EFK-Bericht: Arzttarife – zu hoch oder zu niedrig?

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Veraltete TarifeDarum ist die Rechnung deines Arztes ungenau

Laut einem Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) sind die Tarife, nach denen Behandlungen abgerechnet werden, veraltet.

Beim Arzt zahlst du wohlmöglich oft zu viel – oder zu wenig.
Das geht aus einem Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle hervor.
Tarife sind oft das Ergebnis von zähen Verhandlungen zwischen Ärzten und Krankenversicherungen.
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Beim Arzt zahlst du wohlmöglich oft zu viel – oder zu wenig.

Tamedia/Andrea Zahler

Darum gehts

  • Die Tarife für medizinische Behandlungen sind veraltet, sagt die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK).

  • Veraltete Tarife führen dazu, dass Patienten oft zu viel oder zu wenig zahlen.

  • Ärzte und Versicherer verhandeln die Tarife, die nicht immer den realen Kosten entsprechen.

  • Neue Tarifstrukturen wie TARDOC sollen ab 2026 eingeführt werden, um die Abrechnung zu verbessern.

Warst du kürzlich beim Arzt? Dann hast du vielleicht zu viel bezahlt – oder auch zu wenig. So genau weiss das niemand. Der Grund dafür sind veraltete medizinische Tarife: Sie entsprechen laut einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) oft nicht den tatsächlichen ambulanten Behandlungskosten, «24heures» berichtete. Manche Tarife sind zu hoch, andere zu niedrig.

Das ist bemerkenswert, weil die obligatorische Krankenpflegeversicherung jährlich Kosten von rund 40 Milliarden Franken verursacht – finanziert durch die Prämienzahler.

Warum unterscheiden sich Tarife und tatsächliche Kosten?

Medizinische Tarife sind immer das Ergebnis von Verhandlungen zwischen Ärzten und Krankenversicherungen und orientieren sich damit nicht automatisch an den tatsächlichen Kosten.

Ausserdem fehlt es an einem zuverlässigen Kontrollsystem. Zwar sind die Vertragspartner verpflichtet, regelmässig zu überprüfen, ob Tarife und Kosten übereinstimmen, und die Ergebnisse dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu melden – doch laut EFK geschieht das in der Realität nie.

Technische Fortschritte, die Behandlungszeiten halbieren, müssten laut Finanzkontrolle sofort überprüft und in die Tarife eingearbeitet werden. Die EFK fordert deshalb regelmässige Prüfungen des BAG für alle zuständigen Tarife.

Warum werden die Tarife nicht häufiger aktualisiert?

Weil sie das Ergebnis von oft langwierigen Verhandlungen zwischen Ärzten und Versicherern sind. Die Interessen beider Seiten sind gehen auseinander: Ärzte möchten besser entlohnt werden, Versicherer hingegen Kosten einsparen.

Manche Ärzte konzentrieren sich zudem lieber auf Verhandlungen mit der Unfallversicherung, weil diese oft höhere Honorare bezahlt, so der Bericht der EFK.

Kann der Bundesrat eingreifen?

Nur im Ausnahmefall. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Verhandlungen zwischen den Tarifpartnern Vorrang haben. Der Bundesrat greift erst ein, wenn diese scheitern – was bislang dreimal der Fall war: zweimal bei TarMed (2014 und 2018) und einmal bei der Physiotherapie.

Würden die Prämien sinken, wenn die Tarife den realen Kosten entsprächen?

Das lässt sich nicht eindeutig beantworten – weder von der EFK noch vom BAG. Während sich manche medizinische Leistungen den technischen Fortschritt deutlich günstiger geworden sind (z. B. Lasereingriffe), sind andere Kosten gestiegen, etwa Mieten für Praxisräume oder Medizintechnik.

Um den Nettoeffekt aus gestiegenen und gesunkenen Kosten zu bestimmen, müsste jede einzelne Tarifposition analysiert werden – ein enormer Aufwand, den die EFK bislang nicht unternommen hat.

Wie sehr belasten dich die Krankenkassenprämien?

Neue Tarife in Sicht

Nach jahrelangen Diskussionen stehen zwei grosse Tarifänderungen an:

Einführung von TARDOC zum 1. Januar 2026: Die neue ambulante Tarifstruktur ersetzt TarMed. Sie kombiniert Einzelleistungen für die Grundversorgung mit Pauschalen für spezialisierte Medizin.

Neuregelung der Labortarife: Ein Vorstoss im Parlament sieht vor, dass Krankenkassen direkt mit Laboren verhandeln dürfen.

Ob dadurch Arztrechnungen korrekter und die Prämien tatsächlich sinken werden, bleibt laut EFK aber dennoch offen.

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