Mega-Auftrag für 2 Milliarden FrankenStadler Rail baut für SBB 286 neue Züge
Drei Konkurrenten waren im Rennen um den Mega-Auftrag. Nun hat die SBB entschieden. Die neuen einstöckigen Züge für die SBB wird Stadler Rail bauen.
Darum gehts
Die SBB vergibt einen Auftrag für den Bau von 286 Zügen.
Den Zuschlag hat Stadler Rail erhalten.
Offerten eingereicht haben neben Stadler Rail auch die Zugbauer Alstom und Siemens.
Die SBB und deren Tochterunternehmen Thurbo und RegionAlps brauchen 286 neue einstöckige Züge. Den Zuschlag für den Mega-Auftrag erhält nun Stadler Rail, wie der SBB-Chef Vincent Ducrot am Dienstag an einer Medienkonferenz bekanntgab. Der Auftrag ist rund zwei Milliarden Franken schwer.
Ducrot spricht bei der Bestellung von einem Meilenstein. Grund für den grossen Auftrag sei, dass die alten Regionalzüge etwa im Wallis und in der Westschweiz ersetzt werden müssen. «Wir glauben, dass die Kunden nun wieder Zug fahren», so Ducrot. «Da müssen wir bereit sein.»
Grösster je vergebener Vertrag
Die Beschaffung habe man eng mit den Kantonen und dem Bund diskutiert. Der Auftrag ist laut Ducrot der grösste, den man bisher vergeben habe. «Wir sind aber drei Bahngesellschaften zusammen», so der SBB-Chef. Die SBB habe die Beschaffung nicht in kleine Teile aufsplitten wollen. «Wir wollen möglichst viele Züge auf einmal bestellen.»
Anfang September 2020 wurden die drei Antragsteller Alstom, Siemens und Stadler ausgewählt und für die Einreichung einer Offerte eingeladen. Das Angebot von Stadler habe laut SBB aber insbesondere in den Bereichen der Wirtschaftlichkeit und der Qualität überzeugt (siehe Box).
Gemäss einer Mitteilung von Stadler Rail, werden alle Züge komplett im Hauptsitz in Bussnang hergestellt. Daraus ergebe sich ein schweizerischer Wertschöpfungsanteil von gegen 75 Prozent. Bei den neuen Zügen handelt es sich um solche des Typs Flirt. «Wir sind stolz, dass sich unser bewährtes Flirt Konzept einmal mehr international durchsetzen konnte», lässt sich Stadler-Präsident Peter Spuhler zitieren.
Das sind die Kriterien für den Zuschlag
Wie die SBB in der Medienmitteilung schreibt, wurde der Grossauftrag gemäss den gesetzlichen Bestimmungen vergeben. Für die Bewertung massgebend waren Wirtschaftlichkeit, Qualität, Erfüllungsgrad der Lastenhefte und kommerziell-technische Einzelaspekte.
Bei der Wirtschaftlichkeit werden nicht nur die Investitionskosten berücksichtigt, also etwa der Kaufpreis pro Fahrzeug. Ins Gewicht fallen auch die Betriebskosten, wie die Kosten für Instandhaltung, Reinigung, Energie sowie die Preise für ausgewählte Ersatzteile. «Insgesamt hat Stadler bei der Wirtschaftlichkeit am besten abgeschnitten; dies ist zurückzuführen auf die tieferen Betriebskosten», so die SBB.
Wegen der Pandemie ist die SBB finanziell schwer angeschlagen. Wie kann sich das Unternehmen also so einen grossen Auftrag leisten? «Der Bund stellt uns die Liquidität zur Verfügung», sagt Ducrot. Diese sei da, um genau solche Investitionen zu tätigen.
Verbesserungen für Passagiere
Die neuen Züge sollen den Kundinnen und Kunden zahlreiche Verbesserungen bieten. So verfügen die Züge gegenüber den heute eingesetzten Fahrzeugen über mehr Stauraum für Velos, Kinderwagen und grosse Gepäckstücke, wie die SBB in einer Mitteilung schreibt.
Zudem bieten die Züge guten Mobilfunk- und Datenempfang für unterwegs und Steckdosen in allen Abteilen. Pro Zug gibt es zudem zwei Plätze für Rollstuhlfahrende und ein rollstuhlgängiges WC. Neu werden auch Rollstuhlplätze in der 1. Klasse verfügbar sein.
Die neuen Züge sollen laut SBB durch eine bessere Motorisierung auch einen «wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Pünktlichkeit» leisten. Auch in Deutschland und Österreich sollen die Züge zugelassen werden.
Ursprünglich 194 Züge ausgeschrieben
Ursprünglich hatten SBB, Thurbo und RegionAlps 194 Züge ausgeschrieben. Die Anzahl wurde auf 286 erhöht, nachdem die Bahnunternehmen das künftige Einsatzgebiet in Abstimmung mit Bund und Kantonen definitiv festgelegt hatten. «Nur so ist es möglich, sämtliche Züge zu ersetzen, die aufgrund ihrer Lebensdauer ausrangiert werden müssen», schreibt die SBB.
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