Odyssee im MittelmeerStatt am «Ende der Welt» landen Flat Earther in Corona-Quarantäne
Die Erde ist keine Kugel, sondern eine Scheibe – davon sind sogenannte Flat Earther überzeugt. Einen Beweis dafür haben sie noch nicht geliefert. Auch ein venezianisches Paar scheiterte nun bei dem Versuch – und das durchaus spektakulär.
Darum gehts
Sie wollten ans «Ende der Welt». Doch stattdessen strandeten zwei Flat Earther auf einer Insel nördlich von Sizilien.
Statt von dort aus weiter zu reisen, mussten sie in Corona-Quarantäne.
Zwei Fluchtversuche scheiterten.
Dafür hatten sie Angst um ihre Gesundheit.
Das Jahr 2020 ist auch für einige Mitglieder der Flat Earth International Conference anders ausgefallen als von ihnen erhofft. Denn eigentlich hatten sie zu einer Kreuzfahrt in die Antarktis aufbrechen wollen, während dieser sie die riesige Eiswand finden wollten, die ihrer Meinung nach unsere flache Planetenscheibe umgibt. Doch die Reise wurde abgesagt.
Ein Paar aus Venedig wollte sich davon jedoch nicht abbringen lassen, endlich den Beweis für die Flat-Earther-Theorie zu erbringen und machte sich auf eigene Faust auf – mit eigenem Boot und in mehr oder weniger heimischen Gefilden: Ihr «Ende der Welt» wollten sie bei Lampedusa finden. Jener Insel, die heute als Durchgangsort für Migranten und Flüchtlinge gilt, die versuchen, Europa über das Mittelmeer zu erreichen.
Falsche Richtung
Im April 2020 – also mitten im ersten Lockdown Italiens – machten sich die beiden von Termini Imerese aus auf den Weg. In der nordsizilianischen Stadt hatten die beiden zuvor ihr Auto verkauft, um sich das Boot für die Überfahrt nach Lampedusa kaufen zu können. Es sollte das einzige Vorhaben bleiben, das wie geplant stattfand, wie Salvatore Zichichi vom italienischen Seegesundheitsamt einige Monate später der italienischen Zeitung «La Stampa» erzählte.
So war es zu dieser Zeit nicht ganz einfach, vom Tyrrhenischen Meer in die Strasse von Sizilien – mitunter auch Strasse nach Tunis genannt – zu gelangen (siehe Bildstrecke). Auch der Kompass half ihnen nicht wirklich weiter. Statt Sizilien auf südwestlicher Seite zu umrunden, steuerte das Paar ihr Boot Richtung Norden und strandete auf der Vulkaninsel Ustica gegenüber von Palermo.
Die falsche Handhabe des Kompass könnte ihrem Dasein als Flat Earther geschuldet sein, so Zichichi: Schliesslich handele es sich dabei um «ein Instrument, das auf der Grundlage des Erdmagnetismus funktioniert, einem Prinzip, das die Erde als Kugel wahrnimmt.»
Schwierige «Beweisführung»
Wenn es darum geht, Beweise für ihre Theorie einer flachen Erde zu erbringen, zeigen sich Flat Earther durchaus kreativ:
YouTuber D. Marble etwa versuchte es im Jahr 2017 während eines Flugs von North Carolina nach Seattle mithilfe seines Handys und einer Wasserwaage. Während der gesamten Strecke von rund 200 Meilen bewegte sich die Blase in der Waage kein Stück. Das wertete Marble als Beweis dafür, dass die Erde keine Kugel, sondern eine Scheibe sein muss. Andernfalls hätte der Pilot die Erdkrümmung regelmässig ausgleichen müssen, indem er die Nase das Flugzeugs nach unten drückt, so Marbles Argument.
Stuntman Mike Hughes – besser bekannt als Mad Mike – dagegen glaubte, mit einer selbst gebauten Rakete den Beweis für eine flache Erde antreten zu können. So weit kam es jedoch nicht: Er kam im Februar 2020 bei eben jenem Versuch ums Leben. Aus noch ungeklärten Gründen hatte sich der Fallschirm nicht geöffnet.
Kurios sind nicht nur die Beweisführungs-Versuche, sondern auch die Erklärungen der Flat-Earther, wenn es darum geht, zu begründen, warum man auf der Erdscheibe nie ans Ende der Welt gelangen kann. Der Musiker Darren Nesbitt etwa begründet das mit dem sogenannten «Pac Man»-Effekt. Demnach wird man beim Erreichen des Rands der Scheibe automatisch ans andere Ende transportiert, wo es dann wieder weitergeht – so ähnlich wie im Computerspiel «Pac Man». Das habe mit der Raumzeit zu tun.
Übrigens: Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 ist vor allem der Youtube-Algorithmus dafür verantwortlich, dass so viele Leute glauben, die Erde sei flach.

Gescheiterte Fluchtversuche
Einfach wieder umzukehren und die Erkundungsreise fortzusetzen, war dem Paar nicht möglich: Es wurde mitsamt seinem Boot nach Palermo in Quarantäne gebracht, jedoch nicht ohne Widerstand zu leisten. Ihr Fluchtversuch endete allerdings bereits nach drei Stunden, wie Repubblica.it schreibt: Dann wurden sie von der Küstenwache erneut festgesetzt.
Auch ein weiterer schlug fehl, so Zichichi: «Sie landeten im Haus eines Mannes, der behauptete, Covid-positiv zu sein.» Das sei dieser zwar nicht gewesen, allerdings seien die Venezianer am Ende einfach nur froh gewesen, wieder zurück nach Venedig zu können – und das überwiegend auf dem Landweg. Den Beweis dafür, dass die Erde flach sein soll, sind die Flat Earther damit immer noch schuldig.
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