«Die Bestrafung von Jugendlichen ist kaum umsetzbar»

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Digital-Experte«Die Bestrafung von Jugendlichen ist kaum umsetzbar»

Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung wünscht sich ein Verbot von Social-Media-Plattformen für unter 16-Jährige. Im Interview erklärt Digital-Experte Philippe Wampfler, weshalb dies nicht ohne weiteres umsetzbar wäre und worauf man beim Umgang mit Social Media achten muss.

Eine Mehrheit der Schweizer Stimmbevölkerung wünscht sich gemäss einer neuen Umfrage ein Verbot von Social-Media-Plattformen für Jugendliche unter 16 Jahren. (Symbolbild)
Philippe Wampfler ist Social-Media-Experte und Lehrer. Im Interview erklärt er, weshalb ein Verbot nicht ohne weiteres umsetzbar wäre und worauf es beim Umgang mit Social-Media-Plattformen ankommt. (Archivbild)
Rund zehn bis zwanzig Prozent der Jugendlichen haben einen problematischen Umgang mit Social Media. Zentral sei es, Kinder, Erziehungsberechtigte und Lehrpersonen zu sensibilisieren. (Symbolbild)
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Eine Mehrheit der Schweizer Stimmbevölkerung wünscht sich gemäss einer neuen Umfrage ein Verbot von Social-Media-Plattformen für Jugendliche unter 16 Jahren. (Symbolbild)

20min/Michael Scherrer

Darum gehts

  • Eine Mehrheit der Schweizer Stimmbevölkerung wünscht sich ein Verbot von Social-Media-Plattformen für unter 16-Jährige.

  • In der Politik möchte man davon nichts wissen – und auch der Experte ist skeptisch: Ein Verbot alleine würde das Problem kaum lösen.

  • Im Interview erklärt Philippe Wampfler, worauf Kinder und Eltern beim Umgang mit Social-Media-Plattformen achten müssen.

  • Ferner erklärt er, wie ein allfälliges Verbot ausgestaltet werden müsste, um seine Wirkung zu entfalten.

Eine Umfrage von 20 Minuten und Tamedia fördert zutage, dass fast 80 Prozent der Stimmbevölkerung den Zugang zu Social-Media-Plattformen für unter 16-Jährige verbieten möchte. Im Interview erklärt Social-Media-Experte und Lehrer Philippe Wampfler, weshalb ein Verbot alleine das Problem nicht lösen würde – und worauf Eltern und Kinder beim Umgang mit Social Media achten sollten.

Was sind die grössten Probleme mit Social Media, die Sie im Alltag mit Schülerinnen und Schülern beobachten?
Social-Media-Konsum kann sämtliche Probleme, die Jugendliche ohnehin haben, noch zusätzlich verstärken. Beispielsweise kann ein Jugendlicher mit einer Essstörung durch Social Media haufenweise Inhalte sehen, die seine Haltung bestätigen – gleiches gilt etwa für Jugendliche, die in den Extremismus abrutschen.

Dazu kommt, dass Social-Media-Konsum sehr schnell zu einem Kontrollverlust führen kann. Die Plattformen sind mit attraktiven Inhalten vollgepackt und verlocken dazu, sehr viel Zeit am Bildschirm zu verbringen.

Fällt es jungen Menschen schwieriger, einen «gesunden» Umgang mit Social Media zu pflegen?
Das würde ich so nicht sagen – grundsätzlich sind alle Menschen anfällig für übermässigen Social-Media-Konsum. Aber bei Jugendlichen fällt das Erlernen dieses Umgangs in eine kritische Entwicklungsphase.

Prinzipiell muss aber festgehalten werden, dass rund zehn bis zwanzig Prozent der Jugendlichen effektiv ein Problem mit Social Media haben – die restlichen nutzen die Angebote auf unproblematische Art und Weise.

Grundsätzlich seien auch Erwachsene anfällig für übermässigen Social-Media-Konsum. Bei Jugendlichen falle das Erlernen des Umgangs jedoch in eine kritische Phase der Entwicklung. (Symbolbild)

Grundsätzlich seien auch Erwachsene anfällig für übermässigen Social-Media-Konsum. Bei Jugendlichen falle das Erlernen des Umgangs jedoch in eine kritische Phase der Entwicklung. (Symbolbild)

20min/Celia Nogler

Tipps und Tricks für Eltern und Kinder im Umgang mit Social Media

Würde ein Verbot – beispielsweise für unter 16-Jährige – hier Abhilfe schaffen?
Die Bestrafung von Jugendlichen, die Social-Media-Plattformen benutzen, wäre kaum umsetzbar. Beispielsweise ist es heute ja schon so, dass Minderjährige auf Whatsapp oder ChatGPT kein Konto erstellen dürfen – die meisten Jugendlichen wissen das nicht einmal: Ein Verbot alleine löst das Problem noch lange nicht.

Wie müsste ein griffiges Verbot ausgestaltet werden?
Ein staatliches Verbot mit Sanktionen für Unternehmen, die dagegen verstossen, könnte der bessere Ansatz sein: Online-Glücksspielanbieter werden heute bestraft, wenn Minderjährige ein Konto haben – das funktioniert.

Auf Social-Media-Plattformen umgemünzt könnte das heissen, dass sie verpflichtet werden, ein Kinderschutzkonzept auszuarbeiten und durchzusetzen, damit sie Werbeeinnahmen kassieren dürfen.

Benutzt du Social-Media-Plattformen?

Welche anderen Massnahmen würden Sie empfehlen?
Die Sensibilisierung von Erziehungsberechtigten, Lehrpersonen und Jugendlichen ist zentral – die findet aber bereits heute statt: Der Umgang mit Social Media wird in der Schule thematisiert und die meisten Familien haben ein eigenes Konzept und eigene Regeln.

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