Wieso Tucker Carlson weg ist und was er an uns mag

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Abgang von Fox NewsWieso Tucker Carlson nicht mehr lacht und was er an der Schweiz super findet

Der bekannte Moderator von Fox News arbeitet dort nicht mehr länger. Die Nachricht hat in den USA nicht nur sein Publikum überrascht. Was war da los?  

Für ihn wohl kein Grund mehr zu lachen: Tucker Carlson ist weg vom Fox-News-Fenster.

Für ihn wohl kein Grund mehr zu lachen: Tucker Carlson ist weg vom Fox-News-Fenster. 

REUTERS

Darum gehts

  • Tucker Carlson, das bekannteste Gesicht von Fox News, wird dort nicht mehr arbeiten.  

  • Man werde getrennte Wege gehen, teilte das Unternehmen am Montagabend mit. 

  • Wieso es zu dem Bruch kam, ist unklar. Doch es gibt eine Reihe von Erklärungen. 

  • Wer ist Carlson, wieso wurde er so bekannt  – und was hat er mit der Schweiz zu tun? 

  • Antworten in der Übersicht. 

Tucker Carlson galt als Garant für rechte Hetze im US-Abendfernsehen. Gute Quoten waren ihm damit sicher. Zuletzt kamen allerdings brisante Textnachrichten des Moderators ans Licht. Nun gab sein Sender Fox News eine überraschende Erklärung ab.

Was ist passiert?

Am Montag teilte Fox News mit, dass man sich mit Carlson geeinigt habe, getrennte Wege zu gehen. Einen konkreten Grund nannte Fox News nicht. Carlsons Sendung hatte im Durchschnitt mehr als drei Millionen Zuschauer pro Abend und war im Allgemeinen die meistgesehene Kabelnachrichtensendung. Jetzt wird auf Carlsons Sendeplatz um 20 Uhr vorläufig «Fox News Tonight» mit wechselnden Moderatoren ausgestrahlt.

Wer ist Carlson?

Der 53-jährige TV-Moderator prägte in den letzten Jahren nicht nur den Fox-Sender, sondern beeinflusste auch die Politik der Republikanischen Partei. Wie gross sein Einfluss war, zeigt sich schon allein dadurch, dass nur Sekunden nach Bekanntwerden der Entscheidung die Fox-Corp-Aktie um vier Prozent einbrach. Dabei war Carlson ein doch eher widersprüchlicher Held für das Fox-News-Publikum, welches die Elite verabscheut. Der Multimillionär, der in Kalifornien, der Schweiz und in Neuengland eine Privatausbildung genoss, moderierte die meisten seiner Sendungen aus einem eigens gebauten Studio in Maine. 

Wofür steht er?

Mit seinen populistischen Äusserungen über die Eliten zielte Carlson auf die Durchschnittsamerikaner ab. Das überwiegend konservative Fox-Publikum liebte ihn von Herzen. Carlson hielt am bis heute nicht belegten Vorwurf der «gestohlenen Präsidentschaftswahl» fest und verteidigte gerne autoritäre Staatschefs wie Viktor Orbán und Wladimir Putin, dessen Angriff auf die Ukraine er guthiess. Er hetzte gerne gegen Immigranten, welche die USA «ärmer und dreckiger» machen würden. Seine Sendungen stiessen immer wieder auf Empörung. Etwa als er im März Aufnahmen von Sicherheitskameras vom Sturm auf das Kapitol öffentlich machte, mit denen er die Unruhen von damals herunterspielte. 

Was hat er mit der Schweiz zu tun?

Carlson hat einen Schweizer Urgrossvater, Cesare Lombardi. Eines seiner Kinder ging in der Schweiz zur Schule. Tucker selbst besuchte als Teenager für kurze Zeit die Schweizer Eliteschule Collège du Léman. Dort wurde er nach eigenen Angaben hinausgeschmissen, erklärte aber nie, warum. Über die Schweiz sagte er der Weltwoche 2020: «Einer der Gründe, warum ich die Schweiz liebe, ist der Käse, der meiner Meinung nach besser ist. Ich mag die alpine Umgebung, das Klima, die Menschen, das Essen, das Skifahren. Ich liebe das Fliegenfischen. Sie haben Forellen. Sie sind ein Bergvolk. Ich liebe sie. Weisst du, warum? Weil sie misstrauisch sind, das mag ich an ihnen. Ich würde dort leben.»

Wieso kam es zu dem Abgang?

Derzeit ist unklar, ob Carlson entlassen wurde oder von sich aus ging. Es gibt aber mehrere Erklärungen für den Abgang. Mehreren US-Medien zufolge ordnete Fox-Chef Rupert Murdoch höchstpersönlich die Entlassung Carlsons an, weil der 53-Jährige mittlerweile mehr zur Belastung für den Sender als zum Aushängeschild geworden sei.

So tauchte Carlson Name im Zusammenhang mit einer Klage des Wahlcomputer-Herstellers Dominion auf. Fox News zahlte dem Unternehmen in einem Vergleich fast 787,5 Millionen Dollar, um einem Verleumdungsprozess zu entgehen. Carlson hatte in seiner Sendung immer wieder von der «gestohlenen Präsidentenwahl» gesprochen und Wahlmanipulation angeklagt, ohne dafür Beweise vorzulegen. Ausserdem drohen weitere kostspielige Prozesse rund um den Ex-Moderator und Fox News. Eine ehemalige Produzentin klagt gegen den Sender und wirft Carlson Sexismus und antisemitisches Verhalten vor. 

Möglicherweise hatte Murdoch auch die Nase voll, weil Carlson seine Kollegen, einschliesslich der Fox-Chefs, privat verunglimpfte. Kommt dazu: «Carlson ist kein Teamplayer und in der Tat unkontrollierbar», schreibt «CNN». Er bringe juristische Probleme mit sich, während die Murdochs versuchen, die Rechtsstreitigkeiten zu beenden, in denen sie sich befinden. Er sorge regelmässig für Negativschlagzeilen, die der Marke schaden, und vertriebe grosse Werbekunden.

Wie fallen die Reaktionen aus?

Nicht überraschend feierten demokratische Kreise die Nachricht: «Ding, Dong, die Hexe ist tot» und andere Memes kursieren in den sozialen Medien. Die Konservativen dagegen sind geschockt. In einem Newsmax-Interview vom Montagabend sagte Ex-Präsident Donald Trump: «Er ist ein sehr guter Mensch und ein sehr guter Mann und sehr talentiert, wie Sie wissen, und er hatte sehr hohe Einschaltquoten.»

Dass Carlson in privaten Nachrichten schrieb, dass er Trump «leidenschaftlich hasse» und «es wirklich keine Vorteile an Trump gebe», scheint Trump ihm nicht übel genommen zu haben. Tatsächlich gab sich Carlson im TV stets als glühender Trump-Unterstützer aus. 

Wie geht es mit ihm weiter?

Carlson hat sich bislang nicht geäussert. Doch es dürfte schon zahlreiche Jobangebote von rechtskonservativen Medien hereingeflattert sein. Auch in Moskau sorgte Carlsons Abgang für Aufsehen. Der kremltreue Propagandist Wladimir Solowjow bot ihm einen Job im russischen Staatsfernsehen an. Vielleicht wendet sich Carlson aber auch ganz von den Medien ab - und vollends der Politik zu. So wird schon gemutmasst, dass er sich um das Amt des Präsidenten für 2024 bewerben könnte. 

Kennt ihr Tucker Carlson?

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