WeltwirtschaftLäuten die US-Zölle eine neue Ära der Schmuggelwirtschaft ein?
Die von Donald Trump eingeführten Zölle könnten nicht nur die Preise in den USA steigen lassen und das Wachstum bremsen, sondern auch dem Schmuggel neuen Auftrieb geben.
Darum gehts
Die von Trump eingeführten Zölle könnten vermehrt dazu führen, dass herkömmliche Ware in die USA geschmuggelt wird.
Journalist David Frum schreibt, Amerika sei zu wenig gut aufgestellt für Zollkontrollen.
Unternehmen könnten zudem einen bürokratischen Trick anwenden, um die Ware billiger über die Grenze zu schaffen.
Seit dem 5. April erhebt die USA auf Befehl von US-Präsident Donald Trump einen Grundzoll von zehn Prozent auf Importware aller Länder. Ab Mittwoch wird jenen Ländern «mit den grössten Handelsdefiziten» ein individueller Zollsatz verrechnet.
Neben der Tatsache, dass dadurch viele Produkte für Amerikaner teurer werden dürften, wird nun in verschiedenen Berichten eine weitere mögliche Entwicklung diskutiert: Dem Wiederaufleben der Schmuggelwirtschaft – nicht nur durch kriminelle Organisationen, sondern auch durch ganz gewöhnliche Privatpersonen.
Wird Kanada zum Einkaufsparadies?
«Aus aller Welt werden Waren in den amerikanischen Schwarzmarkt strömen», heisst es in einem Artikel der amerikanischen Zeitschrift «The Atlantic» von Journalist David Frum. Die Folge werde sein, dass die US-Behörden bei der Durchsetzung der Zollgesetze überfordert sein werden, denn es gebe mit nur etwa 26'000 Beamten, die für Kontrollen an Grenzen, Häfen und Flughäfen für die Zollkontrolle zuständig sind, ein massives Personaldefizit.
Würdest du Waren aus dem Ausland schmuggeln, um Zölle zu umgehen?
Dem Artikel zufolge könnten bald kreative Wege entstehen, um ausländische Produkte an die Amerikaner zu bringen. Zum Beispiel Marktstände. Es sei wohl kaum möglich, staatliche oder lokale Polizeikräfte dazu zu bringen, diese zu räumen, so Frum.
Auch sei es schwierig, die Masse an Geschäften über Online-Marktplätze wie Ebay zu überwachen. «Gegen den illegalen Fentanyl-Handel können die USA auf die Hilfe befreundeter Länder zählen. Aber warum sollte ein anderes Land den Vereinigten Staaten dabei helfen, einseitige Handelsaggression gegen den Rest der Welt durchzusetzen?», fragt der Journalist. Bei einem Land sieht er besonders Potenzial, zum Einkaufsparadies für Amerikaner zu werden: «Kanada könnte zu einer Art West-Berlin für Konsumenten werden – mit glänzenden Regalen und normalen Preisen.»
Bürokratischer Trick
Dass sich für kriminelle Organisationen bald ein «neuer gigantischer Markt» eröffnen wird, schreibt der italienische «Corriere». Es könnte «Ausmasse wie zur Zeit der Prohibition (1920-1933) annehmen». In dieser Zeit war die Herstellung, der Verkauf und der Transport von Alkohol in den USA verboten. In der Folge kauften die Menschen Alkohol illegal in anderen Ländern.

In der Zeit der Prohibition war die Herstellung, der Verkauf und der Transport von Alkohol in den USA verboten.
Gerald Matzka/dpa-Zentralbild/dpaDie Zeitung erklärt einen Trick, der vermehrt angewendet werden dürfte: Waren werden so deklariert, als kämen sie aus einem Land ohne Zölle – obwohl sie aus einem Land mit hohen Zöllen stammen. Dies könnte dazu führen, dass Unternehmen entweder ihre Produktionsstandorte verlagern in ein Land mit tiefen Zöllen oder Fabriken bestechen, einen massgeblichen Produktionsschritt für ein Produkt zu bescheinigen, das eigentlich in einem Land mit höheren Zöllen produziert wurde.
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.