StatussymbolBei Samuel (33) kosten Stifte bis zu 60'000 Franken
Schöne, teure und exklusive Schreibgeräte sind aktuell sehr gefragt. Samuel Naldi, ein Experte für exklusive Schreibgeräte, ist sich sicher: Das wird auch so bleiben.
Japanische Papeterie-Artikel sind auf Tiktok gerade der Hit – darunter auch Stifte, die Hunderte bis Tausende Franken kosten und online teurer weiterverkauft werden. Aber wer leistet sich diesen Luxus – und warum eigentlich? Samuel Naldi vom Luxus-Schreibwarengeschäft Style of Zug kennt sich mit exklusiven Stiften aus: «Das teuerste Gerät in unserer Boutique ist aktuell der Purdey & Sons für 36'000 Franken. Im vergangenen Jahr haben wir auch Modelle zwischen 50'000 und 60'000 Franken verkauft.»
Samuel Naldi

Samuel Naldi kommt ursprünglich aus der Uhrenindustrie, 2010 ist er ins Schreibwarengeschäft eingestiegen. Dort lief es anfangs eher schleppend – das wollte der 33-Jährige ändern. 2022 hat er Style of Zug übernommen und verkauft exklusive Schreibwaren in die ganze Welt und zeigt auf seinen Kanälen Interviews mit Sammlern, Unboxing-Videos und besucht Stift-Manufakturen.
Samuel Naldi, was sind das für Menschen, die sich einen Stift für Tausende Franken kaufen?
Bis vor ein paar Jahren waren es vorwiegend Leute über 50, inzwischen ist unsere Käufergruppe zwischen 35 und 55 Jahren alt. Besonders kostspielige Modelle – Stifte ab 20'000 Franken – kaufen hauptsächlich Sammler. Also Leute, die das Handwerk schätzen und bei denen diese Stifte Emotionen auslösen.
Sind diese Sammler also eher analog unterwegs?
Interessanterweise sind viele aus dem Tech-Bereich. Einer unserer besten Kunden ist ein Italo-Kanadier, der auch in viele Social-Media-Plattformen investiert und in der Tech-Welt lebt – er ist leidenschaftlicher Pen-Collector.

Die Stifte sind nicht nur zum Schreiben gedacht, sie sind auch Sammlerstücke.
Swiss Watch GangSchreibt man mit diesen Stiften überhaupt?
Wir haben Kunden, die auch mit den teuersten Stiften schreiben, aber es gibt natürlich auch solche, die sie eher als Kunstobjekte sammeln. Ein Luxus-Schreibgerät ist eine ganz andere Art von Statussymbol, als eine Uhr, ein Gemälde oder ein Whisky – man benutzt es, anstatt es zu tragen, auszustellen oder zu trinken.
Benutzen ja – aber dann schon eher für spezielle Anlässe, oder?
Nicht nur! Manche schreiben sich auch einfach alltägliche Notizen. Einer unserer Kunden ist der Fussballer Ardon Jashari – er hat sich für die Vertragsunterzeichnung bei seinem neuen Club, dem Club Brügge, einen japanischen Sailor Fountain Pen in den Clubfarben gekauft. Manchmal werden die Stifte auch mit einer Vertragsunterzeichnung verschenkt, haben also auch symbolische Bedeutung.

Manche nutzen die exklusiven Stifte nur für spezielle Anlässe, andere schreiben auch alltägliche Notizen damit.
Nicole Del ReyWarum kauft man sich im digitalen Zeitalter überhaupt einen Stift?
Gerade das macht es interessant: Stifte sind heute nicht mehr zwingend nötig, die Digitalisierung hat sie eigentlich obsolet gemacht. Das sorgt dafür, dass wir sie wieder mit anderen Augen betrachten. Verglichen mit Autos und Uhren ist es ausserdem ein demokratischer Luxus, einen Stift für 1000 Franken kann man sich eher leisten als ein Auto.
Leiht man einen solchen Stift aus oder gibt man ihn nicht aus der Hand?
Das ist schwer zu beantworten. Ich sage jeweils, dass es ein «Fülli» ist und dann sind die Menschen gleich viel vorsichtiger. Aber ich finde auch, dass Schreibgeräte etwas sehr Persönliches sind.

Goldene Feder, Edelsteine an der Hülle: Ein solcher Stift kostet schnell ein paar Tausend Franken.
Swiss Watch GangBei Modellen wie den handbemalten Namiki-Füllfederhaltern ist der hohe Preis noch einigermassen nachvollziehbar. Aber warum sind auch manche Kugelschreiber so teuer?
Auch Kugelschreiber sind sehr komplex. Wie sie lackiert sind, wie der Schaft kreiert wird, ist er rhodiniert oder platiniert und so weiter. Die Produktionsschritte sind teilweise identisch mit denen von Füllfederhaltern, auch wenn die Kugelschreiber vorn keine filigrane, goldene Feder haben.
Sind die hohen Preise nicht einfach einem Hype geschuldet?
Die Nachfrage nach Schreibgeräten ist auch nicht einfach nur ein Hype, es ist ein Trend, den wir schon länger beobachten und der anhalten wird. Sieht man, wie diese Schreibgeräte hergestellt werden, erklärt sich der Preis – und ich betrachte es als meine Mission, das den Menschen näherzubringen.

«In unserer Industrie sind die Preise eigentlich immer gerechtfertigt und nicht auf einen Hype zurückzuführen», sagt Naldi. Beim Modell auf dem Foto besteht ein Teil der Feder aus 21-karätigem Gold.
Samuel NaldiWelches ist Ihr Lieblingsstift?
Ich habe zwei Lieblingsstifte: Einen Otto Hutt design08 mit 18-Karat-Feder für 1355 Franken und einen Sailor King of Pen mit einer 21-Karat-Goldfeder für 1600 Franken. 21-Karat gibt es nur bei Sailor, das ist ein Sammlerstück – ich schreibe aber mit beiden.
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