Zoll-Entscheid: Droht ein neuer Schwarzer Montag an den Börsen?

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ZollhammerTrump lässt Börsen beben – droht ein Schwarzer Montag wie 1987?

Investoren und Analystinnen blicken gebannt auf den Wochenanfang nach dem Zollschock. Sie erwarten «einen der interessantesten Tage der US-Wirtschaftsgeschichte».

Die Börsenkurse sind weltweit tiefrot und könnten am Montag weiter fallen.
Der bekannte Moderator der Sendung Mad Money, Jim Cramer, warnt vor einem Kurssturz wie am Schwarzen Montag 1987.
Damals fielen die Aktienkurse an einem Tag drastisch, in den USA um fast 23 Prozent.
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Die Börsenkurse sind weltweit tiefrot und könnten am Montag weiter fallen.

AFP

Donald Trumps Zölle: Darum gehts

  • Die US-Zölle haben die Börsen weltweit erschüttert.

  • Ein Analyst warnt vor einem möglichen Schwarzen Montag wie 1987.

  • Er rät aber auch zur Besonnenheit.

Donald Trumps nahezu universeller Zollhammer sorgte für ein Minus an allen Märkten. Der US-Aktienindex S&P 500 fiel am Donnerstag und Freitag um mehr als fünf Billionen US-Dollar, so viel wie seit Corona nicht mehr. Die UBS-Aktie verlor zwischenzeitlich zehn Milliarden, die Roche-Aktie 18 Milliarden.

Der brutale Ausverkauf ist die Folge der Angst vor Inflationsverschärfung und weniger Wirtschaftswachstum. Davor warnte am Freitag auch US-Notenbankchef Jerome Powell. Kommt es jetzt noch schlimmer? Jim Cramer, der Moderator der Sendung Mad Money auf «CNBC», warnt vor einem neuen Schwarzen Montag.

«Es fühlt sich an wie einer dieser Vor-Crash-Momente am Schwarzen Montag 1987», sagte der erfahrene Marktkommentator. Damals verlor der US-Aktienmarkt an einem Tag fast 23 Prozent, einer der grössten Verluste.

Cramer polarisiert. Skepsis ihm gegenüber kann sinnvoll sein. Das zeigt ein Tracker, der gegen seine Empfehlungen wettet und Berichten zufolge 2024 eine Rendite von 48 Prozent erzielte. Cramer riet auch, nicht in Panik zu geraten. Schliesslich erholten sich die Märkte 1987 innerhalb eines Jahres.

Er wolle keine Wiederholung von damals, schreibt Cramer auf X. Doch er erinnere sich gut an 1987. «Wir kamen uns wie Idioten vor, weil die Woche vor dem Crash so schlimm war und wir zu spät verkauft haben.»

Hedgefonds-Manager Bill Ackman twitterte am Samstag: «Der Montag wird einer der interessantesten Tage der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte.»

Vieles deutet auf einen weiteren Kurssturz hin. Die Wetten auf den Kursverlauf des Montags sehen ein Minus von fast sechs Prozent auf die wichtigsten US-Aktienindexe voraus. Wenn das passiert, werden viele grosse Anleger ihre Titel auf den Markt werfen müssen, weil sie von den Banken sogenannte Margin Calls erhalten. Das heisst: Ihre Risiken sind nicht mehr gedeckt und die Bank verlangt, dass Cash nachgeschossen wird. Das sind Vorboten für einen Börsen-Crash wie 1929, 1987 und 2008, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.

Warum ist der Aktienkurs wichtig?

Auch für Menschen ohne Aktien ist die Entwicklung an der Börse wichtig: Denn die Pensionskassen investieren an der Börse. Zudem deutet ein fallender Kurs darauf hin, dass die Gewinne von Unternehmen in Zukunft wahrscheinlich sinken werden. Die Folge: weniger Investitionen und der Abbau von Arbeitsplätzen.

Für Aufsehen sorgte ein Video auf Trumps Social-Media-Portal Truth Social, das der US-Präsident am Freitag teilte. Darin heisst es, Trump lasse die Börse gezielt um 20 Prozent abstürzen, um die US-Notenbank zu niedrigeren Zinsen zu zwingen. Die Investorenlegende Warren Buffett unterstütze ihn dabei. 2024 verkaufte Buffett Aktien im Wert von 134 Milliarden Dollar.

Buffetts Investmentfirma widersprach umgehend. Ansonsten bleibt Buffett aber auffällig ruhig mit Investitionen. Analysten warten nun auf seine nächsten Schritte. Sollte er weiter abwarten, würde dies darauf hindeuten, dass er sich an die Smoot-Hawley-Zölle vom März 1930 erinnert, die «dem Aktienmarkt das Genick brachen und dazu beitrugen, die Welt in die Grosse Depression zu stürzen», sagt Steve Hanke, Professor für angewandte Wirtschaftswissenschaften an der Johns Hopkins University, zu «Business Insider».

Glaubst du, dass Trumps Zölle die Wirtschaft nachhaltig schädigen werden?

Finanz-Influencer Thomas Brandon Kovacs, der in den sozialen Medien als Sparkojote bekannt ist, glaubt ebenfalls, dass Trump mit den Zöllen die US-Notenbank indirekt zu tieferen Zinsen zwingen will. Das würde die Wirtschaft ankurbeln und das Refinanzieren von Schulden vergünstigen, sagt Kovacs zu 20 Minuten.

Kovacs glaubt noch nicht an einen schwarzen Montag. Allerdings sieht auch er die Gefahr, dass grosse Anleger wegen Margin Calls Aktien verkaufen müssen. Er sagt: «Am Montag werden die Börsen wie letzte Woche massiv einstecken.»

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