Nach Störaktion im Tanzhaus: «Weil es Pädos sind» – Zürcher EDU-Partei likt Anti-Dragqueen-Tweet 

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Nach Störaktion im Tanzhaus«Weil es Pädos sind» – Zürcher EDU-Partei likt Anti-Dragqueen-Tweet

Nach einer Randale-Aktion von Neonazis im Tanzhaus wirft ein Twitter-User den Dragqueens vor, pädophil zu sein. Die EDU likt den Tweet – und rechtfertigt sich. 

Das Tanzhaus verurteilt die Aktion aufs Schärfste. Gegen die Junge Tat hat der Veranstalter eine Anzeige erstattet. 
Die Gruppierung sabotierte eine Vorlesestunde im Tanzhaus Zürich. Brandy Buttler leitet diese «Drag Story Time», eine Veranstaltung, bei der Dragqueens Kindern Geschichten vorlesen. 
In das Weltbild der «Jungen Tat» passt die vermittelte «Gender-Ideologie» nicht. 
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Das Tanzhaus verurteilt die Aktion aufs Schärfste. Gegen die Junge Tat hat der Veranstalter eine Anzeige erstattet. 

Tamedia/Sabina Bobst

Darum gehts

Am Sonntag vor einer Woche stürmten rechtsradikale Mitglieder der Gruppierung «Junge Tat» die «Drag Story Time». Dabei handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe im Zürcher Tanzhaus, bei der Drag-Künstlerinnen und -Künstler Drei- bis Zehnjährigen Kindergeschichten vorlesen. Mit dem Angebot will das Tanzhaus Diversität, Inklusion und Toleranz fördern und zu einem offenen Diskurs über Geschlechteridentitäten und Rollenvorbilder anregen. Das Tanzhaus hat aufgrund der Sabotage-Aktion Anzeige gegen die «Junge Tat» erstattet.

Auf Twitter kam es im Anschluss an die Randale-Aktion der Neonazis zu hitzigen Diskussionen. Thomas Sutter, Co-Präsident der SP im Kreis 5, schrieb, dass es beängstigend sei, dass «Neonazis einen Anlass für Kinder mit Fackeln störten» und der Aufschrei ausgeblieben sei. Ein anderer User will die Erklärung dafür kennen: «Weil es Pädos sind. Warum erwachsene Männer in Frauenkleidern Kindern Geschichten erzählen müssen, ist nur so erklärbar. In den USA, wo dies schon lange gemacht wird, zeigt sich, dass viele verurteilte Sexualstraftäter sind.» Der Tweet wird von zwei Accounts gelikt, unter anderem auch vom offiziellen Twitter-Konto der Zürcher EDU (Eidgenössisch-Demokratische Union).

«Vorteile werden geschürt»

Auch der Zürcher Kantonsrat Florian Heer von der Grünen Partei war an der Diskussion auf Twitter beteiligt. Er entdeckte den Like der EDU und schreibt: «Die @EDU_ZH unterstützt den haltlosen Vorwurf, #DragQueens seien ‹Pädos› (wie undifferenziert diese Abkürzung auch ist). Das ist mehr als daneben und eine Entschuldigung ist angebracht!»

Auf Anfrage von 20 Minuten doppelt Jan Leitz, der für den Twitter-Account der EDU verantwortlich ist, nach: «Wir müssen unsere Kinder vor Grooming und Sexualisierung schützen. Eltern sollten ihre Kinder nicht zu solchen Veranstaltungen bringen oder mitnehmen.» Zwar seien nicht alle Dragqueens pädophil. «Wie Erfahrungen aus den USA und Kanada gezeigt haben, gibt es aber pädophile Dragqueens», so Leitz. Wie er weiter ausführt, entscheide er «im Rahmen der Grundwerte der EDU» allein über den Twitter-Kanal. «Dabei ist die Parteileitung natürlich stets informiert.»

Wie Florian Heer sagt, seien die angeblichen Argumente «skandalös»: «Es werden haarsträubende Parallelen gezogen, die nicht auf Fakten beruhen, sondern bloss Vorurteile schüren.»  

LGBTIQ: Hast du Fragen oder Probleme?

Hier findest du Hilfe:

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Du-bist-du.ch, Beratung und Information

InterAction, Beratung und Information für intergeschlechtliche Menschen, Tel. 079 104 81 69

Lilli.ch, Information und Verzeichnis von Beratungsstellen

Milchjugend, Übersicht von Jugendgruppen

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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