Friedensdemo in BernSelenski schwärmt von der Schweiz und attackiert Nestlé
Seit vier Wochen herrscht Krieg in der Ukraine. In der Bundesstadt führen Organisatoren am Samstag eine Grossdemo durch. Auf einer Bühne werden Reden gehalten. Auch der ukrainische Staatspräsident Wolodimir Selenksi soll zugeschaltet werden.

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Interview mit dem ukrainischen Botschafter
20 Minuten spricht nun live vor Ort mit dem ukrainischen Botschafter in der Schweiz, Artem Rybchenko. Dieser fordert «Unterstützung durch humanitäre Hilfe», aber weist auch dringlich darauf hin, dass die Ukraine «Schutzhelme und Schutzwesten» braucht, um die Bevölkerung zu schützen. Angesprochen auf Selenskis Kritik an Nestlé sagt er: «Die Sanktionen funktionieren und sie haben gezeigt, dass nicht 'business as usual' läuft.»
Zudem zeigt er sich froh darüber, dass die ukrainischen Geflüchteten mit dem Sonderstatus S ausgestattet wurden und dass die Schweiz ukrainische Geflüchtete aufnimmt. Gleichzeitig weist er auf die Millionen Menschen hin, die noch immer in der Ukraine in Kriegsgebieten leben. Diese würden seit Wochen in Bunkern und U-Bahn-Stationen leben, sie bräuchten Lebensmittel und Medizin. Es sei wichtig, dass die Kommunikation mit den Menschen vor Ort nicht abbricht.

Der ukrainische Botschafter Artem Rybchenko auf dem Bundesplatz in Bern.
Reuters/Arnd WiegmannDer Botschafter Rybchenko zeigt sich zum Abschluss dankbar gegenüber der Organisation des Events. Es sei für ihn schön und unerwartet gewesen, dass so viele Menschen gekommen sind, sogar der Bundespräsident Ignazio Cassis. Damit endet die Live-Übertragung aus Bern.
Beten für die Ukraine
Im weiteren Verlauf der Demonstration melden sich andere Rednerinnen und Redner zu Wort, unter anderem spricht Nazar Zatorsky, ein Priester der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche und bischöflicher Beauftragter der Ukraine in der Schweiz.

Selenski kritisiert Nestlé direkt
«Die Geschäfte funktionieren in Russland noch immer», kritisiert Selenski. «Mariupol hingegen liegt in Trümmern und es gibt dort nichts zu essen», sagt er. Er kritisiert daraufhin direkt Nestlé und zitiert ihren Slogan «good food, good life». Das Unternehmen steht in der Kritik, da es weiterhin Geschäfte in Russland betreibt und Nahrungsmittel liefert und verkauft. Ebenfalls kritisiert Selenski, dass russische Oligarchen unbeschwert in der Schweiz leben könnten. «Es wäre wirklich gut, ihnen dieses Privileg zu entziehen», sagt er. Dann verabschiedet sich der ukrainische Staatspräsident.

Selenski ergreift das Wort
Cassis übergibt das Wort direkt an den ukrainischen Präsidenten Selenski. Selenskis Rede wird auf der Bühne in Bern live übersetzt. Selenski sagt: «Die Schweiz hat eine lange Geschichte des Friedens und des Einflusses auf andere Staaten.» Zudem sagt er: «Ich war oft in Ihrem Land und weiss, wie Sie leben.» Er fügt an: «Ich wünsche mir, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer genauso leben können wie die Schweizer.» Zuerst blieb die Leinwand zwar schwarz, nach der Rede wurde sein Bild aber doch noch eingespielt.

