Sicherheitsbericht: Spionage beschäftigt den Nachrichtendienst

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Viele StützpunkteSo unterschiedlich spionieren Russen und Chinesen in der Schweiz

Der Nachrichtendienst des Bundes sieht sogenannte Residenturen als grosse Herausforderung an. Dabei handelt es sich um Stützpunkte meist russischer oder chinesischer Spione.

Das Hotel Rössli beim Flughafen in Meiringen BE diente mutmasslich chinesischen Spionen als Basis.
Christian Dussey ist Direktor des Nachrichtendienst des Bundes (NDB) und warnt eindringlich vor Spionage.
Den NDB beschäftigen vor allem die Tätigkeiten von russischen und chinesischen Spionen in der Schweiz.
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Das Hotel Rössli beim Flughafen in Meiringen BE diente mutmasslich chinesischen Spionen als Basis.

Tamedia/Markus Hubacher

Darum gehts

  • Die Spionage ausländischer Agenten ist gemäss Nachrichtendienst eine der grössten Gefahren für die Schweiz.

  • Vor allem Spione aus Russland und China seien in der Schweiz aktiv, erklärten die Behörden.

  • Während die Russen oft aus diplomatischen Vertretungen heraus agieren, setzt China stärker auf die Tarnung als Touristen.

Der Nachrichtendienst des Bundes malt in seinem neuen Lagebericht ein düsteres Bild der Sicherheit in der Schweiz. Neben der Gefahr durch dschihadistischen Terror und Gewalt von Extremisten beschäftigen sich die Schlapphüte auch stark mit ausländischen Spionen, die der Schweiz schaden könnten.

Russische und chinesische Spione bereiten den Schweizer Behörden Sorgen – ihre Vorgehensweisen unterscheiden sich gemäss Bericht aber.

Russische und chinesische Spione bereiten den Schweizer Behörden Sorgen – ihre Vorgehensweisen unterscheiden sich gemäss Bericht aber.

AFP

Vor allem Russland sei in der Schweiz aktiv, sagte NDB-Direktor Christian Dussey. Deren Spione seien demnach aus sogenannten «Residenturen» aktiv. «Die hiesigen russischen Residenturen gehören zu den grössten in Europa, auch weil die Schweiz Gaststaat vieler internationaler Organisationen ist», schreibt der NDB im Bericht weiter.

Russen spionieren aus diplomatischen Vertretungen

«In der Regel werden diese in diplomatischen Vertretungen betrieben», legte Dussey offen. Die Aktivitäten gingen über Spionage hinaus und umfassten Propaganda, verdeckte Einflussnahme und die Beschaffung sanktionierter Güter, so die Behörden. Der NDB kenne Teile der dazu eingesetzten Netzwerke – «sie bestehen auch aus schweizerischen Staatsangehörigen», heisst es im Bericht.

«Die hiesigen russischen Residenturen gehören zu den grössten in Europa», so der NDB um Direktor Christian Dussey.

«Die hiesigen russischen Residenturen gehören zu den grössten in Europa», so der NDB um Direktor Christian Dussey.

AFP

Neben Cyberspionage erfolge ein erheblicher Teil der Informationsbeschaffung in der Schweiz mit menschlichen Quellen. Russische Nachrichtendienstoffiziere tarnten sich jedoch nicht nur als Diplomaten und Angestellte der diplomatischen Vertretungen. Sie würden sich auch als Journalisten oder Touristen ausgeben, um ihre Ziele zu erreichen.

Chinesische Spione tarnen sich als Geschäftsleute und Journalisten

Noch stärker auf diese Taktik setzen gemäss NDB aber die Chinesen. Für Spionage in der Schweiz setze der mächtige Staat weniger auf Residenturen an diplomatischen Vertretungen als die Russen. «Hingegen beschäftigen die chinesischen Dienste proportional mehr Nachrichtendienstoffiziere, die als Geschäftsleute, Touristen und Journalisten getarnt sind», heisst es. Darüber hinaus sei die Informationsbeschaffung mit regimetreuen und loyalen Landsleuten über die Diasporagemeinschaft noch ausgeprägter.

Machen dir ausländische Spione Sorgen?

In die Schlagzeilen gerieten chinesische Spione erst kürzlich wieder. Das Hotel «Rössli» beim Militär-Flughafen in Meiringen BE diente offenbar als Stützpunkt dafür. Hintergrund dürfte der Kauf der amerikanischen F-35-Jets sein. Dass die Schweiz der Familie Wang auf die Schliche kam, war indes ein glücklicher Zufall, wie der «Tages-Anzeiger» vor wenigen Tagen publik machte.

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