Mindestalter für Social Media: Bevölkerung klar dafür, Politik uneins

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UmfrageSchweizer wollen Social-Media-Verbot für Jugendliche

Eine Umfrage von 20 Minuten und Tamedia zeigt: Fast 80 Prozent wollen Social-Media-Plattformen für unter 16-Jährige verbieten. Ein klares Signal an die Politik – diese ist aber skeptisch, ob ein Verbot wirklich etwas bringt.

Eine Umfrage von Leewas im Auftrag von 20 Minuten ergab, dass 78 Prozent der Befragten ein Mindestalter von 16-Jahren für Social Media fordern. (Symbolbild)
Für die Mitte-Nationalrätin Regina Durrer ist es erschreckend, dass das Problem offenbar so gross sei, dass von jung bis alt eine Verbotspolitik unterstützt würde.
Mitte-Nationalrat Dominik Blunschy befürchtet, dass ein solches Verbot schwierig umzusetzen wäre.
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Eine Umfrage von Leewas im Auftrag von 20 Minuten ergab, dass 78 Prozent der Befragten ein Mindestalter von 16-Jahren für Social Media fordern. (Symbolbild)

Adrian Moser

Darum gehts

  • Eine Umfrage von Leewas im Auftrag von 20 Minuten ergab, dass 78 Prozent der Befragten ein Mindestalter von 16-Jahren für Social Media fordern.

  • Politikerinnen wie Regina Durrer (Mitte) erwägen Vorstösse zu strengeren Kontrollen, etwa Altersüberprüfungen und verpflichtenden Kindersicherungen.

  • Andere wie Katharina Prelicz-Huber (Grüne) und Matthias Aebischer (SP) setzen auf Prävention und Medienbildung statt Verbote.

Social Media ist für Jung und Alt längst kein Fremdwort mehr. Heute sind nahezu alle auf einer Plattform aktiv – darunter auch viele Minderjährige. Die Altersgrenze für die offizielle Nutzung variiert je nach Plattform: Auf Instagram und Tiktok liegt sie beispielsweise bei 13 Jahren – anmelden kann man sich aber theoretisch auch schon vorher. Doch das könnte sich bald ändern.

Social Media unter 16: Fast 80 Prozent wollen Verbot

Eine repräsentative Umfrage von Leewas im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia zeigt, dass 78 Prozent der Befragten ein gesetzliches Mindestalter von 16 Jahren für Plattformen wie Tiktok, Facebook und Instagram befürworten. Besonders auffällig ist, dass diese Zustimmung in allen Altersgruppen von 18 bis über 65 Jahren bei über 74 Prozent liegt.

Egal, in welcher Altersgruppe: Die Zustimmung für ein Mindestalter für Social-Media-Plattformen war in allen Altersgruppen hoch.

Egal, in welcher Altersgruppe: Die Zustimmung für ein Mindestalter für Social-Media-Plattformen war in allen Altersgruppen hoch.

20min/Michael Scherrer

Auch bei der Zustimmung nach Parteisympathie sieht es ähnlich aus: Von SP bis SVP sind über 72 Prozent für ein Verbot. Dabei wird es von Sympathisanten der Grünen mit 84 Prozent am meisten und von FDP-Anhängern mit 72 Prozent am wenigsten befürwortet. Unterschiede zwischen dem Geschlecht oder dem Siedlungstyp gibt es nicht.

Die Umfrage

13’215 Personen aus der ganzen Schweiz haben vom 21. bis 24. November an der Nachbefragung von 20 Minuten und Tamedia zu den eidgenössischen Abstimmungen vom 24. November 2024 teilgenommen. Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit Leewas durchgeführt. Leewas modelliert die Umfragedaten nach demografischen, geografischen und politischen Variablen. Der Fehlerbereich liegt bei 2,2 Prozentpunkten.

Regina Durrer (Mitte): «Könnte mir gut vorstellen, einen Vorstoss zu lancieren»

Die Mitte-Nationalrätin Regina Durrer ist einerseits erfreut über die grosse Zustimmung. Das zeige, dass eine breite Bevölkerungsgruppe das Problem erkannt hat und bereit ist, Massnahmen zu ergreifen. «Andererseits ist es erschreckend, dass das Problem offenbar so gross ist, dass von jung bis alt eine Verbotspolitik unterstützt würde.»