Selenski wurde live auf dem Bundesplatz Bern zugeschaltet
20min/ScreenshotAnsprache von Ignazio Cassis
Ignazio Cassis sagt: «Lieber Wolodimir, wir sind beeindruckt, wie ihr Grundwerte der freien Welt verteidigt, die auch unsere Grundwerte sind.» Die Schweiz verbinde «Neutralität und Solidarität» und stehe in diesem Krieg entschieden gegen Gewalt und für Freiheit ein.
«Was wir bieten können, sind unsere traditionellen Stärken», sagt er. Cassis verweist auf die humanitäre Tradition der Schweiz, Menschen auf der Flucht vor Krieg aufzunehmen. Eine weitere Stärke der Schweiz sei es, im Hintergrund für den Frieden zu verhandeln. Cassis verspricht zudem, der Ukraine zu helfen, «wenn aus Zerstörung wieder Aufbau wird.»
Cassis auf der Bühne - Selenski live zugeschaltet
Die Verbindung nach Kiew zu Wolodimir Selenski scheint zu funktionieren. Ignazio Cassis hat die Bühne betreten und spricht zur Menge, aber auch direkt zu Selenski.
«Wir wissen, wer diesen Krieg verlieren wird»
Von Graffenried sagt: «Bereits heute wissen wir, wer diesen Krieg verlieren wird. Es wird eine Niederlage für Putin sein. Putin wird als Kriegsverbrecher ins Grab gehen, sagt von Graffenried.» Zur Ukraine sagt er: «Die Ukraine ist frei, und die Ukraine ist Europa.» Er will die Ukraine auf dem Weg aus dem Krieg und in die europäische Gemeinschaft unterstützen. Zum Abschluss seiner Ansprache wird nochmals ein Anti-Kriegs-Lied angestimmt.
Ignazio Cassis und Alec von Graffenried betreten die Bühne
Der ukrainische Botschafter Artem Rybchenko übergibt das Wort. Ob es technisch möglich sein wird, Wolodimir Selenski aus Kiew zuzuschalten, ist bisher noch unklar. In der Zwischenzeit spricht der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried zur Menge. Er hatte die Demonstration auf dem Bundesplatz ermöglicht. In seiner Ansprache richtet er sich gegen den Krieg. Er stimmt zu einem Anti-Kriegs-Lied an.
Schweizer Hymne
Nach der ukrainischen Hymne wurde auch noch die Schweizer Nationalhymne vorgetragen. Danach ergreift der Botschafter der Ukraine in der Schweiz, Artem Rybchenko, das Wort. Auch er betont: «We are one».
Protestplakate auf dem Bundesplatz

Zahlreiche Demonstrierende haben sich mit Plakaten ausgerüstet. «Stoppt, in den Genozid an den Ukrainerinnen und Ukrainern zu investieren», heisst es auf dem linken Plakat. Auf dem rechten Plakat wird aufgefordert: «Beschützt unseren Himmel, wir kümmern uns um den Rest.»
Ukrainische Hymne
Eingeleitet wird die Kundgebung mit einer gesanglichen Darbietung der ukrainischen Nationalhymne.
Erste Redner auf der Bühne
Die ersten Redner sind auf der Bühne. Nach einigen Worten auf Ukrainisch wird nun zu Englisch und Schweizerdeutsch gewechselt. «We are one», sagt der Sprecher und weist darauf hin: «Alles, was anderen Menschen passiert, kann auch uns passieren.» Die Kundgebung soll zwei Stunden dauern. In einem ersten «diplomatischen Teil» sollen Cassis, Selenski und andere zu Wort kommen.
Demonstrierende in Bern
Immer mehr Menschen versammeln sich auf dem Bundesplatz in Erwartung auf Ignazio Cassis und Wolodimir Selenski.
Erste Demonstrierende treffen auf dem Bundesplatz ein

Die ersten Demonstrierenden versammeln sich auf dem Bundesplatz in Bern.
Bundespräsident Cassis hält Rede an Ukraine-Demo
An der von der ukrainischen Botschaft organisierten Demonstration auf dem Bundesplatz in Bern wird auch Ignazio Cassis eine Rede halten, wie Artem Rybchenko, der Botschafter der Ukraine in der Schweiz, gegenüber 20 Minuten angab. Gemäss Rybchenko soll der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in einer Live-Schaltung zur Schweiz sprechen.
Spricht Selenski?
Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges sind bereits mehrere Grossdemos in der Schweiz stattgefunden. Nur wenige Tage nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine waren es 20'000 Personen in Bern, eine Woche später kamen in Zürich sogar bis zu 40'000 Menschen zusammen.
Die heutige Demonstration auf dem Bundesplatz in Bern wird von der ukrainischen Botschaft in der Schweiz organisiert. Mehrere Rednerinnen und Redner sollen ab 15 Uhr auftreten, darunter auch der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried. Die Verantwortlichen haben im Vorfeld angekündigt, dass auch der ukrainische Staatspräsidenten Wolodimir Selenski zugeschaltet werden soll.
Der Auftritt könnte Brisanz bergen, denn die Schweiz wurde von ukrainischer Seite auch schon für ihr Verhalten kritisiert. Zwar hat sich Bern mittlerweile an den internationalen Sanktionen beteiligt, doch aus der Ukraine wuchsen in den vergangenen Tagen die Vorwürfe an hiesige Unternehmen. So solle Nestlé mitschuldig sein, dass die russische Wirtschaft den Sanktionen standhalten kann, weil sich das Unternehmen noch nicht – wie andere westliche Firmen – aus dem Land zurückgezogen hat.