Top-Diplomat John Bolton«Für Putin ist Trump ein sehr leichtes Ziel»
Der ehemalige nationale Sicherheitsberater unter Trump, John Bolton, spricht in einem Interview über die US-Wahlen und ihre möglichen Auswirkungen auf laufende Konflikte.
Darum gehts
John Bolton, ehemaliger nationaler Sicherheitsberater unter Trump, nimmt in einem Interview Stellung zu den beiden Präsidentschaftskandidaten.
Dabei diskutiert er auch mögliche Auswirkungen auf laufende Konflikte.
Er kritisiert Trump in seiner Bewunderung für Putin und fürchtet um Harris' Unterstützung für Israel.
John Bolton ist ein republikanisches Schwergewicht für die internationalen Beziehungen der USA. 2018 und 2019 arbeitete er als nationaler Sicherheitsberater für die Trump-Administration, bis er zurücktrat, weil er nicht zufrieden war, wie sein Chef international auftrat.
In den diesjährigen Wahlen werde er nicht für Trump stimmen, aber als Konservativer auch nicht für Harris. Deshalb werde er seine Stimme wohl aus Protest für Ronald Reagan abgeben, wie er in einem Interview mit CH Media erzählt. Zudem nimmt er darin Stellung zu seinem ehemaligen Chef und dem Verlauf der Wahlen, sowie sich diese auf laufende Konflikte auswirken könnten.
Trump und die «starken Männer»
«Trump bewundert offensichtlich autoritäre Führer wie Xi Jinping und Wladimir Putin», berichtet Bolton der CH Media. «Er denkt, dass sie ‹starke Kerle› sind und dass er sich mit ihnen gut versteht.»
Nach Boltons Ausführungen glaubte der ehemalige Präsident, eine gute Beziehung zwischen ihm und Putin würde genügen, damit es auch zwischen den Ländern, die die die beiden repräsentieren, gut läuft. Dabei stelle sich Trump nur eine Frage: Kommt es ihm selbst zugute? «Er dachte nicht in politischen Dimensionen. Deshalb habe ich damals meinen Rücktritt eingereicht», führt Bolton weiter aus. Laut ihm sehen diese ‹starken› Männer, die Trump bewundert, in Trump ein «sehr leichtes Ziel».

«Trump bewundert offensichtlich autoritäre Führer wie Xi Jinping und Wladimir Putin», so Bolton. Diese würden jedoch eine leichte Beute in ihm sehen.
Getty Images via AFPSollte Trump die Wahl gewinnen, wäre dies eine «sehr schlechte Nachricht für die Ukraine», so Bolton. Gemäss Vance, dem Vize-Präsidentschaftskandidaten von Trump, soll ein Ende des Ukraine-Kriegs angestrebt werden, bei dem die Russen alle annektierten Gebiete behalten. Es gäbe eine demilitarisierte Zone und die Ukraine würde der Nato fernbleiben. «Das ist im Wesentlichen auch Putins Position», schätzt Bolton ein. «Ich denke, Putin spielt nur noch auf Zeit. Er wartet ab, wie die US-Wahl ausgeht, und wenn Trump Präsident wird, ist er in einer sehr guten Position.»
«Harris weckt nicht dieselbe Abneigung wie Hillary»
Auf die Frage hin, ob die USA bereit seien für eine Präsidentin, entgegnete Bolton im CH-Media-Interview: «Schon 2016 waren die Leute bereit für eine Frau. Aber sie waren nicht bereit für Hillary Clinton, weil sie die nicht mochten». Die Erfolgschancen für Kamala Harris einzuschätzen sei schwierig, weil sie erst spät ihren Vorgänger Biden ersetzt habe, doch für Bolton ist klar, sie «weckt nicht dieselbe Feindseligkeit und Abneigung wie Hillary.»
Allerdings sei Harris zu links für die USA. «In normalen Zeiten würde wahrscheinlich jeder andere Republikaner gegen Harris mit grossem Vorsprung gewinnen. Aber Trump ist Trump. Deshalb ist die Wahl so knapp wie kaum eine davor.»

Kamala Harris sei zwar beliebter als Hillary Clinton, doch sei sie zu links. «Jeder andere Republikaner würde gegen Harris mit grossem Vorsprung gewinnen», schätzt Bolton ein.
AFPIm Falle eines Wahlsieges von Harris sieht Bolton schlechte Neuigkeiten für Israel. Die Tatsache, dass sie Josh Shapiro, den jüdischen Gouverneur von Pennsylvania, nicht als ihren Vize auswählte, spricht für Bolton Bände. «Sie befürchtete wohl, Wähler zu verlieren, wenn sie einen Juden auf das Ticket setzt. Das ist ein ziemlich entmutigender Gedanke». Allerdings darf man nicht vergessen, dass Harris' Ehemann, Doug Emhoff, jüdisch ist.
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