Mitte-Nationalrätin Regina Durrer sei bereits mit verschiedenen Organisationen im Kontakt, um in dieser Richtung etwas zu verändern.

Mitte-Nationalrätin Regina Durrer sei bereits mit verschiedenen Organisationen im Kontakt, um in dieser Richtung etwas zu verändern.

20min/Matthias Spicher

Das Thema zeige, dass die Anfangseuphorie, wo jeder stolz war, dass schon das dreijährige Kind das Handy bedienen kann, vorbei ist. Deshalb sei Durrer bereits mit verschiedenen Organisationen im Kontakt, um in dieser Richtung etwas zu verändern. «Ich könnte mir sehr gut vorstellen, in diesem Bereich einen Vorstoss zu lancieren.»

Wie stehst du zu einem möglichen Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren?

Ihre Ideen reichen dabei von obligatorischen Schulungen im Umgang mit sozialen Medien – für Eltern und Kinder, über eine Pflicht für Gerätehersteller, eine Kindersicherung einzuführen bis zu einer Regelung für Anbieter, das Alter ihrer Nutzer zu überprüfen.

Dominik Blunschy (Mitte): «Verbot wäre schwierig umzusetzen»

Ganz grundsätzlich gegen ein staatliches Verbot ist der Mitte-Nationalrat Dominik Blunschy. «Mit der E-ID verfügen wir künftig zwar über eine wichtige technische Voraussetzung für einen besseren Jugendschutz – das Verbot wäre dennoch schwierig umzusetzen.»

Für den Mitte-Nationalrat Dominik Blunschy wäre eine striktere Zulassungsregelung für Apps denkbar.

Für den Mitte-Nationalrat Dominik Blunschy wäre eine striktere Zulassungsregelung für Apps denkbar.

20min/Matthias Spicher

Er denkt einzig an ein Teilverbot auf dem Pausenplatz und anderswo. «Denkbar wären striktere Zulassungsregelungen für Apps, an den Schulen oder zeitliche oder funktionelle Einschränkungen.» Auch er werde das Thema weiterverfolgen.

Matthias Aebischer (SP): «Müssen die Jugendlichen den sinnvollen Umgang lehren»

Der ausgebildete Pädagoge und SP-Nationalrat Matthias Aebischer hält nicht viel von Verboten. «Vielmehr müssen wir die Jugendlichen den sinnvollen Umgang mit Elektronikgeräten lehren», erklärt der Berner.

«Ein Verbot löst das Problem nicht», sagt SP-Nationalrat und Pädagoge Matthias Aebischer.

«Ein Verbot löst das Problem nicht», sagt SP-Nationalrat und Pädagoge Matthias Aebischer.

20min/Matthias Spicher

Aebischer ist der Meinung, dass der Lernplan21 schon verschiedene Themengebiete zum Verhalten mit Elektronikgeräten, Kommunikationsplattformen und Social Media beinhaltet. «Ein Verbot löst das Problem nicht», so der SP-Politiker.

Mike Egger (SVP): «Brauchen keinen Nanny-Staat»

«Ein Verbot ist quatsch», sagt der St. Galler SVP-Nationalrat Mike Egger. Den jungen Menschen die sozialen Medien zu verbieten, «ist auch keine staatliche Aufgabe, sondern liegt in der elterlichen Verantwortung». Allfällige Gelüste würden für ihn in Richtung «Nanny-Staat» gehen und den «brauchen wir nicht», so der 32-Jährige.

SVP-Nationalrat Mike Egger ist der Meinung, dass das Thema Social Media bei Jugendlichen in der Verantwortung der Eltern liege und nicht Aufgabe des Staates sei.

SVP-Nationalrat Mike Egger ist der Meinung, dass das Thema Social Media bei Jugendlichen in der Verantwortung der Eltern liege und nicht Aufgabe des Staates sei.

20min/Matthias Spicher

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