Baden: Lokalpolitiker findet 200 Parkplätze mehr als gedacht

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Zu FussLokalpolitiker hat in Baden 200 Parkplätze «gefunden»

In Baden diskutiert die Stadt über einen Parkplatz-Abbau – doch wie viele Parkplätze tatsächlich in der Stadt vorhanden sind, wusste niemand so richtig. Lokalpolitiker Till Schmid (33) ging deshalb zählen.

Till Schmid (33) von der Partei «Team Baden» zählte die öffentlichen Parkplätze in Baden.
Auf zahlreichen Spaziergängen prüfte er, ob die Anzahl Parkplätze vor Ort mit der Zählung ab den Luftaufnahmen von Open Streetmap übereinstimmen.
Er verband die Zählungen mit Spaziergängen mit seinem Baby.
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Till Schmid (33) von der Partei «Team Baden» zählte die öffentlichen Parkplätze in Baden.

20min/Taddeo Cerletti

Darum gehts

  • Lokalpolitiker Till Schmid hat in Baden 200 zusätzliche Parkplätze entdeckt.

  • Er zählte die Parkplätze zu Fuss und nutzte Luftbilder, um genaue Zahlen zu erhalten.

  • Die Stadt Baden plant, einige Parkplätze abzubauen, was zu hitzigen Diskussionen führte.

  • Schmid möchte mit seiner Zählung eine sachliche Diskussionsbasis schaffen.

Wer suchet, der findet – das dachte sich wohl auch Till Schmid. Der 33-Jährige, der für die Partei «Team Baden» im Parlament sitzt, ist auf Parkplatz-Pirsch gegangen. Mit Luftbildern, Turnschuhen und dem frisch geborenen Nachwuchs im Kinderwagen hat er die Parkplätze der Stadt gezählt. Sein Fazit: «Es sind mehr als bisher angenommen.»

Schmid spricht von 1597 oberirdischen Parkplätzen im städtischen Inventar – das sind rund 200 mehr, als die Stadt bisher angenommen hat. Von den zusätzlich «gefundenen» Parkplätzen hat Till Schmid jedoch etwa die Hälfte in Turgi gezählt – das Dorf fusionierte Anfang 2024 mit Baden, die letzten Parkplatz-Zahlen von Baden stammen aber von 2022.

Insgesamt komme Till Schmid auf 5181 öffentlich zugängliche Parkplätze im ganzen Stadtgebiet, wenn man jene in Parkhäusern und solche, die sich nicht im städtischen Eigentum befinden, dazu zählt.

Stadtrat hatte zugegeben, dass er keine Zahlen hat

«Die Debatte darf also ruhig etwas entspannter geführt werden», sagt Till Schmid zum «Badener Tagblatt». Denn derzeit wird hitzig um die oberirdischen Badener Parkplätze diskutiert: Die Stadt will dieses Jahr einige abbauen.

«Die Idee mit der Zählung entstand während einer dieser Debatten im Einwohnerrat», schildert Till Schmid gegenüber 20 Minuten. «Der Stadtrat hat zugegeben, dass er eigentlich gar nicht so genau weiss, wie viele oberirdische Parkplätze die Stadt hat.»

Till Schneider von «Team Baden» zählt die öffentlichen Parkplätze in Baden nach, um zu schauen, ob seine Berechnung mit Open Streetmap stimmt.
26.03.2025

Till Schneider von «Team Baden» zählt die öffentlichen Parkplätze in Baden nach, um zu schauen, ob seine Berechnung mit Open Streetmap stimmt. 26.03.2025

20min/Taddeo Cerletti

Dass ohne Datengrundlage viel diskutiert wurde, habe ihn gestört. «Da dachte ich, so schwierig kann das nicht sein. Ich kenne die Karten von OpenStreetMap und wusste, dass es aktuelle Luftbilder gibt. Also begann ich zu kartieren. Bei gewissen Luftbildern sah man wegen der Bäume die Parkplätze aber nicht so gut.» Also opferte Till Schmid seine Weihnachtsferien, um die Badener Strassen abzuschreiten. «Ich wurde kürzlich Vater und es deckte sich dann ganz gut mit den Kinderwagen-Spaziergängen.»

Die erhobenen Zahlen hat er dann fein säuberlich auf OpenStreetMap festgehalten. Die Daten sind öffentlich einsehbar.

Team Baden will keine ideologischen Grabenkämpfe

«Jetzt haben wir alle öffentlichen Parkplätze erfasst», sagt Schmid. Er sei sich ziemlich sicher, dass die Zahlen nun präzise sind. Seine Partei setzt sich für eine sachliche Diskussion ein.

«Wir wollen keine Parkplätze vernichten, es geht auch nicht um ideologische Grabenkämpfe. Die Motivation für die Aktion war wirklich zu sehen, wie viel wir haben, damit wir eine Diskussionsbasis haben, und auch um abschätzen zu können, wie wir sie effizient nützen können.»

Das «Team Baden» ist links-liberal eingestellt und entstand aus einer Abspaltung der FDP. «Ich anerkenne das öffentliche Interesse am Parkieren und dass Parkplätze auch für die Gewerbler wichtig sind. Aber wenn oberirdische Parkplätze abgebaut werden, ist das ja nicht einfach ‹für lustig›, sondern sie werden umgenutzt. Denn es gibt auch noch andere öffentliche Interessen, etwa Veloinfrastruktur, Begrünung oder Attraktivität der Stadt. Manchmal macht ein Velostreifen mehr Sinn als zehn Parkplätze.»

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Private können auch Parkfelder «vernichten»

Im Einwohnerrat sei schon mehrmals über eine Stunde lang über den Abbau von einzelnen Parkplätzen diskutiert worden. «Dann hält jede Partei noch ihr Votum, dabei müsste man das Parkplatzangebot im Verhältnis zu allen Parkplätzen sehen, auch jenen in den Parkhäusern.» Dort könnten die privaten Eigentümer nämlich auch einfach Parkfelder «vernichten». «Sie schreiben zehn Parkplätze neu als ‹vermietet› an und niemand merkt es, da diskutiert auch niemand darüber», so Schmid. Deshalb appelliert er an alle, die Diskussion etwas entspannter zu führen.

Seine Zählung hatte ihn wegen der Miet-Parkplätze auch in alle Badener Parkhäuser geführt. «Und das waren nicht wenige! Ich habe alle vermieteten Felder gezählt und von den auf den Webseiten angegebenen Zahlen abgezogen. Jetzt stimmt es, aber ich muss die Zählung wiederholen, damit die Daten aktuell bleiben.»

Übrigens: Die OpenStreetmap-Karte kann von jedem ergänzt werden. «Andere können auch mithelfen, die Daten dort aktuell zu halten. Also wenn jemand sieht, dass in Baden Parkplätze geschaffen oder aufgehoben werden, bitte eintragen!»

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