Zollhammer«Wer die Wirtschaft stärken will, macht keine solche Zollpolitik»
Die Wirtschaft versprach sich von Donald Trump Deregulierung und weniger Steuern. Doch er macht das Gegenteil. Jetzt droht ihm grosser Druck.
Donald Trumps Zölle: Darum gehts
Zölle belasten die US-Wirtschaft und könnten noch mehr Schaden anrichten.
Experten sehen keine klare Strategie hinter Trumps Zollpolitik.
Die Schweiz könnte weniger betroffen sein.
Donald Trump hat den Mittwoch zum Liberation Day ausgerufen und neue Zölle angekündigt. Doch schon die zuvor vom US-Präsidenten verhängten Zölle sind Gift für die Wirtschaft, sagt Stefan Legge, Head of Tax & Trade Policy an der Uni St. Gallen.
«Zölle sind nichts anderes als Steuern, die preisverzerrend wirken und dazu führen, dass sich der internationale Handel oft nicht mehr lohnt», so Legge. Die Folge: Länder wie die USA müssten ohne Importe die Waren selbst herstellen. Doch die Arbeitsteilung verschiedener Länder sei die Quelle des Wohlstands.
Der Schaden in den USA ist laut dem Handelsexperten wegen der Zoll-Verunsicherung schon jetzt gross und kann noch erheblich grösser werden:
«Die Konsumentenstimmung bricht ein, der US-Wirtschaft geht es schlechter.»
«Unternehmen halten sich wegen der Zollunsicherheit mit Investitionen zurück. Diese Investitionen sind verloren, weil man sie nicht rückwirkend beschliessen kann.»
«Die Wirtschaft hat sich von Trump Deregulierung und Steuersenkung versprochen. Doch er macht das Gegenteil. Die Gewinne an der Börse seit Trumps Wahlsieg sind jetzt wieder weg.»
Schlecht seien die Zölle auch für Kanada und Mexiko, die so abhängig von den USA seien wie kein anderes Land. Kanada stecke ohnehin in einer schwierigen Lage, das Pro-Kopf-Einkommen stagniere seit Jahren.
Was will Trump erreichen?
Legge kann keine Strategie erkennen. «Trump sagt, er will gegen China vorgehen, dann müsste er aber mit Mexiko, Kanada und anderen zusammenarbeiten. Und wer die Wirtschaft stärken will, macht keine solche Zollpolitik», sagt Legge. Trump handele so, als ob er immer noch ein New Yorker Immobilienhai wäre, der nur auf den nächsten Deal scharf sei.
Wichtig sei, dass die von Trumps Zöllen betroffenen Länder besonnen reagieren. «Solange der Rest der Welt weiterhin Interesse an freiem Handel hat, bleibt der Schaden ausserhalb der USA überschaubar», sagt Legge. Für die Schweizer Pharmaindustrie ist der US-Markt wichtig, doch auch wenn Schweizer Medikamente mit Zöllen teurer werden, kaufen Amerikaner sie grösstenteils weiter, ist Legge überzeugt.

Die Basler Pharmariesen Roche und Novartis erzielen einen grossen Teil ihres Umsatzes in Amerika.
20min/News-ScoutIn den USA dürfte der Druck auf Trump auch in seiner Partei gross werden. «Weil die Börsenkurse fallen, geht einflussreichen Personen der Bonus verloren, aber auch die einfachen Menschen sehen ihre am Aktienmarkt investierte Altersvorsorge bedroht.» Wie schnell sich der Wind drehen könne, sei an der verlorenen Richterwahl in Wisconsin zu sehen.
Franken-Schwäche bei Zöllen
Auch Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds, verweist auf die starke Marktstellung der Schweizer Chemie- und Pharmafirmen. Wenn die USA Importzölle einführen, könnten sie diese zum grossen Teil auf die US-Kundschaft überwälzen. Das gelte auch für Schweizer Firmen in anderen Branchen, so Lampart.
Der Franken dürfte sich dann gegenüber dem Dollar tendenziell abwerten, aber das solle die Nationalbank hinnehmen, um der Schweizer Exportwirtschaft zu helfen. Eine Teuerungsgefahr droht laut Lampart nicht.
Glaubst du, dass Zölle langfristig schaden?
Auch Rahul Sahgal geht trotz drohender Zölle von keinen grossen Schäden für die Schweiz aus. Der CEO der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer sagt: Trump legt etwas auf den Tisch, dann beginnt der Kuhhandel. Das werde zu anstrengenden Verhandlungen führen, aber die Schweiz habe gute Argumente. So investiere und produziere die Schweizer Pharmabranche viel in den USA.
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