Stephanie Gartenmann (21) von der Jungen SVP im Porträt

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Stephanie Gartenmann (21)Es begann per Brief an Toni Brunner – so tickt der neue JSVP-Star

Stephanie Gartenmann ist bei der SVP omnipräsent und sitzt in der Parteileitung der Jungpartei. Im Porträt erzählt sie, warum sie politisiert und was sie in ihrer Freizeit macht. 

Stephanie Gartenmann (21) kandidiert für die Junge SVP – und ist das Gesicht der Mutterpartei in den sozialen Medien.
20 Minuten hat die Jung-Politikerin zum Interview in Bern getroffen. Aufgewachsen ist Gartenmann in Matten bei Interlaken.
Dass es die junge Frau in die Politik zog, ist kein Zufall. Stephanies Vater Werner war lange Jahre Geschäftsführer der rechten Gruppierung, heute hat er dasselbe Amt bei der Nachfolge-Organisation «Pro Schweiz» inne.
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Stephanie Gartenmann (21) kandidiert für die Junge SVP – und ist das Gesicht der Mutterpartei in den sozialen Medien.

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

  • Die Berner Jung-Politikerin Stephanie Gartenmann möchte für die SVP in den Nationalrat. Eine Wahl ist praktisch ausgeschlossen. Das sei aber auch nicht ihr Ziel – «noch nicht jedenfalls».

  • Die 21-Jährige studiert an der Uni Bern Jura und ist privat passionierte Hobby-Reiterin. 

  • Ihr grosses politisches Vorbild ist der Zürcher Alt-Bundesrat Ueli Maurer.

  • Sie bezeichnet sich selbst als «Feministin auf meine Art» und findet, Frauen sollten sich durch Leistung in der Gesellschaft durchsetzen.

«Doch, da war ich schon nervös», lacht Stephanie Gartenmann. Die 21-Jährige ist seit einigen Monaten das neue Gesicht der Jungen SVP und war im Wahljahr gleich zwei Mal in der ersten Reihe der «Arena»

Dass es die Jura-Studentin in die Politik zog, ist kein Zufall. «Wir sind eine sehr politische Familie, meine Eltern lernten sich an einem Anlass der Auns kennen», erzählt sie. 

Kindheit an SVP-Versammlungen, aber «nie indoktriniert»  

Stephanies Vater Werner war lange Jahre Geschäftsführer der rechten Gruppierung von Christoph Blocher, heute hat er dasselbe Amt bei der Nachfolge-Organisation «Pro Schweiz» inne. Als Kind sei sie oft an Delegiertenversammlungen der SVP gewesen, statt am Wochenende wandern zu gehen. Dennoch sagt sie: «Ich wurde politisch nie indoktriniert und war mit meinen Eltern längst nicht immer einer Meinung.» 

Die Hobby-Reiterin aus Matten bei Interlaken engagierte sich früh fürs Tierwohl. «Als ich acht Jahre alt war, schrieb ich Toni Brunner einen Brief. Es grassierte eine Seuche unter den Kühen und daraufhin schrieb ich ihm, ob man die Kühe nicht einfach impfen könne», erinnert sie sich. Dass der damalige SVP-Präsident zurückschrieb, beeindruckte sie. 

Mit 15 trat sie der Jungen SVP bei, mittlerweile sitzt sie dort in der Parteileitung. Im Oktober ist sie als Nationalrats-Kandidatin auf der Jung-Liste geführt, womit eine Wahl praktisch ausgeschlossen ist. Das sei aber auch nicht ihr Ziel – «noch nicht jedenfalls». Die berufliche Karriere hat Vorrang, Gartenmann möchte Anwältin werden.

SVP-Netzwerk dank «Studentenjob» im Bundeshaus

Parallel dazu schnuppert sie Bundeshaus-Luft und vernetzt sich in der Parteielite. Während der Sessionen interviewt Gartenmann die SVP-Nationalrätinnen und -räte etwa zum Asylwesen und der Zuwanderung. Die Videos erscheinen auf allen offiziellen Partei-Kanälen, womit sie bei der Basis zu einem bekannten Gesicht geworden ist. 

Das via der Wahlhilfe Vimentis erstellte Polit-Diagramm von Stéphi Gartenmann zeigt, welche Themen ihr am Herzen liegen.

Das via der Wahlhilfe Vimentis erstellte Polit-Diagramm von Stéphi Gartenmann zeigt, welche Themen ihr am Herzen liegen. 

Vimentis.ch

Wer sich mit der 21-Jährigen unterhält, merkt rasch, dass ihr das Parteiprogramm in Fleisch und Blut übergegangen ist. Laufe sie abends allein durch einen grossen Bahnhof, sei es ihr nicht wohl. Straffällige Ausländer und Ausländerinnen gehörten ausgeschafft, die Zuwanderung sei Treiber vieler Probleme und die Politik vergesse die eigene Bevölkerung. Hinter der umstrittenen Kampagne gegen kriminelle Ausländer und Ausländerinnen stehe sie voll und ganz. Organisationen wie die «Junge Tat» lehne sie aber klar ab. «Extreme Gruppierungen stehen nicht für Freiheit und sind Gefährder unserer direkten Demokratie», sagt sie. 

Gesellschaftspolitisch zeigt sich die Oberländerin offener als manche Parteikolleginnen. Das Abtreibungsrecht zu verschärfen, komme nicht infrage, ein grundsätzliches Kopftuchverbot wäre für sie ein zu grosser Eingriff in die persönliche Freiheit, das Tragen müsse aber der Entscheid der Frau sein.

Sie sieht sich als «Feministin auf meine Art» und findet, Frauen sollten sich durch Leistung in der Gesellschaft durchsetzen. «Ich will keine Quotenfrau sein, wir können heute alles erreichen», so Gartenmann. Als politisches Vorbild nennt sie Alt-Bundesrat Ueli Maurer. Sie begründet die Wahl mit den Charakterzügen und der Volksnähe des Zürchers. 

Verfahren gegen Vater – «es ist sein Twitter-Account und nicht meiner»  

Noch lebt sie zu Hause bei ihrer Familie. «Das hat sich so ergeben, weil ich mein Studium mitten in der Corona-Pandemie begonnen habe», sagt sie. So kommt es auch immer wieder zu Polit-Gesprächen. Aktuell diskutiert sie mit ihrem Vater über umstrittene Tweets, welche er als Geschäftsführer von «Pro Schweiz» abgesetzt hat.

Hast du schon gewählt? 

«Das bedeutet für mich Bürgerkrieg. Gewalt gegen die Bürokratie! Das garantiere ich. Wer uns zwingt, was wir fressen müssen, ist auf dem Radar», schrieb er etwa zu einem Artikel über eine Vegan-Offensive des Bundes. Die Staatsanwaltschaft hat deshalb ein Verfahren eröffnet. Seine Tochter sagt dazu diplomatisch: «Wir diskutieren darüber, es ist sein Twitter-Account und nicht meiner. Ich habe meine eigene Meinung und familieninterne Diskussionen bleiben intern.»

Spätestens im Sommer möchte Gartenmann in eine WG ziehen. Reiten soll auch dann noch einen grossen Platz einnehmen, dazu macht sie in ihrer Freizeit Yoga, was ihr sehr gut tue. In den nächsten zehn Tagen stehen aber die Wahlen im Fokus. In vier Jahren womöglich mit grösseren Ambitionen.

Über 1000 Junge wollen in den Nationalrat


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