Wattwil SGRassistische Schmierereien: «Wieso unternimmt niemand etwas?»
Laut einem News-Scout häufen sich in Wattwil ausländer- und islamfeindliche Schmierereien. Auch die Förderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz beobachtet einen Anstieg von islamfeindlichen Vorfällen.
Darum gehts
News-Scout E.R. aus Wattwil SG entdeckte auf einem Spaziergang ausländerfeindliche Sprayereien.
Der 40-Jährige ist schockiert über die hassvollen Botschaften.
Er versteht nicht, wieso die Behörden darauf nicht reagieren.
Die Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz beobachtet einen Anstieg solcher Taten und sieht die Ursache im Nahostkonflikt.
«Heute ging ich spazieren und ich bin schockiert zurückgekommen», sagt News-Scout E.R. zu 20 Minuten. Seit über einer Woche seien solche ausländer- und islamfeindlichen Texte in Wattwil SG zu sehen.
«Wir pflegen hier in Wattwil ein friedliches Zusammenleben und ich zahle der Gemeinde jedes Jahr Steuern. Ich kann nicht verstehen, wieso ich solches Zeugs lesen muss und niemand was dagegen unternimmt», bedauert der 40-jährige Mann, welcher gerade im Einbürgerungsprozess und selbst Muslim ist.
«Niemand reagiert darauf»
Laut E.R. sei das nicht zum ersten Mal so. Er sagt, seit Beginn des Nahostkonfliktes würden sich solche Ereignisse, welche Islamfeindlichkeiten mit sich bringen, häufen. An einer Bahnunterführung habe er auch schon solche feindlichen Sprüche zu Gesicht bekommen.
«Ich bin einfach schockiert. Niemand von hier reagiert darauf. Aber wenn ein Ausländer sowas macht, dann wird sofort darauf reagiert und überall wird darüber berichtet», so der 40-Jährige. Die Polizei habe er aber nicht informiert.
Der Kantonspolizei St. Gallen wurden die Schmierereien in der Umgebung Wattwil nicht gemeldet. «Wir haben keine Kenntnis über die Vorfälle», heisst es.

Bereits früher dokumentierte E.R. ausländerfeindliche Schmierereien in Wattwil.
Privat«In jüngerer Zeit häufen sich solche Taten massiv»
Der Anstieg von Ausländerfeindlichkeiten seit Beginn des Nahostkonfliktes ist auch von der FIDS (Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz) wahrgenommen worden. «In jüngerer Zeit häufen sich solche Taten stark. Das Problem ist nur, dass keine offiziellen Statistiken dafür erfasst werden», sagt Pascal Gemperli, Sprecher der FIDS, zu 20 Minuten. Nach eigenen Zahlen der FIDS verzeichnete sie bis Oktober eine dreifache Zunahme gegenüber 2023 und eine vierfache Zunahme gegenüber 2022.
Bei ihnen seien in der letzten Zeit vermehrt Meldungen über Einbrüche in Moscheen eingegangen. «Es kommt vor, dass Menschen mit Migrationshintergrund teilweise aggressiv angegangen wurden», so Gemperli. Solche Sprayereien kämen auch oft vor.
FIDS sieht Handlungsbedarf in der Politik
«Rassismus ist ein Problem, welches schwierig zu lösen ist. Auf der einen Seite hat man das Strafrecht, welches gewisse Taten auch verurteilt. Dies löst aber nicht das Grundproblem, nämlich einen ausschliessenden bis zu feindlichen gesellschaftlichen Diskurs von einigen Akteuren», sagt Gemperli.
Er sehe dort Handlungsbedarf. Man müsse Politiker und andere Multiplikatoren dafür sensibilisieren, dass sie keine generalisierten ausländerfeindlichen Aussagen treffen, sondern viel eher konkretisierte Lösungsansätze für die diskutierten Themen präsentieren.

Der Sprayer selbst bezeichnet sich als «einen besorgten Mitbürger».
Privat«Wünschen uns, dass der Kontakt zwischen Politikern und Moscheen entsteht»
Um diesem Ziel näherzukommen, möchte die FIDS vermehrt mit den Behörden in Kontakt treten und Dialoge suchen. Vor allem sei das Erstellen von Statistiken relevant. Öffentlichkeitsarbeit, um die Gesellschaft weiter auf die Thematik aufmerksam zu machen, sei aber auch im Fokus.
«Wir wünschen uns, dass mehr Kontakt zwischen Politikern und Moscheen entsteht», sagt Gemperli. Grussworte zu religiösen Feiertagen oder Moscheebesuche seien symbolisch wichtig und entziehen dem Rassismus den Boden. Das friedliche Zusammenleben unter den Menschen sollte laut der FIDS im Fokus stehen.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsnetz für Rassismusopfer
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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