Unzählige PET-FlaschenSo viel Abfall schmissen Züri-Fäscht-Besucher in die Limmat
ETH-Forschende haben über der Limmat eine Kamera aufgehängt, die mittels KI misst, wie viel Abfall den Fluss heruntertreibt. Die Güsel-Menge, die am Züri-Fäscht in den Fluss geworfen wurde, hat die Forscherinnen und Forscher überrascht.
Darum gehts
Viel mehr Abfall als normal trieb dieses Wochenende die Limmat hinunter.
Das haben Forschende der ETH mit einer Kamera gemessen.
Die Forschenden arbeiten an Systemen, um den Abfall aus Flüssen zu entfernen.
Millionen strömten am Wochenende in die Limmatstadt ans Züri-Fäscht – und produzierten Müll. Viel Müll. Was davon nicht in den Kübeln landete, sondern in die Limmat geschmissen wurde, haben Forschende der ETH dieses Jahr zum ersten Mal wissenschaftlich untersucht.
Der ETH-Forschungsleiter Hendrik Kolvenbach steht im Platzspitzpark, gleich hinter dem Landesmuseum. Er zeigt hoch zum Provisorium von Schutz und Rettung Zürich. An der Fassade hängt sein neuestes Projekt: Die «ARCAM», liebevoll auch «Aludose» genannte Kamera, welche ein Drittel der Wasseroberfläche der Limmat nach Abfall scannt.
So erfasst die «ARCAM» Müll auf dem Fluss. Das System kann zwischen Abfall, Enten und anderem unterscheiden.
ETH ZürichAm Züri-Fäscht-Wochenende hat die Kamera von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag über 500 Stück Abfall erfasst. Das seien «massiv mehr» als im gleichen Zeitraum der Vorwoche.
Die Kamera ist Teil des ETH-Projekts «Autonomous river Cleanup», welches Lösungen erforscht, um weltweit Flüsse von Abfall zu befreien. Das zweite grosse Forschungsprojekt, das seit einigen Wochen läuft, steht ein paar Meter flussabwärts beim Kraftwerk Letten.
Der Rechen des Kraftwerks, eine Art Sieb vor den Turbinen, ist verstopft mit Abfall und auf der Oberfläche treiben zwei grosse Müll-Strudel. Sie haben einen Durchmesser von rund fünf Metern. Bierdosen, PET-Flaschen und Essensverpackungen – vieles davon mutmasslich vom Züri-Fäscht – mischen sich mit Algen, Ästen und Blättern aus dem Fluss.
Stört dich Abfall im Wasser?
Normalerweise wird dieser Müll von den Kraftwerksmitarbeitern aus dem Fluss gefischt und ohne Unterscheidung zwischen Bio- und Zivilisationsmüll in der Kehrichtanlage verbrannt. Doch das ist der Ökologie des Flusses nicht zuträglich, hat die Forschung gezeigt.
«MARC» räumt den Fluss auf
Auf einem Platz neben dem Rechen steht darum ein grauer Baucontainer. Dort drin befindet sich eine komplette Sortieranlage für Müll. Das Ziel, so Forscher Fidel Esquivel: Die Anlage soll den Zivilisationsmüll von Biomüll trennen. Denn Blätter, Algen, Äste und Co. sind Teil des natürlichen Ökosystems und gehören zu einem gesunden Fluss. Doch Aludosen, PET-Flaschen und Fast-Food-Verpackungen haben im Wasser natürlich nichts zu suchen.
Streit um nationales Littering-Verbot
Also sortiert der Roboterarm von «MARC» alles aus, was nicht natürlichen Ursprungs ist. «MARC» ist eine Weiterentwicklung seines Vorgängers «LIVIA», der 2021 im Rahmen des gleichen Forschungsprojektes ein erstes Mal die Limmat aufgeräumt hat.
2021 räumte «LIVIA» ein erstes Mal die Limmat auf.
20min/Stefan LanzZiel bei «MARC»: Er soll alle zwei bis drei Sekunden eine Dose oder eine Flasche greifen können. Mit mehreren Robotern, die in einer Reihe hintereinander arbeiten, soll die Anlage erweiterbar werden.
Fitness-Studio für Kamera-KI
Sowohl die Kamera über der Limmat, als auch die Kamera, die dem Roboterarm von «MARC» sagt, wo er hingreifen muss, sind diesen Sommer in einem intensiven Bootcamp. Denn entscheidend ist, dass die KI hinter dem System zuverlässig zwischen Zivilisationsmüll und Biomüll unterscheiden kann. Und dafür braucht sie Training.
Die künstliche Intelligenz unterscheidet zwischen Bio-Abfall und Zivilisationsmüll.
ETH ZürichBei PET-Flaschen und Aludosen sei die KI schon ziemlich gut. Mühe bereiten Essensverpackungen, da diese in unzähligen Formen vorkommen. Doch um besser zu werden, freut sich Forschungsleiter Hendrik Kolvenbach ausnahmsweise über jedes Stückchen Abfall, das die Limmat hinuntertreibt. Das Züri-Fäscht mit den Abfallmengen seiner Millionen Besucher liefert ihm genügend Studien-Material für seine Forschung.
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