SBB investiert doppelt soviel wie Deutsche Bahn – und ist viel pünktlicher

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ZugverkehrWas die Deutsche Bahn von der SBB lernen kann

Der Ärger bei vielen Fahrgästen der Deutschen Bahn ist gross, denn Unpünktlichkeit steht beim Unternehmen quasi auf der Tagesordnung. Aber woran liegt das eigentlich?  

Die Deutsche Bahn hat im europaweiten Vergleich am wenigsten in ihr Schienennetz investiert. 
Bei der SBB sieht es dagegen ganz anders aus: Das Unternehmen investiert im Vergleich doppelt soviel in Wartung und Betrieb wie die Deutsche Bahn. 
Die italienische Zuggesellschaft  Ferrovie dello Stato Italiane hat ebenfalls eine bessere Pünktlichkeitsquote als die Deutsche Bahn – allerdings gelten hier auch Züge mit bis zu zehn Minuten Verspätung als pünktlich. 
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Die Deutsche Bahn hat im europaweiten Vergleich am wenigsten in ihr Schienennetz investiert. 

AFP

Darum gehts 

  • In der Schweiz kommen 92,5 Prozent aller Züge pünktlich – ganz im Gegensatz zum Nachbarland Deutschland. 

  • Das liegt vor allem an mehr Investitionen, kürzeren Strecken und weniger Hochgeschwindigkeitszügen.

  • Auch in Italien und Japan läuft der Zugverkehr deutlich flüssiger. 

Vielerorts sind die Züge zuverlässiger unterwegs als in Deutschland. Das liegt vor allem am in weiten Teilen maroden Streckennetz. Über Jahrzehnte wurden Investitionen in Ausbau und Sanierung der Gleise vernachlässigt. Daten der Allianz pro Schiene zeigen, dass Deutschland seit Jahren europaweit zu den Ländern mit den geringsten Pro-Kopf-Investitionen ins eigene Schienennetz gehört. Dennoch wird das Thema Bahn in anderen Ländern seit vielen Jahren deutlich beherzter angegangen. Die Deutsche Presse-Agentur nahm dies zum Anlass, eine Auflistung zu erstellen, was die Deutsche Bahn von anderen Ländern lernen könnte – so auch von der Schweiz.

Schweiz: Breitere Türen, doppelt so viele Investitionen

In der Schweiz waren im vergangenen Jahr 92,5 Prozent der Züge pünktlich. Das heisst, sie hatten weniger als drei Minuten Verspätung. In Deutschland gilt ein Zug noch mit bis zu sechs Minuten Verzögerung als pünktlich. Die SBB setzt aber stärker auf flüssigen Verkehr statt auf Hochgeschwindigkeitszüge wie den ICE. Die Bahnfahrt dauert deshalb oft etwas länger als auf einer vergleichbaren ICE-Strecke, aber die pünktliche Ankunft ist mehr oder weniger garantiert. Zudem haben die Züge breite Türen, sodass Ein- und Ausstieg schneller funktioniert. Reservierungen sind unüblich. Es verkehren überwiegend Doppelstockzüge, in denen in der Regel Plätze zu finden sind. 

Die Schweiz hat eines der dichtesten Eisenbahnnetze der Welt. Die Strecken sind hier aber natürlich deutlich kürzer als in Deutschland. Das deutsche Schienennetz ist etwa siebenmal so gross. Das Land investiert – berechnet auf die jeweilige Grösse – jedes Jahr aber etwa doppelt so viel in Betrieb und Wartung wie die Deutsche Bahn.

Italien: Zehnminütige Verspätung gilt noch als pünktlich

Mit rund 16’800 Kilometern ist das italienische Streckennetz gerade einmal halb so gross wie das deutsche. Allerdings hat der italienische Staat insbesondere das Fernverkehrsnetz in den vergangenen Jahren stark ausgebaut und plante für die vergangenen Jahre Milliardeninvestitionen in die Modernisierung und den Ausbau. 

Im laufenden Jahr war der Bahnverkehr indes von mehreren Streiks betroffen, die zu teils schweren Einschränkungen wie Verspätungen und Zugausfällen geführt haben. Die italienische Staatsbahn Ferrovie dello Stato Italiane (FS) teilte allerdings mit, dass der Pünktlichkeitsindex der Hochgeschwindigkeitszüge im Jahr 2022 rund 78 Prozent betrug. Im ersten Halbjahr 2023 habe er 80,2 Prozent erreicht. Auch bei Regionalzügen sehe es ähnlich aus. Für die FS gilt demnach ein Zug mit zehnminütiger Verspätung noch als pünktlich.

Japan: Extra Schienennetz für Schnellzüge

In Deutschland teilen sich Güter-, Regional- und Fernverkehrszüge ein und dasselbe Schienennetz. Japan dagegen hat ein separates Netz für die Hochgeschwindigkeitszüge Shinkansen geschaffen. Auf diesen Strecken können die Züge bis auf mehr als 320 Kilometer in der Stunde beschleunigen, ohne auf langsamere Personen- und Güterzüge Rücksicht nehmen zu müssen. Hinzu kommt, dass Wartungsarbeiten in Japan fast immer während der nächtlichen Betriebspause durchgeführt werden. In Japan wäre es undenkbar, Strecken über Monate hinweg stillzulegen. Ausserdem sind die Haltezeiten an Japans Bahnhöfen und die Taktung der Züge trotz des Transports grosser Menschenmengen kurz. Schattenseite dabei ist, dass zu den Stosszeiten viele Züge total überfüllt sind. 

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(DPA/eve)

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