Fingerabdruck-AppDrei Schweizer Studenten revolutionieren die Spurensicherung
Digitalisierung ist im Arbeitsalltag allgegenwärtig – und verändert auch die Ermittlungsmethode der Schweizer Polizei. Eine App zur Sicherung von Fingerabdrücken kommt von drei Studenten der HSLU und FHNW.
Darum gehts
Drei Studenten der HSLU und FHNW haben eine App entwickelt, die die Fingerabdruck-Sicherung revolutioniert.
Die App SPUFO ermöglicht es, Fingerabdrücke einfach mit einem Smartphone zu sichern und direkt zu archivieren.
Die App wird bereits vom Forensischen Institut Zürich und der Kapo Zürich genutzt.
Auch die deutsche Polizei zeigt Interesse an der innovativen Lösung.
Jeder Mensch hat einen einzigartigen Fingerabdruck – anhand der sogenannten Papillarlinien kann jemand damit eindeutig identifiziert werden. Ein Fingerabdruck kann die Polizei zweifelsfrei zu dem Menschen führen, der ihn hinterlassen hat, und damit auch oft zum Täter.
So zuverlässig der Abdruck als Ermittlungsmethode ist, so aufwändig und materialintensiv war bisher dessen Sicherung: Kriminaltechniker müssen zum Tatort zig verschiedene Gegenstände mitnehmen – und alles dann noch richtig benutzen, damit die Spuren überhaupt verwertbar sind. Und dann geht die Arbeit erst richtig los: Die Abdrücke müssen fotografiert und im Polizeirevier in eine spezielle Software überführt werden – eine sehr zeitintensive Arbeit.
So funktioniert die Fingerabdruck-App
Mit SPUFO können alle Polizisten einfach Fingerabdrücke sichern, ganz ohne aufwändige Ausrüstung. Alles was es dafür braucht, ist ein Smartphone mit sehr guter Kamera, ein spezielles Magma-Pulver und ein Lineal. Das Pulver bleibt dabei auf Oberflächen haften, die mit menschlichen Hautfetten «kontaminiert» sind. Dadurch wird der Fingerabdruck sichtbar. Als nächstes wird ein spezielles Lineal angelegt, um die Grösse des Fingerabdrucks zu identifizieren. Dann kommt SPUFO zum Einsatz: Der Fingerabdruck kann über die App nicht nur abfotografiert, sondern das Foto auch direkt nachbearbeitet werden. Im Anschluss kann der Abdruck direkt zur Fingerabdruck-Datenbank nach Bern versendet werden.
Programmieren ist ihre Leidenschaft
«Geht das nicht auch einfacher?», fragte sich Jordan Suter (24), Informatikstudent an der Hochschule Luzern. Sein Vater arbeitet beim Forensischen Institut Zürich (FOR) und hatte ihm von den Ermittlungsmethoden erzählt. Suter und sein Freund Josip Corkovic (24) suchten zu diesem Zeitpunkt noch nach einem Thema für ihre Vor-Bachelorarbeit. Warum also nicht erforschen, wie man den Prozess der Fingerabdruck-Sicherung digitalisieren kann?
Glaubst du, dass die Digitalisierung die Zukunft der Forensik ist?
Beide sind leidenschaftliche Programmierer, die durch ihre unterschiedliche Ausstrahlung auffallen. Suter trägt sein langes Haar zum Zopf, hat eine ruhige Art, die sich auch in seiner leisen Stimme widerspiegelt. Corkovic dagegen ist von eher muskulöser Statur, ihm fallen die rotbraunen Locken über seine Stirn, an seinem Handgelenk trägt er ein Surfer-Armband. Mit leuchtenden Augen erklärt er begeistert die Feinheiten des Codes auf seinem Laptop.
Beim Forensischen Institut Zürich ist man begeistert
Beide tragen Poloshirts ihrer Firma «Twojo» – genau wie der Mitgründer Festim Jetishi, der später zum Team dazugestossen ist. Er ist kommunikativ und analytisch zugleich, was ihn für «Twojo» zu einer wertvollen Ergänzung macht. Alle drei teilen eine Passion für Programmiersprachen, deren Zahlen- und Buchstabencodes für Laien undurchdringbar sind und etwas nerdig daherkommen.
«Die Kameras der heutigen Smartphones sind gut genug, um Fingerabdrücke hochauflösend zu fotografieren. Das war unser Ansatzpunkt», erzählt Suter. Um die App an die Bedürfnisse der Kriminalisten anzupassen, standen die beiden in ständigem Kontakt mit dem FOR Zürich. Und das funktioniert: Denn gut ein Jahr später, im Spätsommer 2023, testen 20 Mitarbeiter des FOR Zürich den Prototyp der App – und sind begeistert.
Auch die deutsche Polizei meldet Interesse an
Im April 2024 ist es dann so weit: Die App geht live. Beim FOR Zürich schätzt man die einfache Handhabung, die ohne viel Vorwissen möglich ist. Und das spricht sich herum: Auf einmal kriegen die drei Softwareentwickler unzählige Anfragen: «Sieben Kantonspolizeien haben schon Interesse an der App angemeldet», erzählt Jetishi nicht ohne Stolz. Inzwischen nutzt auch die Kapo Zürich SPUFO schon.
«Sieben Kantonspolizeien haben schon Interesse an der App angemeldet»
Und nicht nur das: Auch in Deutschland haben verschiedene Polizeien schon Interesse angemeldet. Gleichzeitig hat das Gründer-Trio jede Menge Ideen zur Weiterentwicklung: «Als nächster Schritt sollen auch Fussabdrücke erfasst werden können», sagt Suter. Auch ein 3D-Room-Scanning ist in Planung. Bis es so weit ist, dauert es aber noch etwas – auch deswegen, weil alle drei Gründer noch in anderen Jobs als Softwareentwickler arbeiten. «Langfristig ist es aber unser Ziel, dass wir von unserer Software leben können», so Suter.
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