Studiengebühren: Höhere Kosten könnten Studium gefährden

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Studierende empörtHöhere Gebühren: «Dann kann ich das Studium streichen»

Der Bund muss sparen und will deshalb die Studiengebühren erhöhen. Für einige Studierenden könnte das das Ende ihres Studiums bedeuten.

Wegen Sparmassnahmen des Bundes sollen die Studiengebühren für Studierende steigen. (Symbolbild)
A.B.* müsste als ausländische Person das Vierfache der jetzigen Gebühren zahlen. (Symbolbild)
Wenn jetzt auch noch die Semestergebühren steigen, kann ich das Studium ganz streichen», erzählt Monika (33) gegenüber 20 Minuten.
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Wegen Sparmassnahmen des Bundes sollen die Studiengebühren für Studierende steigen. (Symbolbild)

Rahel Zuber

Darum gehts

  • Der Bundesrat plant, die Studiengebühren zu erhöhen, um jährlich 460 Millionen Franken im Bildungsbereich einzusparen.

  • Schweizer Studierende sollen künftig doppelt, ausländische sogar viermal so viel zahlen.

  • Der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) hat eine Petition gegen die Gebührenerhöhung gestartet.

  • Drei Studierende erzählen gegenüber 20 Minuten, was die Erhöhung der Studiengebühren für sie bedeuten würde.

Der Bundesrat will jährlich 460 Millionen Franken weniger im Bildungsbereich ausgeben. Etwa 200 Millionen Franken sollen durch höhere Studiengebühren eingespart werden. So sollen Schweizer Studierende künftig doppelt so viel zahlen, ausländische Studierende sogar viermal so viel. Die Vorlage ist noch in der Vernehmlassung und soll ab 2027 schweizweit in Kraft treten – bei der ETH werden die Studiengebühren unabhängig davon für ausländische Studierende bereits ab Herbst 2025 erhöht.

A.B.* (25): «Müsste einen Monatslohn für Semestergebühren zahlen»

Das Sparpaket kommt bei vielen Studierenden schlecht an. Unter dem Titel «Studiengebühre verdopple? Schliifts?!» startete der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) eine Petition gegen die steigenden Gebühren. «Eine Erhöhung der Gebühren wäre ein extremer Einschnitt in die Chancengleichheit», sagt Julia Bogdan vom VSS.

Vor der ETH macht der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) auf ihre Petition gegen die Gebührenerhöhung aufmerksam.

Vor der ETH macht der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) auf ihre Petition gegen die Gebührenerhöhung aufmerksam.

20min/ct

Durch die Petition wurde A.B. auf das Thema aufmerksam. B.* (25) studiert derzeit im Teilzeitmodell an der ZHAW School of Engineering und arbeitet nebenbei 60 Prozent. Wie B. höhere Studiengebühren stemmen soll, ist unklar: «Als ausländische Person müsste ich das Vierfache zahlen – das entspricht fast einem ganzen Monatslohn.» Anspruch auf ein Stipendium hat B. trotz eigener Wohnung nicht. «Ich müsste mir eine andere Lösung überlegen – wahrscheinlich müsste ich das Studium abbrechen.»

Monika (33): «Wenn Semestergebühren steigen, kann ich Studium streichen»

Auch Monika (33) macht sich Sorgen wegen der Gebühren. Die gelernte Kauffrau wollte Soziale Arbeit an der Fachhochschule Ost studieren – doch dafür musste sie erst ein Praktikum absolvieren. Allein die Aufnahmekosten plus administrative Gebühren kostete sie rund 1200 Franken. «Mit dem Praktikumslohn kann ich mir die Bewerbung kaum leisten. Wenn jetzt auch noch die Semestergebühren steigen, kann ich das Studium ganz streichen.»

Für Monika (33) sind die geplanten Einsparungen unverständlich: «Dass die Schule jetzt noch mehr Geld von mir will, finde ich einfach absurd.»

Für Monika (33) sind die geplanten Einsparungen unverständlich: «Dass die Schule jetzt noch mehr Geld von mir will, finde ich einfach absurd.»

Privat

Ob die Fachhochschule sie finanziell unterstützen würde, ist unklar. Für Monika ist die geplante Erhöhung unverständlich: «Ich möchte so gerne in diesem Bereich arbeiten. Dass die Schule jetzt noch mehr Geld von mir will, finde ich einfach absurd», sagt Monika.

N.G. (39): «Höhere Studienkosten machen Bildung zum Luxus»

In Studiengängen wie Psychologie dürfen Studierende erst mit einem Masterabschluss praktizieren. N.G. (39) ist derzeit im Bachelorstudium und arbeitet nebenbei 50 Prozent. «Als Studentin in meinem Alter stellt das Studium mit den aktuellen Gebühren schon eine enorme finanzielle Belastung dar.»

N.G. zahlt monatlich 1300 Franken für ihr Teilzeitstudium. Ob sie ihr Masterstudium bei einer Erhöhung noch finanziell stemmen kann, ist für sie noch offen. (Symbolbild)

N.G. zahlt monatlich 1300 Franken für ihr Teilzeitstudium. Ob sie ihr Masterstudium bei einer Erhöhung noch finanziell stemmen kann, ist für sie noch offen. (Symbolbild)

Rahel Zuber

Aktuell zahlt N.G. monatlich 1300 Franken für ihr Teilzeitstudium – ohne die finanzielle Unterstützung von ihrem Partner wäre das nicht machbar. Für sie ist klar: «Höhere Studienkosten machen Bildung zum Luxus. Wer nicht viel verdient oder erst später studieren will, dem werden zusätzliche Hürden in den Weg gestellt.» Ob sie im Sommer das Masterstudium finanziell stemmen kann, ist noch offen.

Parlament hat das letzte Wort

Der VSS wollte weiterhin Druck auf die Politik machen. In trockenen Tüchern ist der Entscheid nämlich noch nicht, erklärt Bogdan vom VSS: «Das Parlament muss das Entlastungspaket noch gutheissen. Wir hoffen jedoch, mit der Petition aufzuzeigen, dass mit Sparmassnahmen in der Bildung direkt an der Zukunft gespart wird.»

*Name der Redaktion bekannt

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