Nachhaltigkeitsforscher - «Vegis ernähren sich trotz hohem Wasserverbrauch nachhaltiger als Fleischesser»

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Nachhaltigkeitsforscher«Vegis ernähren sich trotz hohem Wasserverbrauch nachhaltiger als Fleischesser»

Pflanzliche Lebensmittel brauchen mehr Wasser als Fleisch, wie eine WWF-Studie zeigt. Trotzdem leben Veganerinnen und Veganer nachhaltiger als Fleischesserinnen und Fleischesser, wie der Nachhaltigkeitsforscher Kai Niebert im Interview erklärt.

Veganerinnen und Veganer verursachen den grössten Wasserverbrauch, wie eine WWF-Studie zeigt.
Trotzdem ist veganes und vegetarisches Essen besser für die Umwelt als Fleischessen …
… wie Kai Niebert, Professor an der Universität Zürich erklärt.
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Veganerinnen und Veganer verursachen den grössten Wasserverbrauch, wie eine WWF-Studie zeigt.

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Darum gehts

  • Die vegane Ernährung verursacht den grössten Wasserverbrauch.

  • Wer Fleisch isst, schadet der Umwelt aber immer noch mehr.

  • Um Wasser zu schonen, muss man aber nicht aufs Duschen verzichten.

Sich vegan oder vegetarisch zu ernähren, gilt als umweltfreundlich. Doch Veganerinnen und Veganer verursachen den grössten Wasserverbrauch, wie eine WWF-Studie zeigt. Warum Fleischesserinnen und Fleischesser trotzdem die grösseren Umweltsünderinnen und Umweltsünder sind, erklärt der Zürcher Uniprofessor und Nachhaltigkeitsforscher Kai Niebert im Interview:

Warum ist ein grosser Wasserverbrauch schlecht für die Umwelt?

Das Problem ist, dass es nicht überall gleich viel Wasser gibt auf der Welt. In Ländern wie etwa Spanien regnet es wenig und das Wasser ist knapp. Doch genau dort wird Gemüse und Obst angebaut, das viel Wasser benötigt. Weil viel Wasser in die Landwirtschaft fliesst, sinkt dort der Grundwasserspiegel und es fehlt dann Trinkwasser. Auch verdunstet Wasser bei der künstlichen Bewässerung. Dadurch versalzen die Böden und gehen kaputt. Es kann dann nichts mehr dort angebaut werden.

Ist veganes und vegetarisches Essen darum schlechter als Fleisch?

Nein überhaupt nicht. Der Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln verursacht viel weniger CO2 als Fleisch. Allgemein zieht die Studie meiner Meinung nach eine falsche Schlussfolgerung. Denn es wird Fleisch mit Zitrusfrüchten verglichen. Doch wer auf Fleisch verzichtet, isst stattdessen nicht Orangen, sondern andere eiweissreiche Lebensmittel, wie Tofu, Linsen oder Erbsen. Und das Soja, aus dem Tofu hergestellt wird, braucht deutlich weniger Wasser als Fleisch. Auch ist pflanzliche Nahrung effizienter. Denn um ein Stück Fleisch zu erhalten, das einen Menschen satt macht, muss man rund zehnmal so viele Pflanzen anbauen. Oder anders herum: Die gleiche Menge Pflanzen hätte zehnmal so viele Menschen direkt satt gemacht.

Wäre es also sinnvoller statt Futter für Tiere, Essen für Menschen in Ländern wie der Schweiz anzubauen?

Prinzipiell ja. Wir müssen unseren Konsum tierischer Lebensmittel deutlich verringern. Der Sonntagsbraten wäre ein gutes Ziel. Aber die Tierhaltung insbesondere auf den Alpwiesen trägt auch positiv zum Erhalt von Landschaft bei. Dort macht es Sinn, Ziegen und Kühe für die Fleisch und Milchproduktion zu halten. Insgesamt müssen wir aber auch bei anderen eiweißreichen Produkten wie Soja und Bohnen sowie weniger auf Import, sondern auf regionalen Anbau setzen. Das Gleiche gilt im Übrigen auch fürs Gemüse.

Sollte ich um Wasser zu sparen aufs Essen schauen oder besser weniger duschen, waschen und das WC spülen?

In einem Land wie der Schweiz ist Duschen kein Wasser- sondern ein Klimaproblem. Denn Wasser gibt es hierzulande genug. Nur das Warmwasser ist ein Problem, weil dieses oft mit Öl erhitzt wird. Man muss der Umwelt zuliebe also nicht zwangsläufig aufs duschen verzichten, sondern vielleicht nicht zu lange zu heiss duschen – oder seinen Vermieter dazu bewegen, nachhaltige Wärme bereitzustellen.

Mehr Soja für Kühe als für Menschen

In der Schweiz wird auf 700 Hektar Bio-Soja für Lebensmittel hergestellt, die bei uns auf dem Teller landen. Das ist aber nur ein Drittel der gesamten hiesigen Soja-Anbaufläche. Soja wächst hierzulande total auf über 2000 Hektaren. Doch der grösste Teil ist für die Produktion von Tierfutter bestimmt. Dieses ist für Kühe, Schweine oder andere Nutztiere bestimmt.

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