SRG: Journalisten erhalten Zustupf vom Bund

Aktualisiert

200’000 FrankenSRG-Mitarbeitende erhalten Zustupf mit Aufträgen des Bundes

Eine Liste des Bundes legt offen, welche Journalistinnen und Journalisten in den Jahren 2020 bis 2022 Aufträge für den Staat erledigt haben. Ein Engagement hat Konsequenzen. 

200’000 Franken gab der Bund in den Jahren 2020 bis 2022 für Aufträge an Journalistinnen und Journalisten aus.
Ungefähr die Hälfte der Aufträge ging an Angestellte der SRG. 
Arthur Honegger, «10vor10»-Moderator, erhielt 12’473 Franken für die Mitarbeit am Inhalt und die Moderation einer Veranstaltung zum Thema Klimawandel vom Aussendepartement. 
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200’000 Franken gab der Bund in den Jahren 2020 bis 2022 für Aufträge an Journalistinnen und Journalisten aus.

REUTERS

Darum gehts

  • Immer wieder holen sich die Departemente des Bundes Unterstützung von Journalistinnen und Journalisten.

  • Über die Hälfte der 55 vergebenen Aufträge ging an Medienschaffende der SRG. 

  • Dadurch könnte die Unabhängigkeit der Medien gefährdet werden – SRF weist diese Kritik zurück.

55 Journalistinnen und Journalisten erhielten zwischen den Jahren 2020 bis 2022 bezahlte Aufträge des Bundes. Sie moderierten Anlässe, erstellten Texte oder führten mit Angestellten der Bundesverwaltung Medientrainings durch. Der «Nebelspalter» hat auf Anfrage beim Bund eine Liste mit allen vergebenen Aufträgen erhalten. 

Auf der Liste findet man unter anderem Namen von Journalistinnen und Journalisten der NZZ, von Tamedia, von der WOZ oder der «Republik». Über die Hälfte der Aufträge ging an Medienschaffende der SRG, sprich: SRF, RTS oder RSI. Insgesamt erhielten SRG-Angestellte von 2020 bis 2022 rund 200’000 Franken für Aufträge. 

Bekannte Gesichter darunter

Für eine Veranstaltung des Aussendepartements (EDA) erhielt der «10vor10»-Moderator Arthur Honegger beispielsweise 12’473 Franken. Er hat laut der Liste an den Inhalten mitgearbeitet und die Veranstaltung zum Thema Klimawandel moderiert. 

7000 Franken gingen an Urs Gredig, ebenfalls Moderator bei «10vor10». Er war bei einem Event des Bundesamtes für Energie (BfE) involviert, das zum Ziel hatte, Anbieter von «öffentlich relevanten Dienstleistungen» dazu zu motivieren, einen Beitrag zur Energiestrategie 2050 und zum Pariser Klimaabkommen zu leisten. 

Unerlaubte Medientrainings

Der «Nebelspalter» wirft in einem weiteren Fall dem SRF vor, in der «Tagesschau» wohlwollend und unkritisch über die neuen Pläne des Bundesrats für eine staatliche E-ID berichtet zu haben. «Tagesschau»-Moderator Florian Inhauser war bei einem internen Anlass der Bundeskanzlei beteiligt, bei welchem es genau um dieses Thema ging. Die Vorbereitungen dazu sollen just in jenem Moment gestartet haben, als die neue E-ID-Vorlage ausgearbeitet wurde, nachdem das dafür vorgesehene Gesetz im März 2021 an der Urne abgelehnt wurde. 

Für einen SRF-Redaktor hat das Engagement für den Bund «personalrechtliche Konsequenzen». Er schulte Bundesbeamte in den Jahren 2021 und 2022 in Medientrainings im Umgang mit Medienschaffenden. Dafür hätte es eine Bewilligung seines Arbeitgebers gebraucht, welche er nicht eingeholt habe. 

Unabhängigkeit

Das Magazin stellt die Frage: Wie steht es um die journalistische Unabhängigkeit, wenn Journalistinnen und Journalisten Nebeneinkünfte von mehreren Tausend Franken vom Staat erhalten, den sie kritisch begleiten sollten? 

Das SRF hat gegenüber dem «Nebelspalter» dazu Stellung genommen: «Die publizistische Glaubwürdigkeit und damit die Wahrung der journalistischen Unabhängigkeit sind das höchste Gut von SRF. Themen vor Ort müssen immer kontrovers diskutiert werden, damit die Nebenbeschäftigung bewilligt wird. Ausserdem wird vorausgesetzt, dass der Moderator oder die Moderatorin von SRF die Gesprächsleitung ohne Instruktionen der Veranstaltenden gestalten kann», schreibt das Medienunternehmen. Ausser den Medientrainings hätten alle anderen Engagements diese Bedingungen erfüllt.

Die Journalistinnen und Journalisten hätten ihre Unabhängigkeit stets gewahrt und ihre Moderationen unabhängig von Anweisungen der Veranstaltenden gestaltet. Dies sei auch dort der Fall gewesen, wo SRF-Mitarbeitende in die Vorbereitung des Anlasses einbezogen worden seien.

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