Pornosperren: Wissen Swisscom & Co. bald, wer Internet-Pornos konsumiert?

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SMS für JugendschutzWissen Swisscom & Co. bald, wer Internet-Pornos konsumiert?

Kinder und Teenager sollen vor pornografischen Inhalten im Netz geschützt werden. Wie genau, ist aber noch unklar. In Bundesbern kursiert dazu neuerdings die Idee einer Altersprüfung per SMS und SIM-Karte.

Motionär Nik Gugger ist in erster Linie glücklich, dass der Ständerat seinen Vorstoss weiterverfolgt. Für die Umsetzung schweben ihm mehrere Varianten vor.
«Es geht nicht, dass Telekomfirmen wissen, wer eine Pornoseite besucht hat», sagt Tobias Vögeli, Präsident der jungen Grünliberalen.
Pornoseiten sollen für Jugendliche unter 16 Jahren nicht mehr zu erreichen sein. Das will die Kommunikationskommission des Ständerates.
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Motionär Nik Gugger ist in erster Linie glücklich, dass der Ständerat seinen Vorstoss weiterverfolgt. Für die Umsetzung schweben ihm mehrere Varianten vor.

20min/Simon Glauser

Darum gehts

  • Das Parlament berät darüber, wie Kinder vor sexuellen Inhalten im Internet geschützt werden können.

  • Neu soll der Telekomanbieter eine Pornosperre einbauen, wenn ein Handy an eine Jugendliche Person verkauft wird.

  • Auch ein Altersabgleich mit einem SMS-Code steht zur Diskussion. Netzsperren, wie ursprünglich gefordert, sind aber vom Tisch.


Das Pop-Up, das Besuchende von einschlägigen Seiten nach dem Alter fragt, dürfte vielen im Land bekannt sein. Und genau so schnell wie es aufploppt, ist es auch wieder weggeklickt. Ob die Person vor dem PC oder Handy über 18 ist, wird nicht wirklich überprüft. Das soll sich nun ändern.

Künftig sollen die Betreiber von Seiten mit sexuellen Inhalten verifizieren, ob die Besuchenden tatsächlich alt genug für ihre Inhalte sind. Zur Diskussion steht in Bundesbern eine Zwei-Faktor-Authentifizierung per SMS-Code. Betroffen wären sämtliche Personen im Land, die gelegentlich nackte Tatsachen im Netz geniessen.

FDP-Ständerat will «keine chinesischen Zustände»

Die ständerätliche Kommunikations-Kommission hat einen Vorstoss von Nationalrat Nik Gugger im Grundsatz angenommen. Allerdings will das Gremium keine Netzsperren wie ursprünglich gefordert. Kommissionspräsident Hans Wicki (FDP) sagt: «Damit wäre man schnell bei chinesischen Zuständen, die niemand in der Schweiz will.»

Motionär Nik Gugger ist glücklich, dass sein Vorstoss weiterverfolgt wird. «Ich bin froh, dass beim Schutz von Jugendlichen vor Pornos der Bedarf erkannt ist», sagt er. Gugger schweben mehrere Varianten der Umsetzung vor.

Im Fokus steht für ihn eine SMS-Lösung via SIM-Karte, sagt er. Konkret: Wer eine Pornoseite aufruft, muss seine Handynummer eingeben. Dann erhält die Person ein SMS mit einem Code zum Einloggen. Der Netzanbieter wisse, ob die Handynummer auf jemanden registriert ist, der älter als 16 Jahre ist, so Gugger.

Telekom-Branche plädiert für internationale Lösung

Das dürfte in der Praxis aber schwer umzusetzen sein. Christian Grasser, Geschäftsführer des Verbands der Telekommunikationsunternehmen, sagt: «Die Alterskontrolle ist Aufgabe der Betreiber der Webseiten und nicht der Telekomunternehmen, die lediglich den Zugang zum Internet bereitstellen.»

Die meisten Anbieter von Internetpornografie befänden sich zudem gar nicht in der Schweiz, sondern im Ausland. «Eine technische Lösung zur Alterskontrolle müsste daher international umgesetzt werden», so Grasser, der Swisscom, Sunrise & Co. vertritt.

Eine Alterskontrolle per SMS sei aus Sicht des Verbands zudem «nicht wirksam». Unter anderem auch wegen des Datenschutzes, da so ersichtlich sei, welche Webseiten genutzt werden.

Welche Variante würdest du unterstützen?

Gugger kann sich indes weitere Methoden zur Porno-Sicherheit vorstellen – etwa das französische Modell, das ebenfalls per SMS-Code funktioniert. Aber der Altersabgleich passiert hier nicht direkt beim Netzbetreiber, sondern bei einer Drittstelle.

Ebenfalls prüfenswert sei ein Altersnachweis via Kreditkarte. Allerdings wurde hier schon im Vorfeld bemängelt, dass es für Jugendliche relativ leicht ist, an die Daten der elterlichen Kreditkarte zu gelangen.

Grünliberaler: «Das ist Verhältnisblödsinn!»

Der Ständeratskommission schwebt vor, die Eltern vermehrt in die Pflicht zu nehmen. Kommissionspräsident Wicki sagt: «Wenn eine unter 16-jährige Person ein Tablet, Handy oder Ähnliches erhält, kaufen das ja in der Regel die Eltern. Beim Kauf erfährt der Provider also, dass das Gerät an eine jugendliche Person geht. Dann muss der Provider sicherstellen, dass der Zugang zu pornografischen Seiten auf dem Gerät gesperrt werden kann.»

Altersabgleiche per SMS – egal ob via Telekom-Anbieter oder einer Drittstelle – findet JGLP-Präsident Tobias Vögeli inakzeptabel. «Wir sind für das Prinzip der Datensparsamkeit», sagt er. Die Gruppe der unter 16-Jährigen sei zudem relativ klein. «Für ihren Schutz einen grossen Apparat aufzubauen, ist Verhältnisblödsinn. Dagegen würden wir uns wehren.»

Der Ständerat behandelt Guggers Vorstoss voraussichtlich am 6. Juni. Dass es keine hundertprozentig sichere Lösung gibt, Jugendliche am Pornokonsum zu hindern, ist allen Beteiligten klar, wie sie sagen.

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