Skilift-Mitarbeiter wird nach Beschwerde freigestellt

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BergünSkilift-Mitarbeiter wird nach Beschwerde freigestellt

Saisonier Marco Eberhard forderte die Schliessung der Skigebiete: Die Menschen bei ihm am Lift in Bergün hielten die Massnahmen nicht ein, sagt er. Wenige Stunden später stellte ihn sein Arbeitgeber frei.

Skilift-Arbeiter Marco Eberhard hatte genug vom Chaos an seinem Lift.
So sah es an der Talstation in Bergün aus. «Vor dem Lift hat es riesige Schlangen gegeben, kein Mensch hält Abstand und höchstens jeder Dritte trägt Maske», sagte der Saisonarbeiter.
Der Saisonarbeiter warnt: «Bergün hat das Potential, für einen riesigen Corona-Ausbruch zu sorgen.»
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Skilift-Arbeiter Marco Eberhard hatte genug vom Chaos an seinem Lift.

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Darum gehts

  • Skilift-Arbeiter Marco Eberhard berichtete von zahlreichen Verstössen gegen die Maskenpflicht in Bergün. Er forderte die Schliessung der Skigebiete.

  • Kurz darauf stellte ihn sein Arbeitgeber frei – wegen Illoyalität.

Skilift-Mitarbeiter Marco Eberhard forderte die Schliessung der Skigebiete – wenige Stunden nach der Forderung haben ihn die Sportbahnen Bergün freigestellt. Gegenüber 20 Minuten hatte er zuvor über die Zustände im Wintersportort berichtet: Über die vielen Menschen ohne Masken und das Gedrängel.

Trotz Jobverlust: «Ich bereue nicht, wie ich in dieser Situation reagiert habe», sagt Eberhard. Das Verhalten der Wintersportler liess ihn an der Menschheit zweifeln, ständig habe er aufs Schutzkonzept hinweisen müssen. Auch eine Angestellte eines Schlittelverleihs berichtete von unhaltbaren Zuständen im Dorf. «Ich nahm die Fakten ernst und reagierte entsprechend», sagt Eberhard. Doch für ihn sei die Situation schwierig gewesen: «Ich setzte meinen Job aufs Spiel.»

Loyalität in Frage gestellt

Die Sportbahnen Bergün AG bestätigt die Freistellung: Eberhard habe das Loyalitätsverhältnis zu seiner Arbeitgeberin «arg verletzt», sagt Verwaltungsratspräsident Christoph Jäckle. Zwar habe sich der Mitarbeiter zuvor bereits beklagt, dass er die Leute auf die Massnahmen aufmerksam machen müsse. Aber: «Jeder hat sein Pflichtenheft, das man erfüllen muss. Dazu gehört auch, dass man auf die Maskenpflicht hinweist», so Jäckle. Hätte sich Eberhard bei seinen Vorgesetzten gemeldet, hätten ihm die Bergbahnen die «volle Unterstützung» zugesichert – «und unsere Sicht der Situation eingebracht», sagt der Verwaltungsratspräsident.

Eberhard ist derweil weiterhin überzeugt: «Was in Wengen passierte, hätte grad so gut auch in Bergün geschehen können – wenn es nicht schon geschehen ist.» Nach drei Jahren als Saisonier am Sessellift in Bergün sucht er sich nun eine neue Tätigkeit.

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