Schlagabtausch - Wissenschaftler schiessen auf Twitter gegen Daniel Koch und Alain Berset

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SchlagabtauschWissenschaftler schiessen auf Twitter gegen Daniel Koch und Alain Berset

Bundesrat Berset sagt in einem Interview, er habe «die Wissenschaft zu wenig hinterfragt.» Jetzt schlagen Wissenschaftler zurück und üben scharfe Kritik.

Gesundheitsminister Alain Berset gab in einem Interview mit «SRF» Fehler im Masken-Wirrwar zu. Er habe zu Beginn «die Wissenschaft zu wenig hinterfragt».
Dafür erntet Berset auf Twitter prompt Kritik.
Epidemiologe und ehemaliges Taskforce-Mitglied Christian Althaus wirft Berset vor, die Wissenschaft ignoriert zu haben.
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Gesundheitsminister Alain Berset gab in einem Interview mit «SRF» Fehler im Masken-Wirrwar zu. Er habe zu Beginn «die Wissenschaft zu wenig hinterfragt».

20min/Jan-Dino Kellenberger

Darum gehts

  • Bundesrat Berset sagt in einem Interview, er habe «die Wissenschaft zu wenig hinterfragt.»

  • Zwei ehemalige Taskforce-Mitglieder wehren sich auf Twitter gegen die Aussage.

  • Ex-Taskforce-Mitglied Christian Althaus wirft Berset vor, die Wissenschaft ignoriert zu haben.

Die Aussagen von Alain Berset in der «SRF»-Fernsehsendung «Gredig direkt» ziehen den Zorn von Taskforce -Mitgliedern auf sich: Bundesrat Berset räumt im Interview Fehler im Masken-Wirrwarr ein und sagt, er habe «die Wissenschaft zu wenig hinterfragt». Das habe dazu geführt, «dass wir behauptet haben, dass Masken sogar schädlich sein könnten».

Auf Twitter wehrt sich nun die Wissenschaft gegen die Aussage des Gesundheitsministers. Dominique de Quervain und Christian Althaus sind sich einig, dass zu Anfang der Pandemie nicht die Wissenschaft, sondern die Gesundheitsbehörden ungenügend hinterfragt worden seien. «Und die Gesundheitsbehörde in der Schweiz (BAG) ist Herrn Berset unterstellt», so de Quervain.

Beide Wissenschaftler sind ehemalige Taskforce-Mitglieder, die diese jedoch mittlerweile verlassen haben. Dominique de Quervain begründete seinen Austritt damit, dass er sich in ein «politisches Korsett» gezwängt fühlte.

Der Epidemiologe Althaus erklärt, die Taskforce habe im Gegensatz zu den Gesundheitsbehörden bereits drei Wochen nach ihrer Einberufung auf die Schutzwirkung von Masken hingewiesen. Ihr Nutzen sei «primär von der eigenen Gesundheitsbehörde und dem ehemaligen Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten» bestritten worden. Damit verpasst Althaus dem pensionierten Daniel Koch einen Seitenhieb. Koch wurde für seine Aussage, dass Masken nichts bringen, kritisiert.

Althaus geht so weit, zu sagen, die Wissenschaft sei «ignoriert» worden: «Im Protokoll (der Taskforce) wurde Folgendes angefügt: Es wird aber klar festgehalten, dass ein allfälliger Entscheid zum Tragen von Masken aufgrund des Druckes von aussen auf der politischen Stufe gefällt wird und nicht aus epidemiologischer Sicht», twittert Althaus. Bersets Aussage im Interview reihe sich ein in «eine Reihe weiterer merkwürdiger Äusserungen».

So habe Berset gesagt, dass man Ende Januar und Anfang Februar noch nicht gewusst habe, dass das Virus sich von Mensch zu Mensch übertrage. Und er habe behauptet, dass er von der Taskforce erst spät über die epidemiologische Entwicklung im letzten Oktober gewarnt worden sei. Beide Aussagen seien «nachweislich falsch».

Der kritisierte Daniel Koch verteidigt sich gegenüber dem «Blick»: «Ich glaube nicht, dass die Haltung zu den Masken zu Anfang der Krise ein Fehler war.» Damals sei es sinnvoll gewesen, sich auf Social Distancing und Händewaschen zu konzentrieren. Koch interpretiert Bersets Aussage jedoch nicht als Kritik an ihm: «Ich fand das Interview hervorragend», sagt er.

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