfall sorgte international für Furore, manche der Beteiligten verloren ihren Job.

Trotz der Empörung wird das Lied weiterhin gespielt – so auch auf einem Dorffest in Burgholzhausen, einem Stadtteil der südhessischen Stadt Friedrichsdorf am vergangenen Freitag. Und wieder stimmte ein Grossteil der Gäste die rassistischen Parolen an.

Techniker Patrick R. veröffentlichte Video

Publik wurde der Vorfall durch den Techniker Patrick R., der auch auf der «Kerb», wie sich das Fest nennt, anwesend war. Er schrieb auf X dazu: «Nach einigem Überlegen, ob ich das Video veröffentlichen möchte, habe ich mich nun aufgrund meiner tiefsten Abneigung für dieses Verhalten entschieden, es zu veröffentlichen.»

Sollte das Lied «L'amour toujours» verboten werden?

In einem weiteren Post schreibt er: «Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, in der sowas normal ist. Die Entmenschlichung Fremder ist menschenverachtend. Es macht mich wütend und ich finde, es gibt KEINE Rechtfertigung für solch ein Verhalten.» Laut R. wurde der Song sogar mehrfach gespielt, eingeschritten sei aber niemand. Weil er das Video auf X veröffentlichte, ist der Techniker aktuell massiven Drohungen ausgesetzt.

Veranstalter distanziert sich

Max Hambückers, Mitglied des Vorstands vom Kerbeverein Burgholzhausen, distanziert sich in einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk (HR) von dem Vorfall: «Das Lied wurde ohne unser Zutun gespielt. Wir tolerieren keine Hassparolen.» Ob das alle im Verein so sehen, ist allerdings zweifelhaft: Als die Journalisten des HR das Festzelt betreten wollen, werden sie bedroht und aus dem Festzelt gedrängt, jemand ruft «scheiss HR».

Auch die DJs, die das Lied mehrfach während der Feier spielten, geben sich ahnungslos: Sie hätten nur ein Partylied anstimmen wollen und distanzierten sich von dem Gegröle. Laut verschiedenen Medien ermittelt aber mittlerweile die Polizei in der Angelegenheit.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Beratungsnetz für Rassismusopfer

GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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