Stäfa ZH: Schule sagt Gender-Tag nach Shitstorm und Drohnachrichten ab

Aktualisiert

Stäfa ZHSchule sagt Gender-Tag nach Shitstorm und Drohnachrichten ab

Die Sekundarschule Stäfa wollte im Rahmen des Schulunterrichts einen Gender-Tag durchführen. Wegen Hass- und Drohnachrichten sagt die Schule den Anlass nun ab.

Die Sekundarschule Stäfa wollte am 15. Mai den Gender-Tag durchführen. Dabei wäre es darum gegangen, die Schülerschaft über verschiedene Geschlechterrollen und Lebensentwürfe aufzuklären. 
Die Diskussion um den Genderstern und genderneutrale Ausdrücke in der Sprache ist schon seit längerem im Gange. 
SVP-Nationalrat Andres Glarner hält nichts von der Veranstaltung: «Anstatt Wissen wird in der Schule immer mehr Multikulturalität vermittelt.» 
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Die Sekundarschule Stäfa wollte am 15. Mai den Gender-Tag durchführen. Dabei wäre es darum gegangen, die Schülerschaft über verschiedene Geschlechterrollen und Lebensentwürfe aufzuklären. 

Sabine Rock

Darum gehts

  • Im Rahmen des Schulunterrichts hätte für die Schülerschaft der Sekundarschule Stäfa ein Gender-Tag stattfinden sollen. 

  • SVP-Nationalrat Andreas Glarner fand, dass eine solche Veranstaltung nicht in den Schulunterricht gehört. 

  • Nach heftigen Drohungen gegen die Schule wurde der Tag nun abgesagt.

Die Sekundarschule Stäfa organisierte in Zusammenarbeit mit der Offenen Kinder- und Jugendsozialarbeit Stäfa einen Gender-Tag. Stattfinden sollte dieser kommenden Montag. Die Veranstaltung hätte einen ganzen Tag dauern und im Rahmen des Schulunterrichts stattfinden sollen. Nun hat die Schule den Tag aus Sicherheitsgründen abgesagt, wie die «Zürichsee-Zeitung» berichtet.

Die Schule sei von Unbekannten telefonisch terrorisiert worden sein, zudem soll es zu Drohungen gegen Leib und Leben der Mitarbeitenden gekommen sein. Wie die Schule am Donnerstag in einem Infobrief an Eltern und Schülerschaft schreibt, wurde der Tag abgesagt. Man habe Hinweise darauf, dass der Tag massiv gestört werden könnte, schreiben die Verantwortlichen der Stäfner Schule im Infobrief. «Zum Schutz von Mitarbeitenden und Jugendlichen sagen wir den Tag deshalb in Absprache mit der Polizei, der Gemeindeführung und den internen Fachstellen ab.»

SVP-Nationalrat machte Stimmung gegen Anlass

SVP-Nationalrat Andreas Glarner hetzte im Vorfeld heftig gegen den Anlass. Auf Twitter äusserte er sich kritisch und fragte: «Wer greift durch und entlässt die Schulleitung?» Weiter empört sich der SVP-Politiker, dass der Gender-Tag für die gesamte Schülerschaft obligatorisch ist.

Gegenüber 20 Minuten sagte Glarner, dass für solche Veranstaltungen kein Platz im Schulunterricht sein sollte: «Es wird kein Wissen mehr vermittelt, sondern nur noch Multikulturalität.» Die Folge dessen sei laut Glarner, dass die Jugend dadurch immer mehr «verdumme». «Diese rot-grünen Pausenclowns versuchen mit ihrem Woke-Wahn die Gesellschaft zu verändern und die Sprache zu verhunzen, das muss aufhören.» 

«Geschlechter und Gleichstellung» im Lehrplan 21 verankert

Gegenüber der «Zürichsee-Zeitung» erklärte Schulpräsidentin Daniela Bahnmüller (FDP), dass die Schule Stäfa den Gender-Tag im Rahmen des Präventionskonzepts bereits seit zehn Jahren durchführe. «Die heftigen Reaktionen erstaunen mich», sagt Bahnmüller. Neben dem SVP-Nationalrat posteten noch andere Personen kritische Kommentare in den Sozialen Medien. So schrieb Glarners Parteikollege Samuel Hasler: «Sag mal gehts euch noch gut?! Das hat nix mit Schule zu tun!»

Tatsächlich hat der Gender-Tag laut Lehrplan 21 aber doch etwas mit Schule zu tun: «‹Geschlechter und Gleichstellung› ist als fachübergreifendes Thema und überfachliche Kompetenz im Lehrplan 21 verankert», schreibt die Zeitung. Die Schulen und Lehrpersonen seien demnach angehalten, Themen wie geschlechtsspezifische Zuschreibungen und Erwartungen sowie kulturelle und sexuelle Vielfalt als Teil der Präventionsarbeit im Unterricht aufzugreifen.

Keine Kritik vonseiten Eltern der betroffenen Schülerschaft

Die Schulpräsidentin, selbst zweifache Mutter, hatte kein Verständnis für die Kritik: «Es scheint, als glaube man, wir würden an diesem Tag aus allen Buben Mädchen machen wollen oder umgekehrt», sagt sie. Beim Gender-Tag gehe es darum, den Schülerinnen und Schülern Zugang zu Wissen über die verschiedenen Geschlechterrollen und Lebensentwürfe zu geben. 

Anders als in den sozialen Medien hatte es vonseiten der Eltern der betroffenen Schülerinnen und Schüler bislang keine negativen Reaktionen gegeben. Auch habe niemand sein Kind abgemeldet.  

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