Neue Studie: Krebsrisiko bei E-Zigis genauso hoch wie beim Rauchen

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StudieNeue Studie: Krebsrisiko bei E-Zigis genauso hoch wie beim Rauchen

Forschende an der Universität Innsbruck warnen in einer neuen Studie vor den Auswirkungen der angeblich harmlosen E-Zigaretten. 20 Minuten zeigt die wichtigsten Erkenntnisse auf.

«Viele denken, Vapen ist nur ein bisschen Wasser und deshalb gesünder als eine Zigi.»

20min

Darum gehts

  • E-Zigaretten gelten als gesündere Alternative zu Tabakzigaretten.

  • Doch auch sie sind nicht ohne und haben Nebenwirkungen. Das zeigt – einmal mehr – eine Studie aus Österreich.

  • Dabei konnten Forschende aufzeigen, dass E-Zigaretten denselben Effekt auf das menschliche Zellprogramm haben wie normale Zigaretten.

  • Laut dem österreichischen Studienforscher Martin Widschwendter führt das Dampfen zu einer Krebsentwicklung.

  • Lungenliga-Expertin Claudia Künzli fordert eine Regulierung von E-Zigaretten.

Das wurde untersucht

In der Studie wurde die Wirkung von Tabak und E-Zigaretten, bei denen der Tabak nicht verbrennt, sondern verdampft wird, untersucht. Genauer genommen: Dessen Wirkung auf das Epigenom, also das Zellprogramm von verschiedenen Zellen, wie etwa in der Mundschleimhaut wird untersucht und verglichen. Die Forschenden analysierten dabei mehr als 5300 Proben von rund 4000 Personen. «Das waren etwa Blutproben, Speichel, Mund- oder Gebärmutterhalsabstriche», erklärt der österreichische Arzt und Studienforscher Martin Widschwendter gegenüber 20 Minuten.

Zudem wurde darauf geachtet, dass die E-Zigaretten-Raucher davor keine Tabakraucher waren. «Dadurch konnten wir garantieren, dass die untersuchten Effekte tatsächlich nur vom Dampfen und nicht vom Rauchen kommen.»

Das sind die Erkenntnisse

«Wir konnten zeigen, dass elektrische Zigaretten genau dieselben Veränderungen des Zellprogramms verursachen wie das normale Rauchen», sagt Widschwendter. Durch die Studie konnten erste Hinweise geliefert werden, dass das Rauchen von E-Zigaretten auch zu einer Krebsentwicklung führen kann. «Dass E-Zigaretten ein wesentlich geringeres Krebsrisiko bedingen als normale Zigaretten, wie bis jetzt behauptet wurde, kann durch unsere Studie nicht bestätigt werden», so der Experte.

Andere Studien zeigten auch, dass das Rauchen von E-Zigaretten zu einer Veränderung der Mundflora führt. Bei Männern wird etwa durch das Vapen auch der Hoden kleiner und die Spermienzahl geringer.

Andere Studien zeigten auch, dass das Rauchen von E-Zigaretten zu einer Veränderung der Mundflora führt. Bei Männern wird etwa durch das Vapen auch der Hoden kleiner und die Spermienzahl geringer.

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Tabakrauch enthält etwa 7000 verschiedene Substanzen, viele davon sind Toxine, also Gifte. E-Zigaretten-Dampf enthält vermutlich deutlich weniger Toxine. Aber: «Weniger Toxine heisst nicht gleich besser respektive gesünder. Denn diese Schadstoffe führen zu sehr ähnlichen Effekten an der Zelle wie die Schadstoffe im Nikotinrauch», betont Widschwendter.

Das wurde nicht untersucht

Rauchst du E-Zigarette?

Da E-Zigaretten jeglicher Art erst seit 2007 im Umlauf sind, konnten noch keine Langzeituntersuchungen unternommen werden. Die genauen Auswirkungen können laut Widschwendter erst in den nächsten zehn bis 20 Jahren beobachtet werden. «Wir können zwar sagen, dass das Dampfen von elektronischen Zigaretten zu Veränderungen führt, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. Aber ob E-Zigaretten tatsächlich Krebs verursachen, kann derzeit noch nicht mit Sicherheit bestimmt werden.»

Zudem wurde bei der Studie keine Unterscheidung zwischen den unterschiedlichen E-Zigaretten gemacht. Ob also das Verdampfen von Liquids weniger schädlich ist als das Erhitzen von Tabak, kann nicht gesagt werden. Weiter wurde nur der Effekt der Krebsentwicklung untersucht und nicht andere Auswirkungen, wie der Effekt von Teer in Tabakzigaretten.

Das sagen die Konsumenten

20 Minuten hat bei Passantinnen und Passanten auf der Strasse nachgefragt, ob sie wussten, dass E-Zigaretten und Vapes ähnlich gesundheitsgefährdend sind wie herkömmliche Zigaretten (siehe Video). Viele gingen korrekterweise davon aus, dass jegliche Form von Nikotinkonsum ungesund und schädlich ist. «Beides gleich ungesund», sagte etwa Raucher Jan (25) aus Rapperswil SG überzeugt.

Überrascht haben die Ergebnisse der Studie nur wenige – doch Martina (32) aus Zürich war erstaunt: «Oh wow, das finde ich ziemlich krass – viele denken, Vapen sei einfach ein bisschen Wasser und dadurch gesünder.» Und auch Lehrer Ryan (25) aus Liestal BL war verblüfft: «Das überrascht mich – jetzt kann ich das meinen Schülerinnen und Schülern erzählen.»

Klassische Zigaretten haben Konkurrenz bekommen.
Dies in Form von E-Zigaretten und …
… Tabakerhitzern.
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Klassische Zigaretten haben Konkurrenz bekommen.

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Das sagen die Hersteller

Der E-Zigaretten-Verband Swiss Vape Trade Association verzichtet auf Anfrage von 20 Minuten auf eine Stellungnahme, betont aber, dass Vapes zwar nicht gesünder, aber weniger schädlich sind als Tabak-Zigaretten.

Bis Redaktionsschluss kam auch keine Antwort von Iqos, einem der grössten Hersteller von E-Zigaretten. Auf deren Webseite steht Folgendes: «Iqos ist eine bessere Wahl als regelmässiger Zigarettenkonsum. Beim Verbrennen einer Zigarette entstehen Rauch und Teer. Das ist bei Iqos nicht der Fall, weil Iqos den Tabak nur erhitzt, statt ihn zu verbrennen.»

Das sagt Lungenliga

Gemäss Expertin Claudia Künzli gibt es keine gesunde Art des Rauchens. «Wir beobachten, dass Jugendliche zu E-Zigaretten greifen, die nie beabsichtigt haben, je mit dem Rauchen herkömmlicher Zigaretten zu beginnen.» Die Werbung von E-Zigaretten stelle gerade bei den Jugendlichen ein grosses Problem dar, weshalb es unbedingt eine Regulierung von E-Zigaretten brauche.

«In der Schweiz beobachten wir leider folgende Entwicklung: Während der Konsum herkömmlicher Zigaretten bei Erwachsenen in den letzten fünf Jahren von 27 Prozent auf 24 Prozent gesunken ist, ist der Konsum anderer Nikotinprodukte, wie E-Zigaretten, in ähnlichem Masse angestiegen», so Künzli.

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