Vier Schweizer Start-ups mit Potenzial für internationale Aufmerksamkeit

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Start-upsDiese 4 ETH-Spin-offs könnten bald international durchstarten

Die ETH Zürich produziert Start-ups wie am Fliessband. Diese Spin-offs solltest du kennen, wenn du dich für die grüne Wirtschaft interessierst.

Auf dem Gelände der Hochschule Luzern beweist Oxara, dass seine Konzepte auch praxistauglich sind: «Beim Manal-Pavillon werden erstmals mehrere Baustoffe auf Basis der Oxara-Technologie in einem Gebäude kombiniert», sagt Kommunikationschefin Leonie Isler.
Treeless Pack will die Materialindustrie revolutionieren, indem es Kunststoffersatz aus Materialien herstellt, die von Mikroorganismen produziert werden.
8inks hat eine Technologie entwickelt, mit der Batterien bis zu zehn Mal schneller hergestellt werden können.
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Auf dem Gelände der Hochschule Luzern beweist Oxara, dass seine Konzepte auch praxistauglich sind: «Beim Manal-Pavillon werden erstmals mehrere Baustoffe auf Basis der Oxara-Technologie in einem Gebäude kombiniert», sagt Kommunikationschefin Leonie Isler.

Rendering von Julia Werlen

Darum gehts

  • Die ETH Zürich ist eine führende Institution, wenn es um innovative Start-ups in der grünen Wirtschaft geht.

  • Oxara stellt zementfreie Zusatz- und Bindemittel her, mit denen Abfälle aus der Bauindustrie wiederverwendet und CO₂-arme Baumaterialien hergestellt werden können.

  • Treeless Pack produziert Kunststoffersatz aus Mikroorganismen.

  • 8inks hat eine innovative Technologie patentiert, die Batterien nachhaltiger und sicherer machen kann.

  • Neustark will bis 2030 der Erdatmosphäre eine Million Tonnen CO₂ entziehen und dauerhaft binden.

Wer sich in der Schweiz mit nachhaltigen Innovationen beschäftigt, stösst immer wieder auf eine Institution: die ETH. Während der Fleischersatzhersteller Planted und der Treibstoffproduzent Synhelion international Schlagzeilen machen, sind andere Start-ups in der Öffentlichkeit noch weniger bekannt. Hier sind vier nachhaltige ETH-Spin-offs, von denen man bald mehr hören dürfte.

Oxara: Nachhaltiger Bauen, günstiger Wohnen

Gnanli Landrou, einer der Gründer von Oxara, stammt aus Togo. Das spiegelt sich im Namen wider: Oxara bedeutet auf Togolesisch Gemeinschaft und Zusammenhalt. Das 2019 gegründete Start-up will das Bauen nachhaltiger und das Wohnen erschwinglicher machen. Es stellt zementfreie Zusatz- und Bindemittel her, mit denen Abfälle aus der Bauindustrie wiederverwendet und CO₂-arme, ressourcenschonende Baumaterialien hergestellt werden können.

In den kommenden Jahren will das ETH-Spin-off seine Technologie in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Frankreich vermarkten und danach in den globalen Süden expandieren: «Wir wollen uns dort für bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum einsetzen», sagt Leonie Isler, Lead Communication & Sustainability. «Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind für uns kein Nice-to-have, sondern stehen im Vordergrund.»

Der Beweis dafür steht in Luzern: Auf dem Gelände der Hochschule Luzern steht der fast fertige Pavillon Manal. «Bei diesem Projekt werden erstmals mehrere Baustoffe auf Basis der Oxara-Technologie in einem Gebäude kombiniert», sagt Isler.

Treeless Pack: Bakterien produzieren Kunststoffersatz

«Jeder Erfolg ist unglaublich befriedigend», sagt Adam Korczak, der 30-jährige Mitgründer und CEO von Treeless Pack. Zusammen mit Patrycja Kucharczyk, einer Biotechnologin, tüftelte der Tissue Engineer an der ETH an der Idee, von Mikroorganismen produzierte Materialien für industrielle Anwendungen nutzbar zu machen. Das heisst: Bakterien produzieren einen Kunststoffersatz. «Wir verwenden biologisch angebaute bakterielle Nanocellulose, die frei von schädlichen Chemikalien ist», erklärt Korczak.

Das ist günstiger und verursacht weniger Emissionen als herkömmliche Produktionsmethoden. Die Vision: Treeless Pack will die Materialindustrie revolutionieren, indem es skalierbare, umweltfreundliche Lösungen schafft, die nicht nur das menschliche Wohlbefinden verbessern, sondern auch zu einem gesünderen Planeten beitragen.

Das Beste daran? «Du bist nicht nur Teil eines Teams, das innovative Lösungen entwickelt, sondern arbeitest auch für ein grösseres und sinnvolles Ziel», sagt der Mitgründer.

8inks: Günstigere, nachhaltigere und sicherere Batterien

8inks widmet sich einem Markt, der durch Elektroautos weiter an Fahrt gewinnt: Batterien. Das 2022 gegründete ETH-Spin-off hält das Patent für eine innovative Technologie zur Mehrschichtbeschichtung von Lithium-Ionen-Batterien. Dank dieser Technologie können Batterien bis zu zehnmal schneller hergestellt werden, was die Produktion um 30 Prozent günstiger macht. Bei der Fertigung wird weniger Lithium und Kobalt benötigt, was die Batterien nachhaltiger macht – ausserdem soll das Recycling erleichtert und die Ladegeschwindigkeit erhöht werden.

Da die Technologie von 8inks nicht mit flüssigen, sondern mit festen Elektrolyten arbeitet, erhöht sich auch die Sicherheit: Sie brennen nicht. Nach einer Finanzierung von 150'000 Franken durch das Schweizer Start-up-Programm Venture Kick im Jahr 2023 geht es für 8inks 2024 richtig los. Das Start-up hat sich drei Millionen Euro gesichert. «Die Early-Adopter-Phase im Bereich der Elektromobilität ist abgeschlossen», sagte 8inks-Geschäftsführer Paul Baade zu moneycab.com. «Jetzt geht es darum, die Masse zu erreichen.»

Neustark: Eine Million Tonnen CO₂ binden

Das 2019 gegründete ETH-Spin-off hat Grosses vor: Mitgründer Johannes Tiefenthaler sagt in der «Bilanz», dass sie die dauerhafte Entsorgung von CO₂ zu einem Wirtschaftszweig machen wollen, der 2050 so gross sein soll wie die heutige Öl- und Gasindustrie. Neustark hat eine Lösung entwickelt, die CO₂ in Abbruchbeton mineralisiert und so dauerhaft speichert.

Das Start-up verkauft einerseits Anlagen zur CO₂-Speicherung an Baustoff-Recycler und andererseits CO₂-Abscheidungszertifikate an Unternehmen. Bis 2030 will das Start-up so eine Million Tonnen CO₂ der Erdatmosphäre entziehen und dauerhaft binden. 19 Anlagen sind bereits in Betrieb und etliche weitere sollen folgen. «Wir arbeiten intensiv am Roll-out unserer Technologie europa- und weltweit», sagt Tiefenthaler.

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