Elektronische ID auf der Zielgeraden – das musst du wissen

Publiziert

Trotz KritikElektronische ID auf der Zielgeraden – das musst du wissen

Die Identitätskarte soll digital werden. Das entsprechende Gesetz ist auf der Zielgeraden. Schon im Dezember könnte es im Parlament fertig behandelt werden. Doch erst kürzlich hat der Ständerat Verschärfungen ins Gesetz aufgenommen – ein Referendum liegt in der Luft.

Die Identitätskarte soll es bald auch elektronisch geben.
Im Dezember beugt sich der Nationalrat ein zweites Mal über die Vorlage.
Zuvor hat der Ständerat einige umstrittene Paragrafen ins Gesetz geschrieben.
1 / 6

Die Identitätskarte soll es bald auch elektronisch geben.

screenshot/eid.admin.ch

Darum gehts

  • Die E-ID soll die digitale Identitätskarte werden und könnte bald gesetzlich verankert sein.

  • Der Ständerat hat neue Regelungen eingeführt, die ein Referendum wahrscheinlicher machen.

  • Die E-ID wird vom Staat verwaltet und soll anonym und datensparsam sein.

  • Kritik gibt es an der Nichtveröffentlichung des Quellcodes und der möglichen Speicherung von Gesichtsbilddaten.

Pass und ID brauchen ein digitales Update. Darin ist sich die Politik weitgehend einig. Im Dezember kommt der Gesetzesentwurf zur elektronischen ID zum zweiten Mal in den Nationalrat. Eventuell peitschen sogar beide Räte das Gesetz noch im Dezember durch ihre Kammern.

Die jetzige Vorlage ist der zweite Versuch, eine E-ID einzuführen. Der erste scheiterte 2021 an der Urne. Danach haben die jeweiligen Justizministerinnen im Bundesrat nachgebessert. Beat Jans ist es nun zugefallen, die E-ID über die Zielgerade zu bringen – was er «mit grosser Freude» angehe, wie er kürzlich an einem Abendessen mit Fachleuten sagte.

Was ist die E-ID?

Die E-ID soll wie Pass und Identitätskarte ein Ausweisdokument sein, welches einfach digital funktioniert. Sie ersetzt aber kein Login und mit der E-ID kann auch nicht direkt elektronisch unterschrieben werden. Für eine E-ID muss man nicht Schweizerin oder Schweizer sein, auch Ausländerausweise sollen als E-ID verfügbar sein.

Die E-ID soll es in einer «Bundes-Wallet-App» auf dem Handy geben.

Die E-ID soll es in einer «Bundes-Wallet-App» auf dem Handy geben.

20min/Tobias Bolzern

Wozu soll die E-ID genutzt werden können?

Willst du in einem Onlineshop Alkohol oder Tabak kaufen, sollst du mit der E-ID dein Alter nachweisen können. Auch einen Strafregisterauszug sollst du damit bestellen können, genauso wie du dich bei jeder Behörde ausweisen können sollst, als würdest du Pass oder ID zücken.

Die E-ID könnte auch als Ausweisdokument, beispielsweise für die Nutzung von sozialen Medien im Internet genutzt werden. Erst kürzlich zeigte eine Umfrage von 20 Minuten und Tamedia, dass eine Mehrheit von 80 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige begrüssen würden. Die E-ID böte hier eine Möglichkeit, die Alterskontrolle durchzuführen.

Was kostet die E-ID?

Für die Nutzerinnen und Nutzer soll die E-ID gratis sein. In seiner Botschaft an das Parlament benennt der Bundesrat die Entwicklungskosten mit knapp 200 Millionen Franken, der jährliche Betrieb soll 25 Millionen kosten.

Warum scheiterte der erste Versuch?

Die Hauptkritik war, dass nicht der Bund Herausgeber der E-ID gewesen wäre, sondern private Unternehmen. Der Bund hätte die ID bloss «anerkannt». Die Mehrheit der Stimmbevölkerung hatte aber den Eindruck, dass das Herausgeben einer ID eine klar staatliche Aufgabe ist.

Was läuft besser beim zweiten Versuch?

Eine wesentliche Änderung ist, dass der Staat nun die digitale Infrastruktur für die ID bereitstellen wird. Die digitale «Vertrauensinfrastruktur», die der Bundesrat vorschlägt, wird von Fachleuten weitherum gelobt. Die E-ID soll so datensparsam wie möglich sein und sie wird nach dem Prinzip «Privacy by Design» entwickelt, was konkret bedeutet, dass der Staat – oder jemand anderes – beispielsweise nicht erfährt, wo sie genutzt wird. National- und Ständeräte haben diese anonyme Nutzungsmöglichkeit im Gesetz sogar noch verschärft.

Die E-ID wird vom Staat herausgegeben – wie die analogen Pässe und die ID.

Die E-ID wird vom Staat herausgegeben – wie die analogen Pässe und die ID.

Tamedia/Reto Oeschger

Zudem hat der Bundesrat beim zweiten Versuch von Anfang an Fachleute eng einbezogen und beispielsweise sogar auf der bei Programmierern beliebten Plattform Github Veranstaltungen durchgeführt.

Was hat der Ständerat beschlossen – und warum sorgt das für Kritik?

Nachdem die E-ID im Sommer fast geräuschlos den Nationalrat passiert hat, hat der Ständerat in der Herbstsession einige Änderungen vorgenommen. Doch Kritikerinnen und Kritikern – allen voran von der digital affinen Piratenpartei – gehen diese zu weit. Sie drohen deswegen bereits mit dem Referendum, sollte das Parlament nicht nachbessern.

So will der Ständerat zum Beispiel Teile des Quellcodes der Software nicht veröffentlichen, «wenn dadurch die Datensicherheit oder Rechte Dritter gefährdet würden». IT-Fachleute sagen hierzu, dass genau die Veröffentlichung der ganzen Software besondere Sicherheit schaffe, da dadurch zum Beispiel Bugs und vor allem Sicherheitslücken sehr schnell erkannt und geschlossen werden können.

Was denkst du über die Einführung der elektronischen ID in der Schweiz?

Zudem haben die Ständeräte entschieden, dass bei der Ausstellung der E-ID ein «maschineller Gesichtsbildabgleich» erfasst werden kann. Kritikerinnen und Kritiker befürchten, dass dadurch massenhaft hochaufgelöste Bilder der Schweizer Gesichter gesammelt und bei den Polizeibehörden gespeichert werden, was zu einer künftigen «Massenüberwachung» führen könnte. Sie verlangen, dass die E-ID auch einfach «analog» am Gemeindeschalter ausgestellt werden kann.

Bleib über Politikthemen informiert

Interessierst du dich auch über Bundesratswahlen und Abstimmungen hinaus für das Politgeschehen im Land? Liest du gerne spannende Interviews, Analysen, aber auch Lustiges zu aktuellen Themen? Abonniere hier den Politik-Push (funktioniert nur in der App)!

So gehts: Installiere die neuste Version der 20-Minuten-App. Tippe unten rechts auf «Cockpit», dann aufs «Einstellungen»-Zahnrad und schliesslich auf «Push-Mitteilungen». Beim Punkt «Themen» tippst du «Politik» an – schon läufts.

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

93 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen