«Sind vorbereitet»So findest du im Ernstfall den nächsten Luftschutzbunker
Russland hat die Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Doch gibt es in der Schweiz für den Fall der Fälle ausreichend Schutzbunker? Sind sie in gutem Zustand, und wie findet man den nächsten? Die wichtigsten Antworten.
Darum gehts
In den 1960er-Jahren war im Rahmen des Kalten Krieges die Angst vor Nuklearangriffen und vor einer sowjetischen Invasion in Europa allgegenwärtig. Auch deshalb begann die Schweiz mit dem systematischen Aufbau von Luftschutzbunkern. Es galt der Slogan: «Die Neutralität schützt uns nicht vor Radioaktivität.»
Nun kursiert erneut die Angst vor einem Atomkrieg. Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Hätte nach wie vor jede Schweizerin und jeder Schweizer einen Platz in einem Luftschutzraum? Experten erklären gegenüber 20 Minuten, wie es um den Schutz der Schweizer Bevölkerung steht.
Wie viele Luftschutzanlagen hat die Schweiz?
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) gibt an, dass die Schweiz 360’000 Schutzräume besitzt. Davon sind 5100 Anlagen öffentliche Schutzräume, beim Rest handelt es sich um private Schutzräume in Wohnhäusern.
Wie viele Personen können darin untergebracht werden?
Die Schutzräume bieten 8,6 Millionen Menschen Platz. Laut dem Bundesamt für Statistik betrug die Zahl der ständigen Wohnbevölkerung in der Schweiz 2020 8,67 Millionen Personen. Konkret fassen die meisten Schutzräume zwischen 20 und 200 Personen. Die Schweiz ist das einzige Land weltweit, welches praktisch die gesamte Bevölkerung in ihren Luftschutzbunkern unterbringen könnte. Schweden (81 Prozent) und Finnland (70 Prozent) belegen Platz zwei und drei. Zu den Nachbarländern zeigt sich eine grosse Differenz. Österreich kann 30 Prozent der Bevölkerung in Luftschutzkellern unterbringen, Deutschland nur knapp drei Prozent.
Wie finde ich konkret meinen Schutzplatz?
Für die Planung, wer welchen Schutzplatz zugewiesen erhält, sind die Kantone zuständig. «Die Bekanntgabe erfolgt erst, wenn es die Lage erfordert», sagt Linda Studer, Mediensprecherin des BABS. Vereinzelt gebe es örtliche Lücken in der Planung.
Wann muss ich meinen Schutzplatz aufsuchen?
Entscheidend ist die Weisung des Bundes. Ertönen die Sirenen ausserhalb des jährlichen Tests, ist die Bevölkerung möglicherweise gefährdet. In diesen Fällen gilt es, Radio zu hören, den Anweisungen der Behörden zu folgen und seine Nachbarschaft zu informieren.
Sind die Luftschutzanlagen in gutem Zustand?
Es sei Sache der Gemeinden, mindestens alle zehn Jahre zu überprüfen, ob sich die Schutzräume in betriebsbereitem Zustand befinden, sagt Annekäthi Krebs vom Hauseigentümerverband Schweiz. Konkret werden jeweils Schutzraumkontrolleure vorbeigeschickt, um den Zustand zu überprüfen.
Wären die Anlagen für eine Nutzung bereit?
Vor allem Schutzräume in privaten Gebäuden würden weithin auch anders genutzt, sagt Krebs – etwa als Weinkeller oder als Hobbyraum. Dies sei auch erlaubt, solange der Raum innert nützlicher Frist einsatzbereit gemacht werden könne. Würde also ein Ernstfall eintreten, könnte der Bund eine entsprechende Anordnung geben.
Was muss ein solcher Luftschutzkeller für den Notfall alles haben?
Gesetzlich verlangt sind Trockentoiletten, eine Belüftung sowie genügend Liegestellen. Hinzu kommen bauliche Vorgaben wie beispielsweise die Dicke der Wände und Türen. Laut Krebs gibt es für Luftschutzräume in privaten Liegenschaften keine Vorschriften bezüglich der Vorräte. Hier setze man auf Eigenverantwortung.
Für welche Zeitspanne ist ein solcher Schutzraum ausgerichtet?
Laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz sind Schutzräume dazu da, um während einer akuten Gefahr Schutz zu bieten. Je nach Ausmass der Bedrohung müssten sie mehrere Stunden bis wenige Tage belegt werden.