Discounter an der Bahnhofstrasse - «Wir wollen zeigen, dass im Aldi einkaufen cool ist»

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Discounter an der Bahnhofstrasse«Wir wollen zeigen, dass im Aldi einkaufen cool ist»

Der Detailhändler eröffnet an der Bahnhofstrasse in Zürich eine neue zweistöckige Filiale mit Rolltreppe. Im Interview sagt Aldi-Suisse-Chef Jérôme Meyer, was ein Discounter an der Luxus-Shopping-Strasse zu suchen hat und was er von «Geiz ist geil» hält.

«Das Discount-Geschäft wird immer stärker zu einem Trend und zu einer Alternative, um Lebensmittel einzukaufen», sagt Aldi-Suisse-Chef Jérôme Meyer im Gespräch mit 20 Minuten.
Aldi Suisse eröffnet am Donnerstag eine neue Filiale an der Sihlstrasse 3 in Zürich unmittelbar in der Nähe der Bahnhofstrasse.
Die 700-Quadratmeter-Filiale ist zweistöckig.
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«Das Discount-Geschäft wird immer stärker zu einem Trend und zu einer Alternative, um Lebensmittel einzukaufen», sagt Aldi-Suisse-Chef Jérôme Meyer im Gespräch mit 20 Minuten.

Aldi Suisse

Darum gehts

  • Aldi eröffnet am 26. August an der Zürcher Bahnhofstrasse eine neue Filiale.

  • Diese hat zwei Stöcke, ein neues Design und bietet viele frische Produkte.

  • 20 Minuten hat mit Aldi-Suisse-Chef Jérôme Meyer über seine Pläne und Vorurteile gegenüber Discountern gesprochen.

Am Donnerstag eröffnet Aldi an einer Top-Lage in Zürich unmittelbar bei der Bahnhofstrasse eine neue Filiale. Der zehnte Aldi-Laden in der Stadt ist die wohl exklusivste. Im Interview mit 20 Minuten spricht Aldi-Suisse-Chef Jérôme Meyer über günstige Ware an der Luxus-Shopping-Meile mit astronomischen Mieten.

Discounter an der Luxus-Shopping-Meile – wie passt das zusammen?
Bei uns kaufen Menschen aus allen sozialen Schichten ein. Daher passt eine Filiale an der Bahnhofstrasse zu uns. Wir wollen an der Lage alle ansprechen – ob Touristen oder Menschen, die grad Mittagspause machen.

Trotz Top-Lage bleibt Aldi ein Discounter...
Das Discount-Geschäft wird immer stärker zu einem Trend und zu einer Alternative, um Lebensmittel einzukaufen. Wir bieten qualitativ hochwertige Produkte an. Solche sollen aber kein Luxus und für jeden erschwinglich sein. Auch Menschen mit höherem Einkommen möchten wissen, wofür sie ihr Geld ausgeben.

Seit über 17 Jahren bei Aldi

Jérôme Meyer ist seit vergangenem Oktober Chef von Aldi Suisse. Mittlerweile ist er seit rund 17 Jahren für den Discounter tätig. In München studierte der im französischen Elsass geborene Bauernsohn Agrarwissenschaften. 2004 stieg er als Regionalverkaufsleiter bei Aldi Süd ein und kam 2007 in die Westschweiz, wo er die erste Filiale von Aldi Suisse eröffnete. Meyer ist 41 Jahre alt und wohnt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Fribourg. Demnächst zieht er in die Ostschweiz um. Dann ist er in der Nähe des Aldi-Hauptquartiers in Schwarzenbach im Kanton St. Gallen.

«Geiz ist geil» soll die gehobene Kundschaft anlocken?Dieses Prinzip finde ich nicht gut. Und das war auch noch nie unser Ansatz bei Aldi.

Sondern?Mit diesem Laden wollen wir zeigen, dass Einkaufen beim Discounter in einer angenehmen Atmosphäre möglich ist. Wir haben eine moderne Ladeneinrichtung, eine Top-Auswahl und bespielen Themen wie Frische, Nachhaltigkeit und Tierwohl sehr stark in diesem Laden. Das wollen wir im Herzen von Zürich zeigen.

Aldi will den Billig-Ruf abschütteln?Wir sind stolz, ein Discounter zu sein. Aber wir wollen das Bild, das die Leute von einem Discounter haben, ändern und Vorurteile abbauen. Man soll uns in Verbindung bringen mit einer Top-Qualität zu günstigen Preisen bei einem überschaubaren Sortiment. Wir wollen zeigen, dass im Discounter einkaufen cool ist. Das ist unsere Mission.

Günstige Ware an Top-Lage mit astronomischen Mieten. Ist das rentabel?Die Preise unserer Artikel in der Filiale an der Bahnhofstrasse sind die gleichen wie in allen Aldi-Filialen. Doch wir rechnen mit einer höheren Kundenfrequenz. Auch in anderen Läden in Innenstädten haben wir viele Kunden. Daher rentieren sich solche Filialen, auch wenn die Mieten deutlich höher sind.

Plant Aldi noch mehr Filialen an Top-Lagen?Auch in Bern werden wir bis Ende Jahr je eine Filiale an der Spitalgasse und bei der Zytglogge eröffnen. Die urbane Expansion hat bei uns Priorität.

Sind die Zeiten vom Discounter im Industriequartier also vorbei?Wir haben ausserhalb der Städte immer noch Discounter, wo man mit dem Auto hinfährt. Aber in unserem Filialnetz haben wir weisse Flecken, vor allem in den Innenstädten. Es ist ein Bedürfnis, dass man auch in der Stadt im Discounter einkaufen kann – ohne Auto.

Das ist Aldi Suisse

Aldi Suisse betreibt 220 Filialen in der Schweiz und beschäftigt über 3800 Mitarbeitende, rund 215 davon sind Lernende. 2019 machte der Discounter einen Umsatz von knapp 2,3 Milliarden Franken. Über die Umsatzzahlen 2020 schweigt Aldi. Allerdings konnte der Discounter 300 neue Arbeitsplätze im Corona-Jahr schaffen.

Die neue Filiale hat zwei Etagen. Braucht ein Discounter das?Die perfekte Filiale für uns hat 1000 Quadratmeter mit vier Gängen auf einer Ebene. Doch Lokale mit einem solchen Grundriss zu finden, ist schwierig. Daher hat die Filiale an der Bahnhofstrasse eben zwei Etagen. Das ist der einzige Grund. Mit seinem neuen Design, dem modernen Ausbau und dem vergrösserten Frische- und Convenience-Bereich ist der Laden unser Vorbild.

Die älteren Läden werden also auch umgebaut? Die meisten Läden sehen seit unserem Schweizer Marktstart 2005 gleich aus. Das wollen wir nun ändern und alle Filialen umbauen. In der Ostschweiz sind schon fast alle umgebaut. Das neue Ladenkonzept kann mit Läden der Konkurrenz locker mithalten.

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