Washington: «Komplette Amateure»: US-Politik schäumt nach Chat-Panne

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Washington«Komplette Amateure»: US-Politik schäumt nach Chat-Panne

Vertraute des US-Präsidenten beraten im Gruppenchat über einen Militärangriff und ein Journalist konnte alles mitverfolgen. Die Sicherheitspanne wird heftig kritisiert.

Als am 15. März 2025 die ersten US-Bomben über dem Jemen niedergingen, kannte ein US-Journalist die Ziele und den allgemeinen Schlachtplan bereits genau.
Denn Tage zuvor war Jeffrey Goldberg, seines Zeichens Chefredaktor der Zeitschrift «The Atlantic», plötzlich in einen Gruppenchat in dem Messenger Signal aufgenommen worden.
Angesichts der Klarnamen von US-Vizepräsident JD Vance und Verteidigungsminister Pete Hegseth dachte Goldberg zunächst, dass es sich um eine elaborierte Täuschungsaktion handelt.
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Als am 15. März 2025 die ersten US-Bomben über dem Jemen niedergingen, kannte ein US-Journalist die Ziele und den allgemeinen Schlachtplan bereits genau.

AFP

Darum gehts

  • Ein Journalist soll versehentlich in eine Signal-Chatgruppe zu einem geplanten US-Militärangriff aufgenommen worden sein.

  • Politiker wie Chuck Schumer und Jack Reed sprechen von einer gravierenden Sicherheitslücke.

  • Hillary Clinton äussert sich sarkastisch und verweist auf Trumps frühere Kritik an ihrem Umgang mit E-Mails.

  • Die Opposition fordert eine umfassende Untersuchung – die Trump-Regierung bestreitet jegliches Fehlverhalten.

Die Opposition im US-Parlament will eine mutmassliche Kommunikationspanne der Regierung untersuchen lassen, durch die ein Journalist anscheinend einen Gruppenchat zu einem geplanten Militärangriff im Jemen mitverfolgen konnte. Der Minderheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sprach auf der Plattform X von «amateurhaftem Verhalten» und forderte eine umfassende Aufarbeitung. Der Sender ABC zitierte ihn mit den Worten, es handele sich um «eine der unglaublichsten Verletzungen» militärischer Geheimnisse, die ihm je untergekommen sei.

Bei der Gruppenunterhaltung führender Regierungsvertreter über die Messenger-App Signal soll es um den – da noch bevorstehenden – Angriff auf die Huthi-Miliz im Jemen gegangen sein. Der Chefredakteur des renommierten US-Magazins «The Atlantic», Jeffrey Goldberg, war nach eigenen Angaben versehentlich in die Gruppe aufgenommen worden und machte den Vorgang später publik.

Hillary Clinton: «Das soll wohl ein Scherz sein»

Hillary Clinton kontert nach der mehrfachen Kritik von Trump an ihren E-Mails vom privaten Account mit Sarkasmus.

Hillary Clinton kontert nach der mehrfachen Kritik von Trump an ihren E-Mails vom privaten Account mit Sarkasmus.

REUTERS

Die frühere demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton postete den «Atlantic»-Artikel auf X und schrieb dazu: «Das soll wohl ein Scherz sein.» Der damalige Präsidentschaftskandidat – und heutige Präsident – Donald Trump hatte ihr im Wahlkampf 2016 immer wieder vorgeworfen, E-Mails über einen privaten Account verschickt und damit Sicherheitsregeln missachtet zu haben.

Jack Reed: «Eines der ungeheuerlichsten Versäumnissse»

«Die Nachlässigkeit, die das Kabinett von Präsident Trump zeigt, ist erstaunlich und gefährlich», erklärte Jack Reed.

«Die Nachlässigkeit, die das Kabinett von Präsident Trump zeigt, ist erstaunlich und gefährlich», erklärte Jack Reed.

Getty Images via AFP

Der demokratische Senator und Militärexperte Jack Reed erklärte, «wenn diese Geschichte wahr ist, stellt sie eines der ungeheuerlichsten Versäumnisse in Bezug auf die operative Sicherheit und den gesunden Menschenverstand dar, die ich je gesehen habe». Militäroperationen müssten mit äusserster Diskretion und über genehmigte, sichere Kommunikationswege abgewickelt werden, denn es gehe um das Leben von Amerikanern. «Die Nachlässigkeit, die das Kabinett von Präsident Trump zeigt, ist erstaunlich und gefährlich. Ich werde sofort Antworten von der Regierung einfordern.»

Elizabeth Warren: «Komplette Amateure»

Elizabeth Warren nannte den Vorfall «in eklatanter Weise illegal und unglaublich gefährlich»

Elizabeth Warren nannte den Vorfall «in eklatanter Weise illegal und unglaublich gefährlich»

AFP

Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren nannte den Vorfall «in eklatanter Weise illegal und unglaublich gefährlich». Sie schrieb auf X: «Unsere nationale Sicherheit befindet sich in den Händen kompletter Amateure.»

Don Beyer: «Es müssen Köpfe rollen»

Bei der Mega-Panne der Trump-Minister handle es ich um «das dümmste Sicherheitsvergehen der Geschichte», sagte der republikanische Abgeordnete Don Beyer.

Bei der Mega-Panne der Trump-Minister handle es ich um «das dümmste Sicherheitsvergehen der Geschichte», sagte der republikanische Abgeordnete Don Beyer.

IMAGO/Sipa USA

«Es müssen Köpfe rollen», fordert auch der demokratische Abgeordnete und frühere Botschafter der USA in der Schweiz, Don Beyer, auf X:

Mike Johnson fordert Besserung

Das Weisse Haus müsse dafür sorgen, dass ein solcher «Fehler »nicht wieder vorkomme, sagte Mike Johnson.

Das Weisse Haus müsse dafür sorgen, dass ein solcher «Fehler »nicht wieder vorkomme, sagte Mike Johnson.

Getty Images via AFP

Der zweithöchste Republikaner nach Trump ist der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson (53). Auch er bezeichnete die Chat-Gruppe als «Fehler» und er erwarte, dass sich das Weisse Haus «zusammenraufen und dafür sorgen wird, dass so etwas nicht wieder vorkommt».

Wie sollte die US-Regierung mit Pannen bei militärischer Kommunikation umgehen?

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