So gross ist die Gefahr, dass du dich draussen mit dem Coronavirus infizierst

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Virus-ÜbertragungSo gross ist die Gefahr, dass du dich draussen mit dem Coronavirus infizierst

Luftanhalten, bis der Jogger vorbei ist? Die Seite wechseln? Oder doch besser gleich mit Maske in die Natur? Ein Aerosol-Experte erklärt, worauf man achten sollte, um in der Pandemie draussen sicher unterwegs zu sein.

Beim Spazierengehen allein auf weiter Flur? Das war einmal – vor Corona.
Angst, sich im Pulk an der frischen Luft mit dem Coronavirus zu infizieren, muss dennoch niemand haben, so Aerosol-Experte Gerhard Scheuch gegenüber «Deutschlandfunk Kultur».
Selbst dann nicht, wenn ein Jogger deutlich schnaufend an einem vorbeizieht. Vorausgesetzt, man beachte ein paar Kleinigkeiten.
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Beim Spazierengehen allein auf weiter Flur? Das war einmal – vor Corona.

imago images/Eibner Europa

Darum gehts

  • Draussen stehen die Chancen gut, sich nicht mit dem Coronavirus zu infizieren.

  • Allerdings sollte man auch an der frischen Luft ein paar Dinge beachten.

  • Die Maske sollte man zur Sicherheit immer dabei haben.

Lange verpönt mutiert der Spaziergang während der Pandemie fast schon zum Trend – weil es aufgrund der Beschränkungen an alternativen Freizeitmöglichkeiten mangelt, aber auch, weil er gut für die Seele ist. Das hat sich allerdings rumgesprochen. Entsprechend voll ist es mitunter auf den Wegen. Die teilt man nämlich nicht mehr nur mit Joggern, sondern auch mit jeder Menge Wanderern, die reden, rufen, lachen – und dabei potenziell infektiöse Aerosole ausstossen.

Besteht also doch die Gefahr, sich bei der Bewegung an der frischen Luft mit dem Coronavirus zu infizieren?

Es gibt Kleinigkeiten zu beachten

Nein, sagt Gerhard Scheuch, der als Aerosol-Experte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) berät, im Gespräch mit «Deutschlandfunk Kultur». «Joggen, Laufen, Wandern, Spazierengehen, das halte ich für absolut ungefährlich.» Vorausgesetzt, man beachte ein paar Kleinigkeiten.

«Sie sollten sich nicht sehr lange gegenüber unterhalten, also sich zu zweit oder zu dritt in einem engen Bereich aufhalten und lange miteinander reden.» Denn dann würde man sich die Aerosole direkt ins Gesicht pusten und die Gefahr wäre etwas grösser. Die Situation sei vergleichbar mit der einer Raucherrunde, erklärt der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin: «Wenn Sie mit einem Zigarettenraucher zusammenstehen und der pustet Ihnen ständig den Rauch ins Gesicht, dann sind Sie als Passivraucher auch belastet.» Am besten, man bleibe die ganze Zeit in Bewegung.

Wichtig ist die Viruslast

Auch die Gefahr, dass man sich über die von einem heftig atmenden Jogger ausgestossene Aerosolwolke ansteckt, wie es Anfang der Pandemie noch von einigen Experten befürchtet wurde, hält Scheuch für nahezu ausgeschlossen. Die Virenkonzentration, die man während so einer kurzen Begegnung abbekommen könnte, reiche schlichtweg nicht aus, um sich zu infizieren.

Zwar liesse sich diese nicht pauschal benennen, da die für eine Infektion notwendige Viruslast auch immer vom Immunsystem des Empfängers abhängig sei, so Scheuch. Aber nach wie gelte, «dass man etwa fünf bis 15 Minuten zusammen sein muss, damit man sich ansteckt.» Also deutlich länger als der Überholvorgang eines Joggers dauere.

Maske nur in bestimmten Situationen

Luftanhalten oder die Seite des Wanderwegs wechseln ist aus Sicht des studierten Physikers also nicht vonnöten. Auch das pauschale Tragen einer Maske im Freien, wie es etwa in einigen Orten Deutschlands vorgeschrieben ist, hält er für völligen Unsinn, wie Heute.at unter Berufung auf das Portal Thepionieer.de schreibt.

Beim Bundesamt für Gesundheit BAG sieht man dies differenzierter. So gilt hierzulande überall dort Maskenpflicht, «wo es so viele Personen hat, dass Sie den Abstand von 1,5 Metern zu anderen Personen nicht einhalten können.» Etwa auf Märkten, in belebten Fussgängerbereichen von Zentren und Dorfkernen und Strassen, Trottoirs, Parks und Spielplätzen. Wichtig ist dabei auch, dass die Masken richtig getragen werden. Entsprechend sollte man immer eine Maske dabei haben.

Vorsicht in Innenräumen

Deutlich grösser ist die Gefahr dagegen in Innenräumen, besonders in trockenen Räumen. Wie gross sie ist, hängt von der Art des Raumes, aber auch von seiner Belegung und Nutzung ab. Dabei spielen nicht nur infektiöse Tröpfchen, sondern auch die deutlich kleineren Aerosole eine Rolle (siehe Video), die nicht nur weite Strecken überwinden, sondern auch über Stunden im Raum bleiben können. Entsprechend wichtig ist regelmässiges und richtiges Lüften sowie Frischluftzufuhr.

Hast du oder jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?

Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Tel. 147

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