Dolmetscherkosten für Gehörlose sollen standardisiert werden

Publiziert

Streit beigelegt?Gehörlose jubeln: Dolmetscher beim Arztbesuch soll Standard werden

Ein positives Signal für Gehörlose: Die Gesundheitskommission unterstützt einen Vorstoss, um einheitliche Regelungen für Dolmetscher-Kosten auszuarbeiten. Aktuell fehlen klare Regeln, was Gehörlose oft in schwierige Situationen bringt.

In der Schweiz gibt es aktuell keine einheitliche Regelung zur Finanzierung von Gebärdensprachendolmetscher. (Symbolbild)
Der aktuell hohe bürokratische Aufwand und die Unsicherheit führen dazu, dass einige Betroffene seltener zum Arzt gehen oder dies ohne Dolmetscher tun. (Symbolbild)
Weder die Tarifpartner noch der Bund wollten bisher eine Lösung ausarbeiten. (Symbolbild)
1 / 6

In der Schweiz gibt es aktuell keine einheitliche Regelung zur Finanzierung von Gebärdensprachendolmetscher. (Symbolbild)

20min/Celia Nogler

Darum gehts

  • Die Gesundheitskommission unterstützt eine Initiative für standardisierte Dolmetscher-Kosten.

  • Derzeit gibt es keine klaren Regelungen für die Abrechnung von Gebärdendolmetscherkosten bei Arztbesuchen.

  • Dies bringe Gehörlose laut dem Schweizerischen Gehörlosenbund (SGB) immer wieder in schwierige Situationen durch Missverständnisse und Fehlmedikationen.

  • SP-Ständerätin Flavia Wasserfallen lancierte die Motion, in der sie den Bund auffordert, klare Kriterien festzulegen.

Etwa 10’000 Menschen in der Schweiz sind seit ihrer Geburt gehörlos oder stark schwerhörig. Sie kommunizieren daher in Gebärdensprache. In Situationen wie bei einem Arztbesuch ist es oft unverzichtbar, dass ein Gebärdensprachdolmetscher übersetzt. Doch wer übernimmt die Kosten für den Dolmetscher?

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt vor, dass Kosten, die für die Behandlung und deren Erfolg «unabdingbar» sind, über die Versicherung gedeckt werden müssten. (Symbolbild)

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt vor, dass Kosten, die für die Behandlung und deren Erfolg «unabdingbar» sind, über die Versicherung gedeckt werden müssten. (Symbolbild)

20min/Carole Alkabes

Eine einheitliche Regelung gibt es derzeit nicht. Gebärdensprachdolmetschen ist laut Bundesgesetz keine Leistung, die direkt der Behandlung einer Krankheit dient und deshalb generell auch nicht über die Krankenkasse abrechenbar ist. Gleichzeitig betont das Bundesamt für Gesundheit (BAG), dass Kosten, die für die Behandlung und deren Erfolg «unabdingbar» sind, über die Versicherung gedeckt werden müssten.

Bürokratie schreckt ab – Lösungen fehlen

Momentan muss jeder Fall einzeln geprüft werden, erklärt der Schweizerische Gehörlosenbund (SGB). Darunter leiden vor allem die Betroffenen: Der hohe bürokratische Aufwand und die Unsicherheit führen dazu, dass einige seltener zum Arzt gehen oder dies ohne Dolmetscher tun. Dadurch steigt laut dem SGB die Gefahr von Missverständnissen und Fehlmedikationen.

Weder die Tarifpartner, noch der Bund wollten bisher eine einheitliche Lösung für die Abrechnung von Dolmetscherkosten bei Arztbesuchen ausarbeiten. (Symbolbild)

Weder die Tarifpartner, noch der Bund wollten bisher eine einheitliche Lösung für die Abrechnung von Dolmetscherkosten bei Arztbesuchen ausarbeiten. (Symbolbild)

Beat Mathys

Alle Beteiligten sind sich einig, dass eine einheitliche Lösung notwendig ist. Doch niemand fühlt sich zuständig, diese auszuarbeiten. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sieht die Verantwortung bei den Tarifpartnern, die Kosten für Dolmetschleistungen in die Tarife zu integrieren. Die Tarifpartner hingegen fordern zuerst klare Kriterien vom Bund.

Flavia Wasserfallen (SP): «Wichtiges Zeichen für Gehörlose»

Nun scheint ein Durchbruch realistisch: SP-Ständerätin Flavia Wasserfallen möchte die Situation nun von der parlamentarischen Seite anpacken. Mit einer Motion will sie den Bund dazu verpflichten, einheitliche Kriterien für die Kostenübernahme von Gebärdensprachdolmetschenden im Gesundheitswesen festzulegen. Dies versuchten bereits frühere Vorstösse – diese fanden jedoch nie eine Mehrheit.

Der Vorstoss von SP-Ständerätin Flavia Wasserfallen will die ungelöste Finanzierung von Dolmetschleistungen endlich klären.

Der Vorstoss von SP-Ständerätin Flavia Wasserfallen will die ungelöste Finanzierung von Dolmetschleistungen endlich klären.

20min/Matthias Spicher

Nun hat die zuständige Kommission in einem ersten Schritt der Motion zugestimmt. «Das ist ein wichtiges Zeichen für Gehörlose in der Schweiz», freut sich Flavia Wasserfallen über den Entscheid. «Die Gesundheitskommission verlangt, dass die ungelöste Finanzierung von Dolmetschleistungen im Gesundheitswesen endlich geklärt wird.» Als nächstes wird der Ständerat in der Frühlingssession die Vorlage debattieren.

Wie gut kannst du Gebärdensprache?

Bleib über Politikthemen informiert

Interessierst du dich auch über Bundesratswahlen und Abstimmungen hinaus für das Politgeschehen im Land? Liest du gerne spannende Interviews, Analysen, aber auch Lustiges zu aktuellen Themen? Abonniere hier den Politik-Push (funktioniert nur in der App)!

So gehts: Installiere die neuste Version der 20-Minuten-App. Tippe unten rechts auf «Cockpit», dann aufs «Einstellungen»-Zahnrad und schliesslich auf «Push-Mitteilungen». Beim Punkt «Themen» tippst du «Politik» an – schon läufts.

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

32 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen