VasektomieDarum entscheiden sich immer mehr Männer für eine Vasektomie
Die Zahl der durchgeführten Vasektomien steigt und die Patienten werden immer jünger, wie uns Experten auf Anfrage bestätigen.
Darum gehts
Bei einer Vasektomie werden die Samenleiter durchtrennt – eine Verhütungsmethode, die immer beliebter wird.
Auch junge Männer ohne Kinderwunsch setzen darauf.
Wir haben bei verschiedenen Kliniken, Spitälern und Urologen nachgefragt, wie die Situation bei ihnen aussieht.
Verhütungsmittel für Männer gibt es kaum. Immer beliebter wird die Vasektomie. In den letzten Jahren seien die Eingriffe stetig mehr geworden, heisst es von Seiten diverser Ärzte. Auch jüngere Männer lassen sich anhand einer Vasektomie sterilisieren. Ein Eingriff dauert nicht lange, birgt wenig Risiken und kann rückgängig gemacht werden.
Was ist eine Vasektomie?
Marco Randazzo, Facharzt Urologie, erklärt: «Bei der Vasektomie werden die Samenleiter durchtrennt. Diese führen die Samenzellen, also die Spermien, aus dem Hoden (genauer: dem «Nebenhoden») in Richtung Harnröhre. Dort werden sie mit der Flüssigkeit aus der Prostata und den sogenannten Samenblasen aktiviert und beginnen, sich zu bewegen. Die Menge des Samenergusses wird durch die Vasektomie aber nicht merklich reduziert. Denn geschätzt 98 Prozent des Samenergusses werden von Prostata und Samenblasen produziert. Die Spermien machen nur rund zwei Prozent aus.»
Genaue Zahlen, wie viele Männer hierzulande vasektomiert sind, gibt es nicht. Das Vasektomie-Experten-Netzwerk schreibt, dass aktuell etwa 15 Prozent der über 18-jährigen Männer im zeugungsfähigen Alter sterilisiert sind.
Wie es hierzulande wirklich aussieht, haben wir bei verschiedenen Kliniken, Spitälern und Urologen nachgefragt.
Wie alt sind die Männer, die sich einer Vasektomie unterziehen?
Das Kantonsspital Winterthur spricht von einem Altersdurchschnitt von 30-35 Jahren. Genauso sieht es auch Dr. Marco Randazzo von der Hirslanden Klinik in Aarau: «Wir sehen zunehmend junge Männer, die fest davon überzeugt sind, keine Kinder zu wollen.»
Prof. Daniel Eberli vom Unispital Zürich sagt: «Das Durchschnittsalter unserer Patienten beträgt 37 Jahre. Männer mit einem Wunsch nach Vasektomie unter 30 Jahren sind sehr selten.»
Eine Alterslimite gebe es nicht, bestätigt auch Prof. George N. Thalmann, Klinikdirektor und Chefarzt an der Universitätsklinik für Urologie, Inselspital, Universitätsspital Bern. Trotzdem gelte: «Im Zweifelsfall wird der Eingriff bei sehr jungen Männern nicht durchgeführt.»
Nehmen die Eingriffe zu?
Prof. George N. Thalmann, Klinikdirektor und Chefarzt, Universitätsklinik für Urologie, Inselspital, Universitätsspital Bern spricht von einer allgemeinen Zunahme: «Es wird über eine jährliche Zunahme von bis zu 30 Prozent berichtet. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Die Vasektomie hat sich als Verhütungsmittel behauptet – weil sie kostengünstig und sicher ist. Und: Verhütung ist richtigerweise nicht mehr nur Sache der Frau.»
Prof. Daniel Eberli vom Unispital Zürich meint: «Dort, wo man früher noch von einer Vasektomie abgeraten hätte, ist man heute eher bereit dazu. Früher war es eine klare Meinung, dass eine Vasektomie erst nach einer abgeschlossenen Familienplanung erfolgt. Heutzutage wird die Meinung eines erwachsenen Mannes akzeptiert - egal ob dieser Kinder hat oder nicht.»
Dass die Eingriffe zugenommen haben, kann Dr. Tilmann Möltgen vom Kantonsspital Aarau indes nicht bestätigen: «Generell scheint es so zu sein, dass weltweit die Zahl der Vasektomien abnimmt.» Und: «Gespräche sind wichtig, denn wir verzichten lieber auf eine Operation, als einen unentschlossenen Mann zu früh zu vasektomieren.»
Wie viele Vasektomien wurden dieses Jahr bei Ihnen vorgenommen – und zum Vergleich vor zehn Jahren?
Dr. Marco Randazzo von der Hirslanden Klinik in Aarau: «Lagen wir vor zehn Jahren noch bei 60-70 Vasektomien pro Jahr, so sind wir heute bei 300.»
Das Kantonsspital Winterthur lässt verlauten: «Die Anzahl der Vasektomien hat in unserer Klinik für Urologie in den letzten zehn Jahren um etwa 55 Prozent zugenommen.»
Dr. Michael Kurz spricht von ca. 250-300 Vasektomien pro Jahr, die er durchführt. Ähnliche Zahlen weist Dr. Tilmann Möltgen vom Kantonsspital Aarau vor: «In unserem urologischen Netzwerk werden pro Jahr ca. 150-250 Vasektomien durchgeführt.»
Auch Prof. Daniel Eberli vom Unispital Zürich sagt: «In den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der Eingriffe verdoppelt – das ist ein signifikanter Anstieg. Wir führen jährlich über 100 Vasektomien durch und das Interesse der Männer steigt stetig. Auch sind Frauen dabei aktiver geworden, ihren Mann zu ermutigen, diesen Schritt zu machen.»
Auch Prof. George N. Thalmann, Klinikdirektor und Chefarzt, Universitätsklinik für Urologie, Inselspital, Universitätsspital Bern nennt Zahlen: «Bei uns wurden 177 Vasektomien durchgeführt, sicher mehr als noch vor zehn Jahren. 2015 waren es noch 46 Vasektomien.»
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