Universitäten sprechen sich gegen ein Verbot von KI aus

Publiziert

Umgang mit Chat GPTUnis reagieren mit Prüfungs-WLAN und Lügendetektor-Software

Obwohl KI-Programme im Uni-Alltag immer wieder missbraucht werden, sprechen sich die Schweizer Hochschulen gegen ein generelles Verbot aus. Studierende wie auch Dozierende sollten den richtigen Umgang damit lernen.

Schweizer Universitäten sprechen sich grundsätzlich gegen ein Verbot von KI aus.
Studierende und Dozierende sollen viel mehr einen richtigen Umgang damit finden.
Der Unterricht und die Prüfungen müssten dauernd angepasst werden, um den neuesten Entwicklungen gerecht zu werden.
1 / 4

Schweizer Universitäten sprechen sich grundsätzlich gegen ein Verbot von KI aus.

20min/Marco Zangger

Darum gehts

  • Ein Student nutzt ChatGPT für seine Bachelorarbeit und erhält die Note 6, auch bei Online-Prüfungen setzt er KI ein.

  • Schweizer Universitäten haben noch keine einheitlichen Regeln für den Umgang mit KI, arbeiten aber an Anpassungen.

  • Universitäten wie Basel, Bern und Zürich passen Prüfungen sowie den Unterricht entsprechend an. Trotzdem müsse Missbrauch geahndet werden.

  • Dafür werden auch Lügendetektor-Programme eingesetzt. Deren Zuverlässigkeit ist unter Experten umstritten.

Ein Student lässt seine Bachelorarbeit von ChatGPT schreiben und erhält dafür die Zwischennote 6. Auch an Online-Prüfungen lässt er immer wieder Fragen von Künstlicher Intelligenz beantworten. Laut dem Dachverband «swissuniversities» fehle es Schweizer Universitäten grundsätzlich noch an Routine und allgemeingültigen Antworten zum Thema KI.

Kein generelles Nutzungsverbot

«Die Studierenden sollen KI nicht als Eigenleistung angeben.»

Medienstelle der Universität Basel

Die Universität Basel hat sich gegen ein generelles Nutzungsverbot ausgesprochen. Sie fördere die Entwicklung von Texterstellungs-Kompetenzen mit KI und biete den Studierenden dafür Unterstützung an, teilt die Medienstelle mit. Ziel sei, dass alle Studierende den reflektierten Umgang mit KI erlernten.

«Die Studierenden sollen beim wissenschaftlichen Schreiben KI nicht unbemerkt, sondern bemerkt einsetzen, also nicht als Eigenleistung angeben.» Dennoch müssten Prüfungen und der Unterricht angepasst werden. Zum Beispiel gebe es seit letztem Jahr ein spezielles Prüfungs-WLAN, das nur bestimmte Websites zulasse.

Auch an der Hochschule St.Gallen (HSG) ist ein Einsatz von KI missbräuchlich, wenn er nicht deklariert wird. «Studierende dürfen technische Hilfsmittel wie ChatGPT beim Verfassen Ihrer schriftlichen Arbeiten nutzen. Sie müssen jedoch alle Textabschnitte angeben, die mithilfe von ChatGPT generiert wurden.»

Wie findest du die Nutzung von KI bei akademischen Arbeiten und Prüfungen?

Wie zuverlässig sind Lügendetektor-Softwares?

Die Universität Bern verfolge ebenfalls eine offene Strategie. «Verbote von bereits genutzten Hilfsmitteln sind weder zweckmässig noch durchsetzbar», sagt Ivo Schmucki von der Medienstelle. Die Dozierenden legten grundsätzlich selbst fest, wie KI in den Leistungskontrollen verwendet werden dürfe. «Für die Überprüfung, ob es sich um ein Plagiat handelt – was die unerlaubte Verwendung von KI miteinschliesst – steht den Dozierenden eine Software zur Verfügung.»

Ob solche Lügendetektor-Softwares wirklich funktionieren, bezweifeln indes einige Experten. Für den Co-Founder von «Swiss AI Experts», Dominik Frey, ist es beinahe unmöglich, einen Einsatz von KI festzustellen. «Bei generativen KI-Programmen kommt nie zweimal dasselbe Ergebnis raus. Es gibt keinen Weg, einen Einsatz zu beweisen.»

An Schweizer Universitäten wird auch der Unterricht immer mehr angepasst, um mit den KI-Entwicklungen mitzuhalten. (Symbolbild)

An Schweizer Universitäten wird auch der Unterricht immer mehr angepasst, um mit den KI-Entwicklungen mitzuhalten. (Symbolbild)

20min/Marvin Ancian

An Hochschulen findet ein Umdenken statt

Die Universität Zürich (UZH) ermutige die Dozierenden, ihren Unterricht und ihre Leistungsnachweise weiterzuentwickeln. Denn Programme wie ChatGPT würden auch Chancen in Bezug auf Kreativität und Effizienz bieten. Trotzdem müsse dem Missbrauch entgegengewirkt werden. «Wenn Studierende beim unerlaubten Einsatz erwischt werden, hat das dieselben Konsequenzen wie bei jeder anderen Art von Einsatz unerlaubter Hilfsmittel.»

An der UZH werde der Fokus in Zukunft in Unterricht und Prüfungen noch stärker auf «menschlichen Kompetenzen» wie kritischem Denken und Argumentieren, Problemlösungsfähigkeiten oder Innovationskraft liegen. Auch an den restlichen angefragten Unis würden der Unterricht und die Prüfungen laufend angepasst. So heisst es aus Basel: «Die Universität bietet den Dozierenden dafür Fortbildungskurse wie ‹ChatGPT und KI in der Hochschullehre› an.»

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

80 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen